6. /höchste Priorität/

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›ᴇʀ ɪꜱᴛ ᴀʟʟᴇꜱ, ᴡᴀꜱ ᴇʀ ʜᴀᴛ ᴜɴᴅ ꜱᴇɪɴ ᴇɪɴᴢɪɢᴇʀ ʜᴀʟᴛ, ɪɴ ᴅɪᴇꜱᴇʀ ɢʀÄꜱꜱʟɪᴄʜᴇɴ ᴍᴀᴄʜᴛ.‹

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Die Tür hinter sich verschließend, zieht Hongjoong im Zuge der Bewegung, gleich noch sein Handy aus der Tasche. Schnell einen Knopf betätigend, leuchtet der Bildschirm auf.
‚Oh, die Pause ist ja gleich zu Ende, dann geh ich schonmal zum Raum. Hoffentlich hat Wooyoung die Pause in Einsamkeit gut überstanden.Warum musste ich auch unbedingt noch dableiben..'
Während sich in seinen Gedanken ein aktiver Monolog abspielt, schleifen seine Füße über den Boden vom Flur.

Wenn seine Eomma hier wäre, würde dies Ärger bedeuten, sein Gang klingt komplett bescheuert und so bewegt sich immerhin auch kein Vernünftiger fort. Die Füße müssen gehoben und nicht lässig über den Boden gezogen werden!

So hörte er es schon jeden Tag als Kind, dass dies nun, dank des Internats, eher nur noch selten der Fall ist, erfreut ihn selbstverständlich äußerst. Jedoch ist auch noch zu beachten, dass dieser Schritt nur noch auftritt, wenn er demotiviert, genervt oder gar schwach ist. Also nochmal seltener, als die Abwesenheit seiner Eomma es eh schon vorgibt.

Am nächsten Raum des Unterrichts angekommen, reißt er die Tür von diesem auf und stockt erstarrend sofort in seiner Bewegung. Auf ihn fallen sogleich drei Augenpaare nieder, während er, wie festgewachsen, noch immer von jeglicher Bewegung verlassen ist. Er hat sogar eher damit gerechnet, dass der Lehrer mal rechtzeitig erscheint, als die drei schon so früh hier vorzufinden. Was verdammt machen Yeosang, Yunho und San schon so früh hier?! Die sind doch eher für ihr ständiges Erscheinen in einer zu späten Zeit bekannt.

Das Kichern, welches von den Freunden, während der Öffnung von der Tür noch wahrzunehmen war, ist mittlerweile selbstverständlich auch schon verstummt.
„Hongjoong, was hat dich denn gebissen, komm rein oder geh endlich wieder, die Tür soll zu bleiben."
Dies als Aussage der entscheidend sprechenden Kraft darstellend, dreht sich Yeosang wieder zu den anderen und sachte sprechend, wird diese kurz darauf wieder von Gekicher übertönt.

Diese gute Laune, dieses frühe Auftauchen im Raum und das nicht vorfinden von Wooyoung. Jetzt wo er so drüber nachdenkt, sein bester Freund wollte doch vor dem Raum warten, jedoch dachte er dieser hätte Langeweile bekommen. Sei einfach weggegangen. Aber jetzt sitzt auch nicht, schon vorsichtshalber, im Raum, heißt das...? Oh nein.

Im Augenwinkel erkennt er noch, wie Yeosang sich scheinbar erneut umdrehen und beschweren möchte, jedoch geschieht dies zu spät. Und der eine dieser drei Peiniger im Raum, bekommt nur noch einen Windzug zu spüren, ein Klacken zu hören und kann sehen, wie die Tür verschlossen und Hongjoong wieder weg ist.

Durch den Flur rennend, steuert dieser nämlich sofort den Gebäudekomplex mit den Zimmern an. Hoffentlich ist Wooyoung dort.

Hoffentlich haben die drei ihm nichts angetan. Dem Jüngeren darf nichts passiert sein. Dies könnte er sich nie verzeihen.

Es muss ihm gut gehen!

Gerade will er an Geschwindigkeit zu nehmen, da prescht er gegen eine breite Brust. Welche als Folge nicht nur einen halben Herzstillstand bei ihm hervorruft, sondern auch noch nachtragend verzögernde Worte in sich trägt. „Kim Hongjoong! Ich darf doch wohl bitten, weswegen wollen sie sich kurz vor Beginn des Unterrichtes in einem solch stürmischen Tempo vom Raum entfernen?"
Seinen Blick anhebend, starrt er nicht mehr nur auf diese Brust, sondern allein schon von der Stimme ausgehend und deutend in das Gesicht seines Lehrers.

Dessen Unterricht die nächste schulische Spanne an Zeit in seine besitzergreifenden Macht von Mathematik nehmen soll.

Gar keine Lust jetzt auch schon vorher eine Konversation mit diesem Mann zu führen.
Hongjoong ist echt nicht der beste in diesem Fach, welches der noch halbwegs junge Mann vor ihm als eine ewig beteiligte Gesellschaft in seinem Leben angenommen hat. Er kann es so gar nicht nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die nach der Schule nicht genug von Formeln, Gleichungen und logischer Richtigkeit der Mathematik haben. Und dann auch noch den Druck in sich verspüren es anderen lehren zu wollen. Eins muss man dafür sein; komplett bescheuert.

Immerhin sind diese stetigen Unterhaltungen von ihm und Herr Park einzig auf der Kraft von diesem Mann zurückzuführen. Während all seine ehemaligen Mathematiklehrer das Aufgeben gewählt und als einzig richtig anerkannt haben, bleibt er stark. Will den Jungen mit dem Drannehmen nicht verärgern, wobei er in diese Schwäche getroffen öfter wie ein lebendes Opfer erscheint, will der Mann ihn eigentlich nur fördern.

Was eher eine positiv gesehene gute Eigenschaft offenbart.
Aber dafür schwere Erkennung dieser in sich trägt.

„Ich glaube, Wooyoung geht es nicht so gut. Ich will nach ihm sehen."

„Gerade bei Mathematik muss dir doch wohl klar sein, wie wichtig deine Anwesenheit ist? Immerhin sollte man seine Schwächen fördern und sie nicht vernachlässigen-"
Ausschließlich einen Windstoß bekommt der Lehrer zu verspüren, während er sich nur noch perplex umdrehen kann. Da hat sich sein Schüler tatsächlich mit einem schnellen Schritt zur Seite komplett von ihm entfernt.

„Natürlich Herr Park. Das werde ich nicht vergessen, dennoch haben meine Sorgen gerade höchste Priorität."

„Aber Hongjoong!"

„Vielleicht beim nächsten Mal!"

Dem Lehrer vielversprechend mit einem aufmunternd selbstsicheren Ausdruck zu lächelnd, winkt er zum Abschied nochmal. Wenn es so ist, wie er denkt, dann kommt er wohl nicht mehr zum Unterricht. Er muss für Wooyoung da sein.

Dieser schwachen, leicht zerstörbaren Seele, welche erneut angerempelt, ins Kippeln geraten ist, helfen. Irgendwann kommt es noch zum Fall.

Dies will er nicht miterleben. Er hat Angst vor diesem Tag. Denn wozu Wooyoung selbst noch alles in der Lage sein kann, will er sich denkend nicht mal ausmalen. Es reicht ihm schon komplett aus, dass er Verletzungen am Körper trägt, welche eine fremde Hand als Auslöser hatten.
Und, dass er aus Angst nicht meldet. Natürlich könnte auch Hongjoong es melden, aber damit würde er dem Jüngeren wohl kaum helfen.

Nur nach seinem eigenen Willen handelnd auch noch ihre Freundschaft gefährden und seinem besten Freund somit auch noch den letzten Halt auf diesem Internat nehmen.

In einem Leben, welches er so wohl kaum haben will, jedoch genauso wenig einfach verlassen kann.

Oh bitte lass es ihm gut ergehen!

Es darf nichts Schlimmeres passiert sein, als diese Kratzer an seinem Rücken, welche mit abendlicher Pflegen hoffentlich keine allzu tiefen, nie vergesslichen, Narben offenbaren.

Er will für Wooyoung da sein. Hofft, dass er wieder an Kraft gewinnt und aus diesem gefährlichen Wurf von Wörtern befreit wird. Die momentane Verschlechterung macht ihm Angst und die Tatsache, dass während des Gespräches irgendwas passiert ist, macht ihn wütend. Wütend auf die Tatsache, dass er nicht für seinen besten Freund da war.

Obwohl er sich geschworen hat, genau dies immer zu sein.

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bad words. | woosan  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt