30. /Schwächliches Ding/

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›ꜱᴏ ᴋᴏᴍɪꜱᴄʜ ᴜɴᴅ ᴜɴᴠᴇʀꜱᴛÄɴᴅʟɪᴄʜ. ᴡɪʟʟ ꜱᴄʜʟᴀꜰᴇɴ ᴜɴᴅ ɪꜱᴛ ᴋᴏᴍᴘʟᴇᴛᴛ ᴡᴀᴄʜ.‹

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Schlaffer Körper. Will sich nicht erheben. Erhascht, die Uhr fängt zum Ablesen bereit Zeiten auf, die dies dennoch einfordern. Versucht ihn anzuspannen und dem täglichen Ablauf Folge zu leisten. Kriegt es nicht hin.

Heute ist Freitag. Das Wochenende will er abermals mit San und dem Lesen verbringen.

In Verzweiflung gefangen, hat er es sich vorgenommen. In der Zeitspanne von zwei Tagen den Plan anzugehen. Die Umsetzung zu vollziehen. Würde am liebsten das Sträuben wählen. Weiß nicht wie er es angehen soll, kann aber genauso wenig die Kontrolle beibehalten. Verliert Kontrolle über seinen Verstand. Spricht manchmal einfach los.

Verflucht die auserwählten Worte schon nach Sekunden des Sprechens. Will Reaktion nicht wahrnehmen. Hat Angst vor San.

Dreht sich doch noch um. Irgendwie. Auf den Rücken. Starrt die Zimmerdecke an. Wie sie in der Ferne verschwimmt. Wie ein weißer Fleck der unkenntlich klaren Art, schon seit Jahrzehnten existent. Möglicherweise mit neuer Farbe bestrichen, um die grenzenlose Reine des gepflegten Eindruckes beizubehalten, aber möglicherweise auch nie beschädigt. Einfach dort. Unverändert. Von den Strahlen der Sonne leicht aus der ursprünglichen Färbung gerissen, ohne Auffälligkeit. Im sachten Wandel der Zeit so zart von keinem Auge aufgefangen.

Ist vertieft. Vegetiert vor sich hin. Lässt den Kopf abermals zur Seite fallen. Streckt seine Augen in die Höhe und zuckt zusammen. Setzt sich fast schon springend auf, weiß nicht, woher die Kraft kam oder wann sein Körper die Kontrolle seines Selbst zurückerlangte.

Er wird zu spät sein. Nein. Das darf nicht sein. Augenscheine, die durch pünktliches und alltäglich gleiches, einer Einhaltung hätten erspart bleiben können, werden auf ihn einfallen.

So zerbrechlich, verzweifelt und unbeholfen. Hievt sich letztendlich doch noch komplett auf und huscht minimal über den Boden schlitternd in das Bad. Hört die Bewegung seiner Füße auf dem Boden. Fühlt sich vom Körper wohl, ausgeruht und aktiv genug für einen möglicherweise noch gelungenen Tag. Kann im Geiste jedoch die Augen nicht offen halten. Sieht in den Spiegel. Schlägt sich Wasser ins Gesicht. Erkennt keine Augenringe. Müsste sich doch besser fühlen. Stellt den Hebel in die höchste Möglichkeit der blauen Richtung. Schlägt sich abermals Wasser ins Gesicht. Diesmal mit dem Gefühl an Eis. Spürt, wie seine Haut zieht. Sich anspannt und wie die Wasserpartikel von ihr abprallen. Ins Waschbecken hinabfallen, aufkommen, abspringen und dann verlaufend im Abfluss verschwinden.

Ergreift sein Handtuch. Geht es in seinem Kopf durch. War schon auf Klo. Hat sich möglicherweise entstandene Rückstände des Schlafes aus seinem Abbild gewaschen.

Muss sich noch anziehen und seine Tasche packen!

Zurück im Zimmer, schlittert er zu seinem Schrank. Kommt ins Stolpern. Fällt fast hin. Hätte Zeit vergeudet. Hat keine übrig.

Kramt irgendwas hervor. Ist fast wie in einer Pflicht des Tages in Schwarz gehüllt. Steuert seinen Schreibtisch an, stellt seinen Ranzen auf diesem ab. Schmeißt Bücher von gestern hin und sucht die passenden für heute zusammen, verstaut sie im Innenraum. Welcher kurz darauf verschlossen, keine Möglichkeit einer Betrachtung, den Reißverschluss nah vor sich gelegen hat.

Zieht sich Schuhe an. Öffnet die Tür. Hüpft leicht überfordert, als der eine ihm nicht so recht über den Hacken rutschen möchte. Hört das Klappern seines Schlüssels in der gleichen Hand. Bekommt es in all dem Stress doch noch hin. Dreht sich um, schließt ab. Verstaut ihn diesmal nur in seiner Jackentasche. Kennt seinen Weg. Beschreitet ihn alltäglich. Vollzieht keinen Umweg, ausschließlich die Abschweifung an der eigentlichen Zeit des Beschreitens drückt unwiderruflich immer wieder auf seine schwächliche Statur ein.

Will ihn im Laminat erdrücken. Von der Bildfläche verschwinden sehen. In Panik verfallen. Über seine eigenen Füße stolpernd, gegen eine Wand rennen oder doch einfach nur fallen. Nicht mehr aufstehen und verzweifeln.

Nichts dergleichen passiert. Auch kein Klingeln. Die Tür des Klassenzimmers schon zu. Drückt die Klinke und seine Ohren fangen es auf. Fällt in den Raum. Sieht sich um. Erkennt am Anfang kein bekanntes Gesicht. Bleibt wie versteinert stehen.

Hat er sich im Raum vertan? Ist er nicht nur verspätet, sondern auch noch in der falschen Klasse? Gerade will sich sein Herz herabstürzen und in Panik der peinlichen Oberstufe übergeben, da bemerkt er ihn.

Einen Blick. Wie er sich auf seinem Abbild absetzt. Sich in Wooyoungs Schwäche einer Person einbohrt. Brennend den Jungen anvisiert hat.

Der Kopf des Schülers zuckt zur Seite. Steht noch immer in der Tür, ist unbewegt. Erstarrt und überfordert. Sieht diese Augen. Wie sie ihn mustern. Verständnislos und dennoch hinterfragend. Ist es ein Hauch an Sorge, der sich in ihnen widerspiegelt?
Die Handlung des Jüngeren nicht mehr versteht. Sein Auftreten abgleichend nicht zu ihm passt.
Jedoch, er spürt noch weitere Augenpaare der Betrachtung auf sich und hört dann auch schon eine Stimme. Wie sie erklingt, hinterfragt und gleich noch einen Beigeschmack an Forderung innehält.
„Jung Wooyoung. Wenn Sie schon zu spät kommen, starren Sie nicht so umher. Ist noch was oder wäre ein Setzen möglich?"

Sofort zuckt sein Körper überfordert zusammen. Sein Fokus fällt auf seinen Physik-Lehrer. Senkt seinen Blick. Entschuldigt sich hauchend zart und nimmt Gelächter wahr. Nur nebensächlich. Es spielt sich in einer der aufnehmenden Hinterkammern seines Kopfes ab. Erscheint irrelevant. Springt ihn nicht an.

Da ist etwas anderes. Seit der Realisierung nicht abgelegt, nimmt er dies wahr. Noch immer so tief sitzend. Versucht ihn zu durchleuchten. Den Jungen wahrscheinlich zu verstehen.

Versteht nicht, weswegen San dies sollte. Der Ältere müsste doch Freude verspüren, wenn er ihn so überfordert und nicht weiter wissend, keinen Anfang bei sich erkennend sieht. Es war doch sein Ziel. Das Leid des Jüngeren.

Angekommen setzt er sich neben Hongjoong. Auch von seinem besten Freund spürt er es. Hinterfragung, als auch Sorge, dies jedoch in einem Ausmaß der deutlich Erkennung. Bei San ist eher eine Frage, ob die Blicke des Starrens einer Durchleuchtung tatsächlich Neugier in sich offenbaren. Oder doch nur eine versteckt ergötzende Musterung ihres Opfers sind.

Er weiß es nicht. Versteht den Älteren immerhin nicht. Also weswegen sollte er seine Einstellung nachvollziehend richtig deuten können?

Verfällt in Gedanken. Lässt sich vom Strom seiner seelischen Schwäche mitreißen. Starrt in eine Leere. Nimmt nichts wahr. Ist anwesend. Körperlich. Aber abwesend in jeglicher anderer Richtung.
Der Körper. Bereit für den Tag. Will aktiv sein. Sich beteiligen. Neues Wissen aufnehmen. Danach in die Bibliothek und durch die Gänge huschen. Sich umsehen.

Wooyoungs Geist hingegen hat die Oberhand. Unterdrückt diese Lust am Leben. Lässt ihn in sich zusammenfallen. Verspürt weiterhin diese Blicke auf sich. Ununterbrochen. Wie sie die ganze Zeit nur ihn wahrnehmen. Versuchen zu analysieren.
Sich jedoch nicht lösen und keinem interpretierenden Ziel nachkommen, es zu verstehen scheinen.

Dann sind sich die beiden Persönlichkeiten wohl in einer Sache klar ähnlich und fast schon gleich, den jeweils anderen begreifen sie nicht.

Können keine fest sichere Auffassung der Befreiung eingehen. Alles mitbekommen oder annähernd in sich aufnehmend nachvollziehen.

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bad words. | woosan  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt