1. /Angst/

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›ᴅɪᴇ ꜱᴛᴇᴜᴇʀᴜɴɢ ᴠᴏɴ ɢᴇᴅᴀɴᴋᴇɴ, ɪɴ ᴀʟʟ ᴅᴇʀ ᴀɴɢꜱᴛ ᴋᴀɴɴ ꜱɪᴇ ɴɪᴄʜᴛ ᴍᴇʜʀ ᴀʟꜱ ꜱᴄʜᴡᴀɴᴋᴇɴ.‹

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Immer wieder. Es hört nicht auf. Der Takt des Auftretens ist fast schon gleichmäßig. Ein Zucken, ein Beben und dann ertönt ein Schrei.
Mit diesem in einer Bewegung verbunden, setzt er sich auf, während das Rasen in seiner Brust, keine Ruhe geben will. Panisch fällt sein Blick durch den Raum, nichts Interessantes. Es gibt nichts zu sehen.

Kein Wunder. Sein Blick fällt auf die leicht leuchtende Anzeige seines Weckers.

Es ist 2:36 Uhr.

Warum ist er wach? Es ist doch Sonntag...
Nichtmal der von der Schule gemeißelte Rhythmus könnte ein Grund für seinen Zustand offenbaren. Langsam hebt er seine Hand an und fährt mit ihr zu seinen müden, am liebsten schlafend wieder schließenden, Augen. Er versucht, während seine geballte Faust über seine geschlossenen Lider reibt, einen Gedanken zu fassen und somit einen Grund aufzustellen. Plötzlich taucht da etwas auf, setzt sich fest und seine gleichmäßig, als auch befriedigende Bewegung stoppt.

Es waren diese Gedanken. Sie steuern seine Ruhe, sie lassen seinen Körper zuckend, all die in ihn angestaute Angst auffassen.

Am Tage zeigt er all diese Angst gut versteckend fast nie. Wenn er in der Schule beleidigt und gehänselt wird, ignoriert er es. Es sind Worte. Worte die scheinend keinen Einfluss haben, Worte die er vorerst ignoriert. Aber sein Unterbewusstsein, nimmt sie in voller Ernsthaftigkeit in sich gebunden, verschlossen und überdenkend sicher, auf. Und dann, wenn seine Gedanken verfallen, er sie nicht mehr steuert und jegliche Kontrolle verliert, treten sie auf. In seinen Träumen tanzen sie durch seinen Kopf. Verändern diese nach ihren finsteren Wünschen und entrauben der schlafenden Ruhe, all ihre Harmonie.

Plötzlich fängt sein Körper an zu zucken. Durch seinen Kopf tanzt die dunkle Realität, dieser Hass gegen ihn, diese Versuche ihn zu verletzen, ihn zu zerreißen und in Schwäche gebunden zu zerstören, es wird alles richtig realisiert. Die Ignoranz ist verfallen und der Blitz, welcher durch seinen Körper fährt, kann nicht mehr als ihm einen ängstlichen Schrei zu entziehen. Aus den Tiefen seiner reinen, aber zerschmetterten Seele, welche er schützen will, aber gegen Feuer, hilft ein einfach und schnell aufgeklebtes Pflaster nicht im Geringsten. Es ist eher wie ein gescheiterter Versuch, den Mond von den in Dunkelheit gehüllten Rufe des Wolfes zu entfernen. Etwas das in den Verständen der Welt verbunden zusammengehört, entlockt festgesetzt, bei Vollmond, aus jeden diesen kleinen süßen, als auch blutrünstigen, Werwolf.

Seine Hände senken sich wieder. Er sieht erneut zur Uhr.

2:40 Uhr.

Seine Gedanken sind überhäuft, in der Masse gesehen, komplett erdrückend. Es erschien ihm wie Stunden, die vergangen sind. Dabei sind es so wenige Minuten. Die Zeit scheint fast wie stehengeblieben, dabei sind es einfach nur Minuten die in der Dauer von Stunden vergehen.

Und dies ist dann der Moment, indem er es realisiert. Er wird jetzt wohl kaum nochmal schlafen können. Sein Blick fällt hinaus. Leicht weht die kühle Sommerluft durch sein geöffnetes Fenster. Seine Gardine schwebt vom Winde angetrieben, wie eine sachte fallende Feder durch die Luft. Sie ist erhellt und jetzt wo er sich umsieht, erkennt er mittlerweile sogar einiges. Seine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt und der wolkenfreie Himmel, lässt den Mond auch erscheinen. Was spricht hiermit noch gegen einen Spaziergang, durch die im Sommer einmalig vorhandene Kälte, welche er sich am Tage nur erträumen kann...? Etwa die Möglichkeit, seine Gedanken freizubekommen? Etwa die Möglichkeit nach einem ausgiebigen Spaziergang doch wieder ein Gefühl der Müdigkeit zu bekommen und vielleicht in einen traumhaft schönen Schlaf zu fallen?

Ganz bestimmt nicht.

Er schlägt seine Decke zur Seite, von seinem Körper herab, einfach nur befreiend von sich weg. Gerade will er sich erheben, da zuckt er zusammen und von merklichem Schreck gesteuert, fällt er von einer Angst gezogen zurück auf sein Bett. Will am liebsten schützend die Decke wieder über seinen Körper ziehen. Jedoch hält ihn plötzliches Gelächter davon ab. Ein seufzendes Schnaufen verlässt seinen seit dem Schrei geschlossenen Mund. In der Tür steht Hongjoong. Sein bester Freund. Mit dem er seit seinem dreizehnten Lebensjahr zusammen und fast schon eingeschlossen ein Zimmer teilend, im Internat wohnt. Da fällt ihm auf, warum war der Ältere eigentlich nicht im Zimmer? Sein Blick fällt zur Seite. Zu dem Bett, welches tatsächlich frei ist. Wann hätte er bemerkt, dass sein bester Freund nicht schläft, wenn sein Blick nicht zur Seite gefallen wäre?

Schnell analysiert der Blick des Jüngeren die Tür, durch welche Hongjoong eben trat. Badezimmer. „Was guckst du wie abgestochen Wooyoung?"

„Du warst auf jeden Fall länger als fünf Minuten im Bad. Was machst du um diese Uhrzeit, solange dort?"

„Du weißt, dass ich in der Nacht andauernd pinkeln muss. Meine bescheuerte Blase reißt mich immer aus dem Schlaf. Natürlich bin ich dennoch betrübt des Todes und während ich auf der Schüssel sitze, knicke ich fast immer ab und wenn eine gewisse Person plötzlich schreit, bereitet es mir auch noch einen Herzinfarkt. Dieser stoppt den Fluss der Erleichterung und verzweifelt stockend, bleibt der Druck."
Nach diesem gefühlten Vortrag von Problemen, die den Älteren plagen, welche Wooyoung fragend eigentlich sogar hören wollte, sieht er diesen leicht entschuldigend und überfordert zwinkernd an.
„Aber kommen wir mal zum wesentlichen, warum hast du geschrien?"

Das Zwinkern stoppt nicht, jedoch nutzt er die Verwirrung, die er damit bei Hongjoong erzeugt aus und springt somit, von dem Schreck erholt, endlich von seinem Bett. Sich streckend, fängt er dann an zu sprechen: „Ich hatte einen Alptraum und fühl mich jetzt aufgewühlt, weswegen ich rauswill."

Der Ältere weiß natürlich von dem Mobbing seines besten Freundes. Er war immerhin immer dabei. Und er war auch derjenige, welcher als zufälliger Mitbewohner, als einziger zu dem Neuen gehalten hat und dies in Freundschaft gebunden, bis heute tut. Die beiden kennen es nicht anders, dass Wooyoung ständig diese ganzen Beleidigungen gegen den Kopf geschmissen bekommt, ist auf einer gewissen Art und Weise auch normal. Einfach nicht besonders. Es ist schon vier Jahre so und dar es nur Worte, nie körperliche Angriffe waren und sind, sehen die beiden es auch eher ruhig. Manchmal scheint es sogar fast wie Sticheleien unter Freunden. Nur das er mit den Personen nicht befreundet ist und sie ihm anscheinend jegliches Selbstwertgefühl nehmen wollen. Was öfter sogar klappt, jedoch bringen Hongjoongs Worte seinem Herzen dann wieder Freude. Wenn er also z. B. 'verfetzte Vogelscheuche' genannt wird, sagt sein bester Freund mit ruhigem Ausdruck und komplett ernst gemeint 'wenigstens hältst du somit die verlogenen Raben von dir'. Und natürlich weiß Wooyoung, dass Hongjoong auch sein Aussehen gut reden würde. Jedoch haben die Jungen mittlerweile abgemacht, dass er dies nicht immer erwähnen muss. Solch aufmunternde Worte, welche zeigen wie egal diese Aussagen sind, da die Menschen seinem Leben eh nicht guttun würden, helfen dem Jungen um einiges mehr.

„Ich hoffe du kommst nicht wieder in eine Phase, in der dich diese quälen.."

„Und wenn schon, du bist an meiner Seite.", amüsant zwinkert er dem Älteren zu und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er weiß gar nicht, weswegen manche Beleidigungen in den schwebenden Gedanken der Nacht, so nah auf ihn einfallen und ihn angreifen. Manchmal sind diese Worte eher peinlich und fast schon amüsant. Dieses Mobbing, welches Wooyoung abbekommt ist jedoch speziell und die nächsten Tage, werden Wege einschlagen, in denen seine Alpträume, wie das Auftreten einer fluffigen Wolke erscheinen, welche ihre Kollegen mit Blitz und Donner hinter sich versteckt. Es scheint so friedlich, er ahnt rein gar nichts.

„Na dann. Dar ich eh wach und von deinem Schrei richtig richtig munter bin, komm ich gleich mal mit."

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bad words. | woosan  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt