Kapitel 26 •Eine lange Autofahrt•

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„Weißt du eigentlich, dass du mich nervst?", fragte ich ihn, während ich meine Kopfhörer samt Handy in meine Tasche verstaute. „E di. (Ich weiß.)", antwortete Arianit. „Und was du denkst ist mir eigentlich auch egal.", fuhr er fort. „Was willst du eigentlich, alter? Ich habe ehrlich keine Zeit.", meinte ich nach wenigen Sekunden. „Hallo sagen.", erwiderte er. Kurz daraufhin drehte ich mich weg. „Oj ti, kthehu shpejt und steig ein. (Hey du, dreh dich sofort um und...) A u kuptum? (Haben wir uns verstanden?)", rief er mir ernst hinterher. Ich spürte die Blicke der Passanten und schämte mich wegen der Aktion. „Was zum- warum?!", rief ich im angemessenen Ton zurück. Er verdrehte bloß seine Augen, griff nach meiner Hand und zog mich ins Auto. „Nit, spinnst du?! Lass mich los!", schrie ich aufgebracht mit einem Voicecrack. Er gab nur ein ‚Diggah' von sich und schob mich ins Auto rein. „Dir ist doch klar, dass du nicht allein raus solltest, oder?", meinte er nach einer Weile. „Oke, cool.", antwortete ich ihm daraufhin. Merkt man, dass ich genervt bin? „Pasha zotin, bane e ma ban edhe niher rrafsh, kryt ta thej. (Bei Gott, solltest du nochmal so ‚hässlich' antworten, brech ich dir dein Genick ^^in anderen Worten^^)", sagte er streng. Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und dachte nur an die Waffe im Wald. Er könnte mir tatsächlich etwas antun - wenn er wollen würde. Wie kann es sein, dass Aldina so süß ist? Er ist ein Monster im Gegensatz zu ihr! „Diggah, warte mal. Woher wusstest du, dass ich zu dem Zeitpunkt die Wohnung verlasse und wohin ich gehe?", fragte ich ihn verwirrt. „Leo hat befürchtet, dass du dich allein auf dem Weg machst. Er wollte dich aber testen. Gestern Abend informierte er mich mit den Details.", antwortete er. Seinen Blick wandte er keinmal von der Straße ab. Ich hingegen sah ihn öfters an - vor allem, wenn er anfing zu reden. Nachdem ich meinen Blick auf die Straße richtete, seufzte ich und hoffte, dass ich so schnell wie möglich im Büro ankomme. Er ist unerträglich! [...] Gott, wie sehr ich Stau am morgen hasse! Vor allem in der Stadt... furchtbar! Und ich bin mit Arianit gefangen! Arghhhh... „Ich steig aus.", meinte ich genervt, schnallte mich ab und wollte die Beifahrertür aufmachen. Arianit zog jedoch einen Strich durch die Rechnung und schloss die Türen. Was ein Psycho! „Geht's dir gut? Ich muss zur Arbeit! Und guck mal, es ist einfach schon nach 8, dabei wollte ich heute früher Feierabend machen, aber neinnnnn du musstest ja auftauchen und meinen Plan kaputt machen. Danke dafür!", motzte ich ihn genervt an.
»Arianit's Sicht«
Ya Allah. Warum musste ich diese Frau kennenlernen? Ich schüttelte bloß genervt meinen Kopf und gab nichts anderes von mir. Das einzige was ich still tat, war mein Handy entsperren, auf Spotify gehen und irgendein Lied in meiner Playlist auszuwählen. Dass das Auto vor uns einwenig weiterfuhr, merkte ich gar nicht. „Fahr doch.", zickte mich Loresa von der Seite an. Ich fuhr ein Stück vor und sah sie dann an. Sie richtete wütend ihre Brille und sah stur nach vorn. Ich wandte meinen Blick wieder ab und klickte auf das „zufällig" Button: Dafina Zeqiri ft. Muma - Pa ty. Ich erhöhte einwenig die Lautstärke, sodass es noch angenehm war. In der früh etwas krasseres anzumachen pack ich gar nicht - das Lied ist für den Anfang perfekt...
»Loresa's Sicht«
Ma baby you gone...! sang Dafina ihren Part zu Ende, welchen ich leise mitsummte. Dikur thonim fjalet ma te mira, sot thjesht i kujtojm, sot thjesht i kujtojm... Ich sah etwas schockiert zu Arianit und sagte: „Omg, ist es nicht dieses eine Lied von Blero und dingssss - Shkurta?" Er nickte leicht lachend, was ein ‚Ja' heißen sollte. „Alter, das Lied habe ich voll vergessen, oidaaa hilfe muss das direkt auf meine Playlist packen!", meinte ich daraufhin. „Titel?", fragte ich kurz und knapp. „Schreib Blero - 5.", antwortete er mir. Ich dankte ihm kurz und tippte los. Hab's! Damals habe ich dieses Lied überall in Kosovo gehört - sei es im TV, oder in der Stadt. An die Lyrics konnte ich mich nicht gut erinnern, aber das hinderte mich nicht daran das Lied mit Herz und Seele mitzufühlen. Arianit lachte bloß und meinte: „Me ty po knaqka njeri n'Club (Mit dir hat man bestimmt Spaß im Club)." Ich grinste ihn an und sagte: „Lass zusammen gehen. Aber nur wo albanische Lieder laufen!" Er nickte lachend und machte die Musik lauter. „Zum Abschluss wähle ich ein Lied!", rief ich und nahm sein Handy, um eins auszusuchen. Kida ft. Ledri - Tdu - ich sang laut mit, während Arianit mich musterte. „Kann es sein, dass du zu allen Liedern die Lyrics kennst?", fragte er mich ernst. „Das fragt mich jeeeeeeder!", gab ich ehrlich zu und lachte. Als ich wieder nach vorn sah, merkte ich, dass wir schon beim Büro angekommen sind. „Hier irgendwo, oder?", hackte er nach und suchte nach einer Möglichkeit, um zu parken. Ich erwiderte ein kurzes ‚Ja' und drehte die Musik leiser, damit er sich beim Einparken konzentrieren kann. Wir stiegen beide aus und er kam rüber zum Bordstein. „Um wie viel Uhr hast du aus?", fragte er mich und zog sein Handy aus der Hosentasche. „Naja, ungefähr um 18 Uhr. Wieso?", antwortete ich. „Passt, komme dich abholen.", versicherte er mir. Ich verdrehte meine Augen. Bin nämlich immer noch der Meinung, dass ich keinen Babysitter brauche...
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