26. Kapitel

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„Auf in Richtung Hyde Park", meinte Gideon als wir die Straße vor unserem Haus erreicht hatten. Er schloss die Haustür hinter uns und nahm meine Hand. Wie auch die letzten Male breitete sich, sobald er mich irgendwo berührte oder küsste, ein angenehmes Kribbeln in meinem Körper aus. Gemeinsam gingen wir los. „Mir ist aufgefallen, dass ich noch gar nicht so viel über dich weiß", bemerkte Gideon nach einer Weile. „Also abgesehen von der Schwangerschaft, der Sache mit David und die Dinge, die mir Leslie irgendwann einmal erzählt hat."

„Über dich weiß ich aber auch nicht viel mehr." Ich machte eine Pause. „Ich wüsste zu gerne, was Leslie dir über mich erzählt hat – hoffentlich hat sie die peinlichen Geschichten aus unserer Schulzeit ausgelassen. Aber ich kann ja anfangen. Ich habe mit meinen Eltern und Geschwistern in Durham gelebt, bis mein Dad an Leukämie verstorben ist. Dann ist Mum mit uns nach London ins Haus ihrer Eltern gezogen, wo auch meine Cousine Charlotte, ihre Mutter Glenda und meine Großtante Maddy lebten. Leslie habe ich hier in der Schule kennengelernt. Seit wir in der fünften Klasse einer Mitschülerin einen überfahrenen Frosch in die Suppe gelegt hatten, sind wir unzertrennbar." Bei dem Gedanken an die Schulzeit mit Leslie musste ich kurz lachen. „Wie anders das Leben da noch gewesen ist."

„Da hast du Recht. Keine schrecklichen Arbeitszeiten, keine Miete zahlen müssen und jeden Tag mit seinen Freunden verbringen zu können war echt schön. Aber guck mal wie weit wir alle im Leben schon gekommen sind. Das hat doch auch etwas Gutes."

„Aber einfacher war es schon. Keine ungewollte Schwangerschaft, keinen Stress mit dem Exfreund, der einen betrogen hat. David hat sich immer noch nicht bei mir gemeldet", sprudelte es aus mir heraus. „Ein bisschen sollte es ihn doch wenigstens interessieren, oder nicht? Es kann schließlich sein, dass er Vater wird!"

Gideon antwortete nicht.

„Tut mir leid, ich rede zu viel darüber. Ich weiß das ganze jetzt seit zwei Monaten und es ist immer noch ganz neu und ungewohnt für mich. Ich habe einfach Angst das Ganze nicht zu schaffen, oder dass es zu viel für mich wird." Ich merkte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. So hatte ich unser zweites Date (falls man es denn so nennen wollte) nicht erwartet. Ich hatte oft genug in Gideons Gegenwart angefangen zu weinen, nicht nur wegen der Schwangerschaft, sondern auch seinetwegen. Wenigstens heute wollte ich versuchen die Tränen zurückzuhalten.

„Aber es ist doch gut, dass du dir Gedanken darüber machst. Ich glaube du weißt gar nicht wie stark du eigentlich bist. Du bist einfach so mit 18 zum Studieren in ein fremdes Land gezogen und sieben Jahre später hast du wieder dein ganzes Leben zurückgelassen und bist in die Heimat zurückgegangen. Ich kenne nicht viele, die sich so etwas trauen würden." Gideon blieb stehen und zog mich an meiner Hand näher zu sich heran. Dann nahm er mit seiner anderen Hand meinen Kopf, wischte eine Träne, die sich anscheinend doch aus meinem Auge gelöst hatte und küsste mich. Langsam erwiderte ich den Kuss. Es war mir egal, dass wir mittlerweile mitten im Park auf dem Gehweg standen. Gideons Lippen auf meinen zu spüren beruhigte mich und lies mich meine Sorgen verdrängen. Ich war so froh ihn kennengelernt zu haben.

Nach einer viel zu kurzen Zeit brach Gideon den Kuss ab. „Und jetzt sollten wir das Thema wechseln, viel Neues habe ich über dich noch nicht gelernt", Gideon lachte. „Du hast wirklich mit Leslie einen toten Frosch in die Suppe einer Mitschülerin gelegt?" Er sah mich ungläubig an.

„Cynthia hatte den Frosch mit ihrem Fahrrad überfahren und gar keine Schuldgefühle gezeigt. Wir waren da elf und der Frosch tat uns schrecklich leid." Bei dem Gedanken an die Sache mit dem Frosch musste nun auch ich grinsen. „Cynthia hat einen Schreikrampf bekommen und wir wurden ins Büro des Schuldirektors gerufen. Bis wir unseren High School Abschluss hatten, waren wir für ihn nur die bösen Froschmädchen."

„Irgendwie tut mir diese Cynthia schon ein bisschen leid. Einen toten Frosch in meiner Suppe stelle ich mir auch ekelhaft vor."

„Glaub mir, schlimmer als die Suppe, in die wir ihn gelegt haben, kann er nicht gewesen sein. Unsere Schulcafeteria war ungenießbar." Bei dem Gedanken an das Schulessen wurde mir wieder schlecht. Schnell versuchte ich das Thema zu wechseln. Ich wollte mich ungern in einen der Mülleimer am Wegrand übergeben müssen. „Und nun zu dir", fing ich an. „Wie bist du denn darauf gekommen Medizin zu studieren, wenn du einen toten Frosch in einer Suppe schon zu ekelhaft findest?" Während wir wieder nebeneinander hergingen griff ich nach Gideons Hand. Sofort breitete sich wieder ein angenehmes Kribbeln in meinem gesamten Körper aus.

„Die Möglichkeit Menschen zu helfen bedeutet mir viel. Und irgendwie fand ich den menschlichen Körper schon immer faszinierend, im Gegensatz zu Fröschen." Ich musste lachen.

Wir gingen weiter durch den Park, bis wir vor einer Eisdiele landeten. „Was sagst du Prinzessin? Ich habe dich heute Morgen schon gezwungen Obst zu essen, da haben wir uns beide ein Eis verdient, nicht wahr?"

„Sehr gerne." Jetzt erst bemerkte ich, dass mein Magen knurrte. Seit dem Frühstück vor ein paar Stunden hatte ich nichts mehr gegessen.

Gideon zückte sein Portemonnaie und ging zielstrebig auf die Eisdiele zu. „Was hättest du denn gerne?"

„Irgendwas mit Kaffee klingt gut. Jetzt wo ich ihn nicht mehr trinken darf, will ich ihn wenigstens noch in meinem Eis genießen dürfen. Das wird doch in Ordnung sein, oder?"

Gideon nickte. „Die ein oder andere Tasse wird auch weder dir noch dem Kind schaden."

„Pack dein Portemonnaie weg, ich lade dich ein", sagte ich.

„Prinzessinnen sollten aber nicht für ihr Eis zahlen müssen", protestierte Gideon.

„Du lädst mich zum Kaffee und Essen ein, kochst Lasagne für mich und backst Croissants, da werde ich dich doch wenigstens mal auf ein Eis einladen dürfen!"

Gideon gab nach und steckte den Geldbeutel zurück in seine Hosentasche. „Also wenn das so ist, kannst du ja auch gerne mal für mich kochen." Er sah mich herausfordernd an.

„Glaub mir, dass willst du nicht. Als ich aufgewachsen bin hatten wir eine Köchin, das einzige was ich kochen konnte als ich nach New York gezogen war, waren Nudeln mit Tomatensauce. Und selbst dabei sind mir die Nudeln einmal so im Topf angebrannt, dass ich ihn danach wegschmeißen konnte."

Gideon sah mich ungläubig an und lachte.

„Mittlerweile ist mein Essen genießbar, aber an deine Lasagne komme ich im Leben nie ran."

„Dann wird es wohl Zeit, dass ich mein Rezept weitergebe und dir beibringe, wie man die weltbeste Lasagne macht." Gideon überlegte kurz. „Na gut, zweitbeste Lasagne weltweit. Die bei dem kleinen italienischen Restaurant, das wir zusammen besucht haben, ist tatsächlich besser." Wie an dem Tag als wir uns kennengelernt hatten, klang er ein wenig eingebildet, als er über seine Kochkünste sprach. Doch diesmal störte es mich nicht.

Wir bestellten unser Eis, gingen zurück in den Park und setzten uns auf die Wiese. Gideon legte einen Arm um mich und zog mich näher an seinen Körper. Seine Körperwärme wirkte Wunder gegen die aufziehende Kälte eines kleinen Windstoßes.

„Ich muss die nächsten Tage sehr früh arbeiten, aber was hältst du davon, wenn ich am Freitag wieder für uns koche? Zur Abwechslung mal etwas anderes als Lasagne, ich glaube ein wenig Gemüse könnte dir nicht schaden."

Ich nickte. „Das würde mich freuen." Ich gab Gideon einen kurzen Kuss und aß dann glücklich mein Eis weiter. Der heutige Tag war einfach unglaublich schön.

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Hallo ihr Lieben,

Ich hoffe es geht euch allen gut!
Tut mir leid, dass ich so lange für ein neues Kapitel gebraucht habe, dafür hab ich heute gleich zwei geschrieben. Das nächste kommt also auch bald.

Ich würde mich freuen, wenn ihr den ein oder anderen Kommentar da lasst ❤️

Alles Liebe

Life hates herWo Geschichten leben. Entdecke jetzt