Es tat gut, ein wenig das Wetter zu genießen und durch den Park in der Nähe meiner Wohnung zu gehen. Wirklich ablenken von der Angst vor dem Gespräch mit David konnte ich mich zwar nicht, aber es war schön die blühenden Blumen und zwitschernden Vögel ansehen zu können. Das Beste war, wie bei jedem Spaziergang mit Gideon, fast die ganze Zeit über seine Hand halten zu können. Immerhin wurde meine Laune so ein wenig besser.
Erst, als wir die Treppenstufen zu unseren Wohnungen hinaufgingen, kam auch die Panik wieder in mir hoch. „Ich geh nur kurz auf die Toilette und kopiere das Ultraschallbild für David, dann können wir wieder los, okay?", sagte ich zu Gideon, als wir vor unseren Wohnungstüren angekommen waren.
„Lass dir ruhig Zeit, Prinzessin", antwortete er mir. „Wir haben noch fast eine dreiviertel Stunde, bis wir David treffen wollen." Er machte eine Pause. „Oder eher müssen", verbesserte er sich dann etwas grimmig.
„Bist du sicher, dass du mitkommen möchtest?", fragte ich ihn besorgt. „Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass ich dich gerne dabeihätte. Aber wenn dir noch ein Treffen mit David zu unangenehm ist, oder du irgendwelche anderen Bedenken hast, kannst du auch Zuhause bleiben." Langsam ließ ich Gideons Hand los, um meine Wohnungstür aufzuschließen. „Wirklich", fügte ich dann noch hinzu.
„Ich kann dich das doch nicht alleine machen lassen." Gideon lächelte mir vorsichtig zu. „All zu viel Redebedarf wird er ja hoffentlich nicht mehr haben, oder?"
„Ich hoffe nicht. Und wenn doch beende ich das Gespräch einfach irgendwann und sage, dass es mir zu viel wird." Ich lächelte zurück und ging dann in meine Wohnung.
Drinnen angekommen stellte ich meine Handtasche neben der Eingangstür ab und ging ins Wohnzimmer. Das leichte Chaos der Babyparty des Vorabends war noch immer nicht beseitigt worden. Es fühlte sich surreal an, dass noch vor weniger als vierundzwanzig Stunden meine Familie und engsten Freunde hier mit mir gefeiert hatten. Es tat gut daran zurückzudenken. An die letzten Wochen, in denen ich es endlich geschafft hatte, David aus meinem Kopf zu verbannen.
Ich ging zu einem Regal im Wohnzimmer und durchwühlte eine Schublade mit allen Fotos und Unterlagen, die ich zu meinem Baby und der Schwangerschaft in den letzten Monaten gesammelt hatte. Neben dem Ultraschallbild lag hier mein positiver Schwangerschaftstest, vorsichtig in eine Plastiktüte eingepackt und alle schriftlichen Informationen, welche meine Ärztin mir bei den letzten Besuchen mitgegeben hatte.
Vorsichtig nahm ich das Ultraschallbild heraus und sah es lächelnd an. Viel konnte ich darauf nicht erkennen, aber der Gedanke, dass ich dort meine Tochter sehen konnte, machte mich glücklich. Von Tag zu Tag freute ich mich mehr darüber, die kleine in ein paar Monaten endlich in meinen Armen halten zu können. Mit dem Bild in der Hand ging ich zum Kopierer. Die Kopie, welche er ausspuckte, sah bei Weitem nicht so gut aus wie das Original, doch es war mir egal. Um es David mitzugeben, reichte es alle Male. Das Original wollte ich auf jeden Fall bei mir behalten. Schließlich war sie mein Kind und nur vielleicht das von David.
Ich legte das Originalbild zurück und ging mit der Kopie zu meiner Handtasche und legte es hinein. Dann griff ich nach dieser und öffnete die Wohnungstür. Gideon stand, angelehnt an die Wand, im Flur und erwartete mich bereits. „Hast du alles?", fragte er mich.
„Mehr als das Bild brauche ich doch nicht, oder?"
Gideon schüttelte den Kopf und streckte seine Hand nach meiner aus. „Dann lass uns losgehen, Prinzessin."
Eigentlich war der Weg zum Café, in welchem wir uns mit David treffen wollten, nicht weit. Doch heute kamen mir die zwei Blocks vor, als müssten wir durch halb London laufen. Je näher wir dem Gebäude kamen, desto mehr fing ich an zu zittern. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich das Café. Zu meiner Freude konnten wir David nirgendwo entdecken. So konnte ich noch darauf hoffen, wenigstens noch kurz anzukommen, bevor ich mit einem der vermutlich unangenehmsten Gespräche meines Lebens konfrontiert werden musste.
DU LIEST GERADE
Life hates her
FanfictionGwendolyn, 25, sieht auf einer Party, wie ihr Freund David sie mit einer anderen betrügt. Gefrustet betrinkt sie sich und landet mit einem verboten gut aussehnenden Fremden (Gideon) im Bett. Ein paar Tage später zieht sie von New York zurück in ih...