29. /Schweigender Fall/

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›ꜱᴛɪʟʟᴇ ꜱᴄʜᴇɪɴᴛ ᴡɪᴇ ʜᴀʀᴍᴏɴɪᴇ ɪɴ ᴠᴇʀʙɪɴᴅᴜɴɢ ᴍɪᴛ ᴅᴇʀ ᴇɪɢᴇɴᴇɴ ᴀᴋᴢᴇᴘᴛᴀɴᴢ. ᴋÖɴɴᴛᴇ ᴊᴇᴅᴏᴄʜ ᴀᴜᴄʜ ᴅᴇɴ ᴜɴᴛᴇʀɢᴀɴɢ ɪᴍ ᴍᴇᴇʀ ᴅᴇʀ ᴢᴡᴇɪꜰᴇʟ ᴅᴀʀꜱᴛᴇʟʟᴇɴ.‹

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Alles ist leise. Seine Umgebung in dem Käfig dieser Stille gefangen. So goldig am seidenen Faden hängend dem Fall nah. Beherbergt eine Umgebung der Traumwelt einer unglaublichen Fluffe. Hat sich dies immer erhofft.

Sitzt in der Pause. Allein auf einer Bank.

Keine Stimmen, die auf ihn bezogen sind. Keine Blicke, die ihn ins Gewahrsam nehmen und ein Gefühl der Unsicherheit auslösen. Ihn denken lassen, dass sein sauberes Gesicht einen Popel oder doch Krümmel beherbergt. Zum Lachen anreizt.

Seine angerissene Hülle zum Sprung treiben muss.

Nichts. Auch als es klingelt, sich jeder an den weiterhin sitzenden Wooyoung vorbeibewegt und in das Gebäude huscht. Es passiert nichts.
Keine Beachtung.

Der Blick des Jungen fällt dem fast schon menschenleeren Hof entlang. Sieht kein ihm bekanntes Gesicht. Greift nach seiner Tasche, schmeißt sich diese über und versteckt seine Hände, mit leicht geknickter Haltung, in den Taschen seiner Strickjacke. Folgt den Spuren der vergangenen Meute, welche längst schon drinnen und im Klassenzimmer ist.
Hofft einfach nur, nicht doch noch zu spät zu kommen und somit Blicke der Aufmerksamkeit abzubekommen. Welche er sich selbst erbaut hat.

Seit San, Yunho und Yeosang ihn nicht mehr täglich mit ihren Späßen der nicht vorhanden lustigen Art konfrontieren und ausschließlich den Plan von San verfolgen ist es so anders. Er musste den in der Öffentlichkeit betrachteten Verlust seines besten Freundes einstecken, ringt mit Verletzungen an seinem Körper. Nein. Mit immer dableibenden Spuren an seiner Seele.

Trägt diese an sich gedrückt umher. Versteckt sie vor fremden Augen, hält seinen Körper und seine äußere Erscheinung hin, um eine Schonung ihrerseits zu erlangen.

Es gelingt. Die Stimmen schweigen. Keiner beachtet den Jungen, welcher neulich noch das Opfer Nummer Eins war und aller Unstimmigkeiten einer Laune standhalten musste. War es schlechter Schlaf oder ein Streit, niemand hätte etwas dazu gesagt, wenn ihm ein Bein gestellt, er gegen die Wand geschubst oder doch mit Worten vollgekotzt wurde. Alle schwiegen. Beobachteten es.

Nutzten das, was von einer Freundesgruppe mit dem Umfang einer Drei erbaut und gemauert wurde aus. Zu ihren eigenen Gunsten. Mit dem Verzicht auf eigenes Leid oder eigener Suche einer Person, die hinhalten muss.

Aber so plötzlich. Keiner sah es mehr als selbstverständlich an, als die morgendlichen Begrüßungen der hänselnden Art der ‚Anführer' erloschen. Auch von diesen nur noch Blicke eintrafen.

Niemand hätte je etwas getan, außer Hongjoong. Welcher sein Schutzschild war. Ihn vor dem Einschlag der geschärften Pfeile der gezielten Verwundung schützten, gleichzeitig auch den Älteren in Leid zogen.
Er war immer für Wooyoung da. Stellte sich vor ihm, wenn eine weitere Schlange ihre Fangzähne verbeißen wollte. Oder doch nur eine Papierkugel seinen Kopf traf, welche nie schmerzte. Aber mit den niedergeschriebenen Worten auf dem verunstalteten Papier gegen sein Herz ritt.
Dieses zerkleinerte.

Den Herzschlag der ausgelassen, freudigen und harmonierenden Seelenruhe stets zu kurz kommen ließ.

Wooyoung tritt in den Raum. Spürt mittlerweile nicht mal mehr die Blicke der Absicherung auf sich. Wie sie doch neulich noch sein Leid auffangend stets erkennen wollten.
Dabei hatte San es ihn doch gestern noch vorgehalten. Keine Freunde. Der Deal.

Sie waren sich nah. Verbrachten viel Zeit miteinander. Waren sich jedoch gleichzeitig so unbedeutend fern. Hatten keinen tieferen Bezug zueinander. Genauso wenig, das Interesse daran, etwas Derartiges aufzubauen.

Auf dem Schritt seiner Füße liegt keine Beobachtung. Setzt sich neben Hongjoong. Kein Wort der Begrüßung. Gar nichts.

Er hat etwas gewonnen, jenes, das er sich über all diese Zeit des Leidens so erwünscht hatte. Sich in den schlaflosen Nächten seiner ständigen Unruhe danach gesehnt. Es tatsächlich erlangt. Dafür jedoch einen Preis überliefern müssen, dessen Bezahlung es doch nicht wert schien.

Kann nicht durch die Flure tanzen. Kreischen. Freude herausschreien. Mit Hongjoong an seiner Seite.

Wenn er es sich vorgestellt hatte, dass all diese Probleme schwinden, dann war stets der Ältere an seiner Seite. Hat ihm geholfen. War die nötige Stütze eines Haltes für die so sehnlichst gewollte Erreichung.

Es kam so unerwartet. Kann mit seinem besten Freund nur noch in ihrem Zimmer sprechen. Hat zu große Angst davor, dass es zerbricht. Alles wieder weitergeht. Fortlaufend und abermals den Anhang verlierend, schwach und komplett zerbrochen.
Nicht er selbst hat sich aus dieser Situation befreit. San war es. Der Ursprung. Er hat einen Plan. Wooyoung hält sich dabei ausschließlich an den vorgegebenen Deal, ist der Hauptbestandteil.
Nutzt aus, was San ihm vorgibt. Läuft nicht in dessen Fänge. Wie sie sich so reckend stets an dem funkelnden Wrack der Verzweiflung ergötzt haben. Ist ihnen ausgewichen und in einer eigen gestellten Falle getappt.

Hält sich nicht dran. Will sich nicht ausmalen, was die Folgen sein könnten, wenn San dies erfährt. Kann sich mit kribbelndem Bauch und unter krampfenden Erinnerungen das Ausmaß mehr als nur ungewollt ausschließlich ausmalen. Will diesen Gedanken entkommen, ihnen nicht verfallen.

Der Ältere hat noch immer die Stricke in seiner Hand. Auch wenn die Jungen einen Plan verfolgen, um ihm diese zu entreißen, darf ihr aufgebauter Wall des Schutzes nicht zu hoch errichtet werden.
Sie müssen handeln. Es angehen. Nicht nur Pläne auf Karten einzeichnen und die Strategie dann zur Seite legen. Diese perfekte Idee feiernd zur Rücklehnung übergehen. Erst wenn es geschafft ist, darf es zum somit verdienten Auskosten an Harmonie kommen.

Denn bisher wissen sie nie, wann der Feind wieder angreifen könnte. Ihre Mauer der vermeintlichen Sicherheit niederreißt. Und genauso wenig wissen sie, was passiert, wenn diese fällt. In ihre Richtung und auf sie ein.

Das ist Wooyoungs Antrieb.
Jedoch reicht dieser nicht aus. Spricht den Älteren nicht an. Erkennt ausschließlich ein neues Buch, in dessen Tasche verschwinden. Liest den Titel. ‚Our Date'. Ist sich fast schon zu sicher, dass dieses Buch in das Schema passt. Könnte ihn ansprechen. Hat jedoch nicht mal ausreichend Fokus der Konzentration, um sich ins Lesen zu vertiefen. Starrt stattdessen durchgängig auf den Boden ein.

Verabschiedet sich früh von seinem eigentlichen Mobber. Welcher ihn in diesem Moment jedoch mehr fragwürdig hinterfragend, als überhaupt auch nur annähernd verstehend ansieht.

Hat nicht mal die Kraft dazu, sich über das Buch zu informieren. Weiß nichts mit sich anzufangen. Fällt auf sein Bett. Schläft sofort ein und wird bis zum Morgengrauen nicht mehr geweckt oder angerührt.

Könnte sich dafür hassen. Das Gefühl zerfrisst ihn. Die einzige Möglichkeit sich mit Hongjoong abzugeben, am heutigen Tag verfallen. Willenlos abgegeben. Diesen Verlust nicht mal realisiert.
Hält sich an keinen Plan. Obwohl er so einfach strukturiert das Ziel genau vor seinen Augen hält. Mit diesem schwenkt, dennoch kein Start und handeln vom Jungen abbekommt. Welcher unbewegt und erstarrt durch die Gegend sieht. Nichts weiter erkennt. Fast den ganzen Tag schwieg. Seine Stimmbänder in keinerlei Regung der freiwilligen Offenbarung verleitete.

Will allem ein Ende setzen, bevor San seinen nächsten Zug anspielen könnte. Bekommt dies jedoch nicht hin. Hat keinen Anhaltspunkt. Den Stand verloren.

Weiß, welch Einfluss Zögern auf seine Zukunft haben könnte. Ist zu sehr verleitet. In Stille gefangen. Mit sich selbst in Überlegung verfallen. Keiner Regung und gewollten Aufstand einer Zersprengung Sans Planes mächtig.

Kommt eher einer Zerstreuung seiner Mentalität näher und fällt immer tiefer.

Fühlt sich zu wohl, als dass er sich der Veränderung annähert. Ist gleichzeitig zu sehr in diesen Verlust gesunken, der Angst nah, dass es schlimmer werden könnte.

Einfach nur müde. Kann nicht mehr. Schläft.

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bad words. | woosan  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt