35. /Kooperation/

89 9 0
                                    

›ᴍᴇʀᴋᴡÜʀᴅɪɢᴇ ꜱɪᴛᴜᴀᴛɪᴏɴ, ᴜɴᴠᴇʀꜱᴛÄɴᴅʟɪᴄʜᴇ ʟᴀɢᴇ ᴜɴᴅ ᴠᴇʀᴡɪʀʀᴇɴᴅᴇ ᴀʀᴛ, ᴢᴜꜱᴀᴍᴍᴇɴ ɪɴ ᴇɪɴᴇ ᴢᴇɪᴛꜱᴘᴀɴɴᴇ ɢᴇꜱᴄʜᴍɪꜱꜱᴇɴ.‹

~

Der Sonntag verlief ruhig. Mit Hongjoong im Zimmer zusammen hat Wooyoung diesen in Erholung gelegen genossen. Sich belebt gefühlt und gleichzeitig Kraft getankt, die er hoffentlich nicht sogleich wieder als Verlust angeben muss.

Momentan geht er zum Raum des ersten Unterrichtes, am Montag. Ist neben seinem besten Freund, hat sich sogar bei diesem eingehakt.

Ist sich seiner Entscheidung sicher und vermag es Treue gegenüber von dieser aufzubringen. Baut mehr Druck auf. Spannt seinen Arm stärker an. Lugt in den Raum vor sich. Fast leer.

Lässt sogleich locker. Weiß noch immer nicht, wie er auf San zu sprechen ist. Wird dieser ihn heute noch angehen? Ihm die Hölle so richtig heiß machen, zeigen, was ein teuflischer Herr in ihm steckt? Nachdem er sich vorgestern einfach verflüchtigt hatte. Mehr zerbrechlich, also so stark geboren wie er sonst immer erschien.

Ja. Wooyoung hätte ihn fast nicht wiedererkannt, als die gleiche Person angesehen, wenn der Ältere ihn nicht doch noch gegen das Regal gestoßen hätte. Ihm Schmerzen bescherte, das Gefühlschaos der inneren Lage am Jüngeren auslassend.
Er war so überfordert. Wusste nicht, mit der Situation umzugehen. Schwieg daraufhin ausschließlich. Hielt dem Jungen schreiend oder handelnd den Bruch des Deals nicht auch nur annähernd vor. Brannte dies keineswegs als unglaublichen Fehler, in die Erinnerungen der schmerzenden Qualen ein.

Lässt diese Situation harmlos erscheinen. Diesen Verstoß fast schon als irrelevant gestaltend, wie das normalste der Welt.

Genau deswegen spricht er es sich zu; diesen Aufstand. Ein weiterer Verstoß. Wie er an Hongjoong hängt, sich trotz ausgeschlafen eingeredeter Stärke mit wackeligen Knien nur schwer halten kann.
Weiß, dass er San unterlegen wäre.
Würde dieser sich wieder vor ihm aufbauen, könnte er es nicht aushalten. Würde fallen. Es abermals als Fehler ansehen. Hofft jedoch, dass diese Situation den Älteren gebrochen hat.

Ihm zeigte, dass er nicht so unberechenbar stark ist, nicht mit fremden Psychen spielen sollte. Zwar kann er diese verunstalten, jedoch nicht komplett kontrollieren und solang Leben in ihnen steckt, können sie sich jederzeit in verbotene Richtungen wenden, ihren eigenen Willen präsentieren. Zeigen, dass fremde Existenten, selbst wenn sie in der quetschenden Faust stecken, nie komplett verloren sein müssen.

Wooyoung hat sich dieser Situation so lange hingegeben. Sich nicht gewehrt. Einfach, weil er nicht konnte. Weiß ja wohl noch immer nicht, wie er es geschafft hatte, sich zum Reden zu überzeugen. Dem Älteren entgegenzutreten. Und versteht genauso wenig, wie er all das, was ihn in den letzten Tagen zerriss und was er für richtig hielt, einfach abschmeißen konnte. Muss es auch nicht verstehen. Weiß, dass es so richtig ist.

Spürt das Leben kehrend, wieder pumpend in seinen Adern aufgehen. Mit der Blüte der Willenskraft seiner selbst und all der einst vergessenen Gefühle. Der Freude. Lässt sich tragen. Ignoriert Augenscheine, genießt es einfach seinen besten Freund so nah bei sich zu haben, denn auch wenn dieser nie so wirklich von ihm getrennt war, hat er gelitten und ist quälend dem Untergang einer unmöglichen Rückkehr nahegekommen.

In den Raum eintretend, spürt er sie dennoch auf sich. Brennend. Blicke des Starrens, der Analyse. Er hat den Älteren auf jeden Fall nicht gesehen. Da ist er sich sicher. Also wer?

Sein Kopf schnellt zuckend zur Seite. Yunho und Yeosang. Die Mitglieder, welche zum friedlichen Schweigen übergegangen sind, dennoch in alles eingeweiht waren. Nie den Punkt der Aktualität, wie es um Wooyoung steht, verloren haben.
Sie inspizieren es. Sein Auftreten. Neben Hongjoong. Klar verboten. Halten sich dennoch an ihr Delikt. Geben keinen Kommentar ab, stecken stattdessen ihre Köpfe zusammen und sind in eigene Welten der Gespräche verfangen.

Dies als nicht weiter erwähnenswert anerkennend, behält Wooyoung seinen Plan bei. San wird sich wohl nur verspäten. Nicht weiter schlimm. Aber es scheint schon so, als hätte er die andern beiden provozieren können. Selbst wenn der Ursprung nicht auftaucht, so würde er doch wenigstens davon erfahren?
Ein ausreichender Punkt der befriedigenden Stellung?
Nein. Nicht wirklich.

Er will es sehen. Diese Überforderung abermals auffangen. Erkennen, wie die Person, welche ihn über Jahre leiden ließ, nicht auf die ihm vortretend gegebene Lage klarkommt.

Also wartet er. Unterhält sich wieder normal mit seinem besten Freund. Als wäre nie etwas gewesen. Fühlt sich frei, fast schon wie beflügelt. Hat auch den Verband komplett weggelassen.

---

Die ersten beiden Stunden vollendend geschafft, konnte sich Wooyoung jedoch noch immer nicht konzentrieren. Diesen Wall überwinden und zurück zur perfekten Auffassung des Interesses übergehen. Versteht es nicht.

War in Gedanken vertieft, konnte dort auch schon nicht nachvollziehen, weswegen San tatsächlich nicht aufgetaucht war. Dem Unterricht fernblieb. Er kennt die drei nur zusammen, soweit er sich erinnert, war tatsächlich bisher niemals einer von ihnen alleine krank. Entweder alle waren abwesend oder doch jeder auf seinen Platz gelegen, an Ort und Stelle.

Seinen Kopf umdrehend sieht er zu seinen ehemaligen Gruppenmitgliedern. Jene, welche seine Federtasche verunstaltet hatten. Wobei ihm selbst dieses Abbild mittlerweile einfach nur ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

Durch das Klingeln unterbrochen und aus seinen Gedanken entrissen, springt er sogleich auf. Packt erst gar nicht zusammen. Will diese Gelegenheit nicht verpassen. Folgt seiner anvisierten Erkennung. Merkt sogleich, wie die Freunde seinen Schritt bemerkt haben, zusammenpacken, gleichzeitig jedoch nur darauf warten, dass er ankommt und spricht.

Wahrscheinlich schon Worte der frechen Antwort zurechtlegen.
„Wo ist San?"

Sogleich wird dem Jungen Gelächter entgegen geschmissen. Er wird nicht ernst genommen und dies trotz standhaft fester Klangfarbe seiner Stimme. Ist für die beiden keine Person der Autorität, die sie ernst nehmen müssten.

„Weshalb sollten wir dir sowas sagen?"

„Geht dich rein gar nichts an."

Das sind sie. Die Reihungen an Buchstaben, welche sie zusammensetzen mussten und somit schonmal in Gedanken aufbauend bereithalten. Es spontan wohl nie herausgebracht hätten, mit der Art an Stolz, welche in ihren Stimmen mitschwingt. Dabei sind diese Aussagen einfach nur schwach und entsprechen nicht mal einer akzeptablen Antwort zu seiner Frage.

Somit abwartend, legt Wooyoung seinen Kopf ausschließlich schief. Sieht wie die Sicherheit von Yunho als Erstes niederfällt, wobei Yeosang ihm gleich nach stürzt. Erst sehen sie sich selbst an. Müssen sich wahrscheinlich einig werden, ob sie es wirklich sagen wollen. Dem Jungen, ihrem Opfer, ihre persönliche Seite des Bezuges präsentieren. Nur um dann, einander ergänzend, Sätze abzugeben.

„Wir wissen es doch auch nicht."

„Er war gestern in seinem Zimmer und ist heute Morgen nicht mit uns hergekommen."

Stimmt. Es gibt nur zweier Zimmer. Und der Musterschüler San, hat sich wohl einen der seltenen Einzelräume verdient. Aber, dass die beiden es nicht besser wissen und mit niedergeschlagenen Ausdruck ihre Bedenken, nach kurzem Zögern, sogleich präsentieren, löst ein Fragezeichen in Wooyoung aus.

Irgendwas stimmt hier nicht. Sie sind immer zusammen zum Unterricht gegangen. Und jetzt sagt er den beiden nicht mal, was los ist, weswegen er nicht erscheint. Das stinkt gewaltig, jedoch keiner unhygienischen Grundlage entspringend.

„Welche Zimmernummer hat er?"

Tatsächlich geben die Freunde nicht nur ihre Sorgen preis, welche sie versteckend anfangs noch hätten abstreiten wollen, nein, sie kooperieren sogar.
Antworten sogleich. Zeigen nochmal, wie ernst und ungewohnt diese Situation auch für sie ist.

Wie sie nicht damit umzugehen wissen.

~

bad words. | woosan  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt