Kapitel 3 •Eine kleine Lüge•

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„Was ist mit unserer Tochter passiert?", sprach der ältere Herr aggressiv. Wie soll ich ihm das nun beichten? Ich fing vorsichtig an: „Ich bin mit dem Auto an der großen breiten Straße gefahren. Es fing an nebliger zu werden und das Regnen hörte kaum auf." Ich hörte kurz auf, um zu überlegen, was ich nun als nächstes sagen sollte. Die beiden sahen mich an und warteten, sodass ich meinen Satz beenden könnte. „Jedenfalls lag ihre Tochter auf der Straße. Ich hielt sofort an und rief den Krankenwagen. Wahrscheinlich hat der Schuldige Fahrerflucht begangen." Die Mutter hielt sich die Hand vor dem Mund und der Vater sah mich bloß an. „Vielen Dank.", sprach der Herr im ruhigeren Ton. Diesen Dank verdiene ich doch gar nicht. Ich lügte beiden ins Gesicht. „Thuj qe munet me shku nshpi djali, ska nevoj me nejt tash ktu per Loresen se garant u lodh perveti. (Sag ihm, dass er nach Hause gehen kann. Er muss hier nicht für Loresa bleiben, weil er bestimmt erschöpft ist.)", flüsterte die Mutter. Der Herr wollte soeben anfangen zu sprechen, doch ich unterbrach ihn lächelnd: „Kam qef me nejt e me prit Loresen. Ska lidhje per mu. (Ich möchte gern bleiben und auf Loresa warten. Habe kein Problem damit.)" Beide schauten sich an, lachten und reichten mir sofort die Hand. „Po fol shqip mor djal! (Rede doch albanisch, Junge!)", sagte der Vater und lächelte dabei. „Qysh e ki emrin? (Wie ist dein Name?)", fragte mich nun die Mutter. „Kujtim.", antwortete ich kurz. „Sehr schön!", sagte die Mutter lächelnd und man merkte leicht, dass sie wahrscheinlich nicht so gut deutsch reden konnte. Wir wurden kurz darauf von einem Arzt unterbrochen: „Sind Sie die Angehörigen der Loresa Gashi?"
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