18. /Aufforderung/

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›ʙᴇᴇɪɴꜰʟᴜꜱꜱᴛ, ᴠᴇʀÄɴᴅᴇʀᴛ. ᴅᴇʀ ᴢʏᴋʟᴜꜱ ɪꜱᴛ ɴɪᴇᴍᴀʟꜱ ᴇɴᴅᴇɴᴅ.‹

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Der Blick des Jungen fällt zu seinem Nachttisch. Hongjoongs Training endet bald, also muss er jetzt los. Um sich an ihre Abmachung halten zu können.

Erneut legt er das Buch zur Seite. Abermals war es eine Überwindung des Ringens mit sich selbst, dies zu tun, statt einfach eine Abmachung fallen zu lassen. Jedoch will er kein weiteres Mal so offensichtlich mit dem Vertrauen seines besten Freundes spielen.

Und die Idee der Natur entlockt ihm immerhin auch jetzt noch eine Art der Vorfreude.
Hoffentlich entspricht es seinen Vorstellungen und die wärmende Prise des Sommers wirft nach und nach, bei jedem weiteren Schritt mehr, seine Haare durcheinander. Er liebt dieses Gefühl, selbst wenn seine Strähnen dann störend eine klare Sicht auf die Umgebung erschweren.

Wobei dies fast schon ein Vergehen wäre. Immerhin, in den goldenen Strahlen der Sonne, ist der Anblick der Natur mit am schönsten. Er könnte täglich den gleichen Weg entlang schreiten, würde sich dennoch und jedes Mal aufs neue in diesen Anblick vergucken. Es gibt ihm ein Gefühl der Wärme. Ist ein weiterer Weg, kurzzeitig jegliche Last zu verabschieden.

Dafür tut er es viel zu selten. Muss er gerade realisieren. Somit in seine Schuhe schlüpfend, behält er das Buch in seiner Hand. Nimmt es mit.

Vielleicht überzieht Hongjoong etwas oder er kann den Älteren dazu überzeugen alleine zurückzugehen. Dann könnte er nämlich lesen. In der Natur. Die Pole seiner Beruhigung miteinander vereinen. Würde sein bester Freund dann auch noch bei ihm sein, so wurde es wohl zu einer Explosion der Perfektion einer Situation kommen. Das sollte er mal ausprobieren, mal gucken, ob der Sommer noch einen Tag dafür offen hält.

Mit einem zarten Lächeln der Vorfreude über seinen Lippen geschwungen, schließt Wooyoung die Tür ab und huscht durch die Flure des Internats. Um kurz darauf, mit einer sprengenden Öffnung der Tür, den Hof zu betreten.
Überall sind Mitbewohner. In Gruppen. Oftmals im Schatten. Er hört Stimmen. Sie sind durcheinander, entstammen keinen einheitlichen Gesprächen, beinhalten nicht die gleiche Quelle des Redeflusses.

Sie alle sind zu beschäftigt. Genießen das Wetter. Schenken dem Jungen keine Beachtung. Dies begrüßend, steuert Wooyoung die Allee an. Hebt seinen Blick. Betrachtet die grün glänzenden Baumkronen, wie sie das Leben in sich tragen und dieses in die Welt hinausschreien. Er verlässt das Feld der höchsten Spannung, hinter ihm verstummen die eben noch lauten Gespräche allmählich und werden gegen das Zwitschern von Vögeln eingetauscht.

Sein Blick fällt zur Seite. Durch die Blätter von Bäumen hindurch, leicht über die Büsche sehend, erkennt er den Sportplatz. Sie sind noch nicht fertig. Er sieht Hongjoong rennen. Sofort muss er lächeln. Die Vorstellung, mit welch einer Leidenschaft der Ältere seine Beine immer schneller voreinander schmeißt und wie bei einer Flucht um Leben und Tod fast schon über den Boden schwebt, ist so unglaublich. Er bewundert es jedes Mal, wenn er ihn dabei sieht. Abermals kommt auch das zu kurz.

Er ist echt oft drinnen. Vertreibt seine Zeit in der Bibliothek, verliert sich in anderen Welten und vergisst dabei die seltene Schönheit seiner eigenen.

Sich dazu entscheidend jetzt schon zu lesen, folgen seine Beine dem Weg. Mit dem Wissen, dass in der Nähe eine Bank ist, erkennt er diese als sein Ziel an. Will, als diese in sein Blickfeld tritt, jedoch kehren.
Das sind keine Zufälle mehr. Nein. Zwei Haarschöpfe. San und Yunho. Er hat es komplett vergessen. Yeosang ist auch ein Mitglied der AG. Jedoch keines, mit Hongjoong sich abgibt, hat er diesen deswegen ausgeblendet?
Sind die beiden auch hier, um ihre Zeit beim Warten im zarten Schatten der raschelnden Bäume zu vertreiben? Während hinter ihnen das Klappen ertönt und immer wieder die Mitglieder zum Rennen anspornt?

In ihm ruht die Hoffnung, dass er nicht entdeckt wurde. Will sich tatsächlich umdrehen, spürt dann jedoch schon die Blicke auf sich. Die freudige Unterhaltung der Freunde stoppt. Ihre Ausdrücke fallen nieder, fast schon entschuldigend will Wooyoung wegrennen, jedoch ändert sich einer der Ausdrücke. Sans.
„Welch Zufall. Wooyoung! Mit dir wollte ich eh nochmal reden!"

Dies anerkennend, erhebt sich nicht nur San von der Bank, sondern Yunho leistet ihm Folge und kurz darauf sind die beiden auch schon bei Wooyoung. Dieser hat eine verschnellerte Atmung, während sein Blick stets wechselnd zwischen seinen Peinigern umherhuscht.
Kaum angekommen, wird ihm sein fest gegriffenes Buch entwendend, sein Blick folgt der Hand. Erkennt, dass sie zu Yunho gehört. Im Inneren baut er Worte zusammen, mit denen er einen Aufstand startet. Während er stets beobachtet, wie der Ältere mit seinem neu gewonnenen Schatz in den Händen umher spielt.

Als plötzlich sein Kinn ergriffen wird und sein Blick somit komplett abgewendet, sind Wooyoungs Augen erneut geweitet. Mustern San, welcher ihn umgriffen hat. „Sieh mich an und hör mir jetzt gut zu." Die Worte verbieten nicht nur jeglichen Aufstand, sondern ihre Klangfarbe erlöscht auch noch jegliche Zelle, welche dazu imstande wäre.

Er nickt.

Sofort huscht Zufriedenheit über das Gesicht des Älteren, welche durch ein minimales Lächeln erkennbar, schnell verschwunden ist.
„Ich will, dass du dich von Hongjoong entfernt. Wie freudig ihr miteinander albert, entspricht nicht meinen Interessen. Oder dem Ziel. Ich will euch nicht mehr zusammen sehen."

Ziel? Was meint er?

Sofort verkrampft sich der Kopf des Jungen und will gegen den festen Griff an seinem Kiefer ankämpfend, ein Schütteln ausführen.
„Das geht nicht. Er ist mein bester Freund."

Sofort spannt sich die Hand an. Verhindert diese Bewegung unterdessen nicht nur weiterhin, sondern fügt Wooyoung allmählich auch Schmerzen zu.
„Das war keine Bitte, sondern eine Aufforderung."

Ihre Augen treffen sich. Sie sind so kühl. Seine eigenen spiegeln Verzweiflung wider, wollen es nicht wahrhaben. Dennoch senkt er seinem Blick. Kann der Stärke von San nicht standhalten. Gibt auf. Der Versuch seines Aufstandes war das meisterhafte Beispiel eines Fehltrittes.
„Klar."

Hinter ihnen ertönt ein Pfiff, eh der Coach das Training anscheinend beendet. Sofort löst sich Sans Hand, während er siegessicher grinsend an Wooyoung vorbeigeht. Diesen kein weiteres Mal streift. Yunho anbei drückt das Buch an die Brust des Jüngeren und murmelt irgendwas Undeutliches von wegen interessant. Bis er neckend zu San springt und diesen für sein Handeln belobigt.

Wooyoung bleibt unbewegt. Klammert sich an sein Buch und starrt in einer unwissenden Leere der Ferne umher.

Hört im Hintergrund nur das Abspiel, wie die dreier Gruppe sich wieder vereint. Freudig feiert.

Sich in Bewegung setzend, hört er kurz darauf die Stimme seines besten Freundes hinter sich. Sie ruft ihn. Fordert Warten. Er komme nicht hinterher.
Sein Hand hebend, hofft er dem Älteren zu veranschaulichen, dass etwas nicht stimmt.
Ob San zu ihnen sieht? Es beobachtet? Ist er zufrieden?

Wooyoung geht weiter. Ignoriert ihn. Merkt, wie die Stimme verklingt. Hört Hongjoong plötzlich mit anderen reden. Jongho, Seonghwa und Mingi.

Seine Unterlippe bebt unter diesen Schmerz in seinem Inneren leidend, während er das Buch noch stärker an seine Brust drückt. Versucht das Stechen von seinem Herzen zu unterdrücken. Es aus sich zu pressen. Er kann das nicht. Nein. Aber diese verdammte Angst.

Er hat sich geschworen, jegliche Distanz zwischen Hongjoong und ihm zu verringern. Wollte mehr Zeit mit seinem besten Freund verbringen. Diesem übermitteln, wie wichtig er ihm ist, dass er ohne ihn nicht kann. Ihn braucht.

Und wie als wären seine Gefühle ein offen laufendes Hörbuch, hat San sie gehört. Und mit seinem Bestreben eine weitere Kluft geschaffen, über die Wooyoung wohl bald keine Brücke mehr erbauen kann, die keiner Gefahr des Bruches ausgesetzt ist.

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bad words. | woosan  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt