2. /Begegnung/

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›ʙᴇɢᴇɢɴᴜɴɢᴇɴ ɪɴ ᴅᴇʀ ɴᴀᴄʜᴛ, (ꜱᴏʟʟᴛᴇɴ) ꜰᴏʀᴅᴇʀɴ ᴠᴏʀꜱɪᴄʜᴛ ᴜɴᴅ ᴀᴄʜᴛ.‹

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Auf den Spitzen ihrer Füße gesetzt, schleichen die Jungen durch die dunklen Gänge des Internats. Es ist Nachtruhe, jedoch ist ihre Vorsicht keine Pflicht. Denn in keiner Hausordnung dieses Gebäudes steht nieder, dass ein Verlassen der Zimmer in der Nacht untersagt sei.

Als sie das Ende von einem fast schon endlos erscheinenden Flur erreichen, stemmt Wooyoung sich schnell an die Tür. Sich voneinander lösend, erreichen die beiden Seiten eine sprengende Öffnung und stolpernd fällt der Junge dieser strömenden Nachtluft entgegen. Kaum berühren seine Füße den gepflasterten Weg, da hebt er schon seinen Kopf. Seine Nasenflügel gehen in einer langgezogenen Bewegung auseinander. Seine Lungenflügel füllen sich mit eindeutig kälterer, jedoch auch frischerer Luft, als sie im Gebäude vorzufinden war. Die Tür war anscheinend länger geschlossen. Drinnen sind die einst frischen Winde stehengeblieben und festgesetzt, scheinen sie mittlerweile einfach nur noch stickig. Er liebt es draußen.

Diese Kühle. Der zarte Wind, wie er wehend sein eh zerzaustes Haar immer weiter zerwühlt und bewegend den Knoten der ganzen Strähnen durchquert.
Diese Gefühle sind nach einem Traum des Schreiens und des festgesetzten Schweißes, einfach nur das Beste. Das Beste was ihn im jetzigen Moment widerfahren kann.

Hinter ihm hört er die schlaffen Schritte von Hongjoong. Leicht zuckend springen seine Mundwinkel in der scheinenden Dauer von Sekunden in die Höhe. Das Klacken bei jeder Senkung des Fußes vom Älteren, scheint ihm in der Nacht tatsächlich amüsanter als am Tage. Ob es vielleicht daran liegt, dass es in der schlafenden Stille, fast als einziges Geräusch, bestückend heraussticht?
Er weiß es nicht. Aber er will es auch gar nicht wissen.

Der Wind soll seine Haare ruhenlassen, lieber durch seine Ohren kriechen und dem Inneren seines Kopfes, endlich Ordnung bieten. Der Staub von festgesetzten, schmerzenden und nicht wollenden Erinnerungen, soll er beim anderen Ohr heraustragen. Dem Jungen somit endlich Ruhe und komplett erholsamen Schlaf bieten.

Während Wooyoung auch Schlappen an seinen Füßen trägt, durchbrechen jetzt insgesamt vier Füße mit ihrer Hebung und Senkung diese vollkommene Stille.
Es vergehen mehrere Minuten. Die Jungen legen immer mehr Weg zurück und dies schweigend. Hongjoong fühlt wohl gleich. Die Nacht ist unglaublich schön und solang Laternen mit ihrem Licht der kompletten Dunkelheit entgegenstrahlen, ist auch kein verkümmertes Gefühl von Angst zu erwarten.
Gerade erblickt Wooyoung eine Bank und spielt mit dem Gedanken, sich auf diese zu setzen und dann auch ohne Klacken von Schlappen und in entspannten Stillstand, diese harmonische Atmosphäre zu genießen, da erblickt er etwas.

In der Weite erkennt er drei Gestalten. Sie sind fern, er erkennt schwankend nur ihre Silhouetten. Diese Bewegungen, welche auf dem schmalen Weg oft nach links und rechts gehen, das leichte Humpeln und ab und zu der scheinbare Verlust vom Gleichgewicht, welcher durch ein Beugen nach vorne erkennbar ist, wirft Verwirrung auf. Sind die unter den Einfluss von Alkohol gesetzt?

Es ist noch Schulgelände und das Tor am Eingang sollte abgesperrt sein. Also was für sich cool fühlende Gangster haben sich, wahrscheinlich schon, am Samstagabend besoffen? Leicht rollend drehen sich die Augen des Jungen einmal aus ihrer festgesetzten Position.
„Komm Hongjoong, lass uns zurückgehen."
„Gute Idee. Ich würde nur ungern eine Modeshow der neusten Trends im Bereich Pyjama vorführen."
Leicht schmunzelnd schüttelt Wooyoung auf diese Aussage folgend seinen Kopf, als er noch schnell etwas erwidern will, scheint dies nicht möglich. Eine weitere Stimme unterbricht das Gespräch der beiden und sorgt bei ihrem bekannten Klang, für ein Zusammenzucken des Jüngeren.

Yeosang? Na dann, sind die anderen beiden Gestalten wohl San und Yunho.
Die kleinen Spieler, welche ohne Verstand mit Wörtern gegen Wooyoung werfen. Wobei er sagen muss, dass dies nicht von San ausgeführt geschieht. Er ist wie das fünfte Rad am Wagen. Die drei sind beste Freunde, aber Gelüst und Freude am Ärgern von Wooyoung haben nur zwei von ihnen gefunden.

„Vogelscheuche, bist du das?"

Der Jüngere will sich abwenden, endlich komplett umdrehen und somit schnellstmöglich hier weg, zurück in sein stickiges Zimmer. Jedoch sieht Hongjoong dies anders und greift sofort zur Verteidigung.
„Nein. Es sind Wooyoung und Hongjoong."
Schnell fällt sein Blick nochmal zum Älteren, er will nach dem Handgelenk von diesem greifen, da zuckt er abermals zusammen.

Wie konnten die besoffen nur so schnell sein und plötzlich schon genau und perfekt erkennbar, bei ihnen stehen?
„Oh Vogelscheuche, welch schöner Pyjama. Damit verschreckst du ja tatsächlich jeden, deinem Namen alle Ehre."
Während nun Yunho das Wort ergreift, kichert San noch hinter den beiden gelegen leicht vor sich hin.

„Was jetzt? Wollt ihr weiter mit Wörtern um euch werfen und euch freuen, oder einfach weitergehen?"

„Warum sprichst du eigentlich nicht Vogelscheuche, wir hören deine Stimme nur so selten. Immer spricht nur Hongjoong Verteidigung aus." Leicht zögernd und ängstlich stupst Wooyoung mit seiner Hand gegen die seines besten Freundes. Er will hier weg. Nein, er muss sogar. Diese dunkle Natur, dieser nur leicht von Lampen beleuchtete Weg, alles scheint ihm plötzlich so unglaublich grausam und gruselig.
„Ja genau wir wollen auch mal deine Stimme hören!" Zustimmend scheinen Yeosang und Yunho sich bei ihren Aussagen einig. Sein Blick ist nur zart, hoffentlich nicht gut erkennbar nach hinten gerichtet. Warum bewegt Hongjoong sich nicht? Seine Hand spürt es, die des anderen spannt sich an. Bitte handel nicht undurchdacht, sie wollten die drei doch ignorieren. Warum tun sie es dann jetzt nicht?

Plötzlich tritt San heraus. Er schiebt sich zwischen seinen beiden Freunden hindurch und steuert leicht schwankend Wooyoung an. Dieser dreht sich erschrocken um und sieht zu Hongjoong, dieser hat scheinend jedoch auch nur Fragezeichen über seinen Kopf schweben. Irgendwas stimmt hier nicht. Das läuft doch komplett falsch. Was macht San? Dieser war doch immer ruhig und scheinend wie Publikum, welches die andern beiden immer mitbringen. Aber jetzt? Wooyoungs Herz rennt. In seinem Bauch legt sich ein unangenehmes Kribbeln der Angst nieder. Immer schneller schlägt das Teil in seiner Brust und pumpt das Blut für eine mögliche Flucht versorgend durch seinen Körper.
San kommt zum Stehen. Genau vor Wooyoung.

„Habt ihr ihn letztes Mal nicht zerfledderte Vogelscheuche genannt? Dafür scheint seine Kleidung doch viel zu heile."

Der Blick von Wooyoung weitet sich. Was meint San denn jetzt damit? Was könnte er vorhaben? Was wird als Nächstes passieren?
Viele Fragen und auf eine gewisse Weise gewollt, bekommt er schnell die Antworten. Antworten die sein Leben verändern sollen und all diese Worte wie die Babys am Start einer Entwicklung erscheinenlassen.
San greift plötzlich nach dem Stoff von Wooyoungs Oberteil. Er zieht den Jungen nochmal näher zu sich und als er dann auch die zweite Hand angelegt hat, stößt er den, von den plötzlichen Bewegungen, leicht schwenkenden Körper voller Wucht und mit unglaublich starker Kraft von sich.

Wooyoung fliegt zurück, stolpert über einen Busch, welcher am Wegrand steht und fällt dann noch vom Schwung angetrieben zu Boden.
„Zwar nicht zerfleddert, aber so dreckig ähnelt er jetzt wenigstens mehr einer Vogelscheuche."

Alle schweigen. Wooyoung verspürt nur Schmerzen und gibt einen zischenden Schrei von sich, während er wahrnimmt wie sein Rücken vom Gestrüpp wohl komplett zerkratzt wurde.
Als Hongjoong plötzlich wieder bei sich scheint und panisch sofort zu seinen besten Freund rennt, diesem hilft, ertönt Gelächter.
San präsentiert voller Stolz sein Ergebnis des Stoßes und nach vorne gelehnt, stützen die andern sich vor Lachen haltend an ihren Oberschenkeln ab. Es ist lustig. Sie finden es zum Lachen. Dieses von Schmerzen verzerrte Gesicht des Jungen, als er voller Kraft und Hilfe aus den Strauch gezogen wird, es löst keinen Hauch von Mitleid in ihren Gefühlen aus. Und diese Wunden, welche die Äste und Stacheln an seinem Rücken kratzend geformt haben, werden dies auch nie. Selbst nicht, wenn sie als Narben der Ewigkeit einen Anblick der Erkennung offenbaren.

Erst lacht man nur mit...
...und irgendwann ist man
der Wortführer....

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bad words. | woosan  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt