13. Kapitel

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Der süßliche Duft von frischen Croissants und Kaffe kam in meine Nase. Zu schade nur, dass ich den Kaffe nicht trinken durfte. Seit wann gingen Leslie oder Raphael vor dem Frühstück zum Bäcker? Als ich meinen Magen knurren hörte, was bei diesem Duft wohl nur verständlich sein konnte, schlug ich die Augen auf. Das ist nicht Leslies Wohnung, schoss es mir durch den Kopf. Doch so war ich dann?
Die Antwort auf diese frage wurde mir schnell gebracht. Bevor ich weiter über meinen Aufenthaltsort nachdenken konnte, wurde die an die Tür des Schlafzimmers in dem ich war geklopft. "Prinzessin?", fragte jemand von außen. Gideon. Natürlich. Jetzt erinnerte ich mich wieder an gestern Abend und konnte mir daher erklären, wie ich in dieses fremde, aber sehr bequeme Bett gekommen war.
"Ja", antwortete ich.
"Kann ich rein kommen?", fragte Gideon von außen.
"Ja."
"Ist Dornröschen endlich wieder aufgewacht?", fragte Gideon, als er immer noch nur im Boxershorts bekleidet den Raum betrat. Er sah echt unglaublich aus. "Ich wollte mir nur was zum anziehen holen." Dann verschwand er kurz um sich umzuziehen. Fertig angezogen stand er zwei Minuten später wieder vor mir. "Und tut mir leid, falls ich sich geweckt habe."
"Hast du nicht. Ich wurde von dem Duft von Croissants und Kaffe geweckt. Riecht echt gut", antwortete ich ihm.
"Deshalb bin ich auch hier. Wir haben schon fast halb elf und ich bekam so langsam Hunger. Schläfst du immer so lange?"
"Ja. Aber wir können gerne frühstücken. Ich hab auch Hunger." Gideon hielt mir seine Hand hin, um mir aus dem Bett zu helfen. "Danke." Dann führte er mich wieder in die Küche, wo wir gestern bereits zusammen Tee getrunken hatten. Auf dem Küchentisch standen zwei Teller und Tassen, so wie Besteck und ein paar Sorten Marmelade und Nutella. In einem Korb auf der Küchenzeile lagen jede Menge golden und knusprig aussehende Croissants.
"Kaffe oder Tee?", fragte mich Gideon als ich mich zu ihm an den Geschichte setzte.
"Tee." Dann nahm Gideon sich meine Tasse und ging ein paar Schritte zu dem Wasserkocher, der in der anderen Ecke der Küche stand. Aus einer Schublade fischte er einen Teebeutel. Als er Wasser aufgesetzt hatte hielt er mir dem Korb mit den Croissants hin.
"Wenn du lieber Brot magst, kann ich kurz welches suchen", sagte er bevor ich mir ein Croissant nahm. "Ich wusste nicht, was du zum Frühstück magst. Ich hoffe das geht so, Gwen."
"Danke." Das Croissant schmeckte genauso, wie ich Croissants liebe. Außen knusprig und innen weich. "So kaufst du die denn? So gute Croissants hatte ich lange nicht mehr."
"Also du verlässt deine Wohnung, gehst ein paar Schritte nach wenn du auf die Treppe schaust rechts und klingelst an der Tür. Dann öffnet der Prinz seiner Prinzessin die Tür, geht in seine Küche, deckt den Tisch und holt die frisch gebackenen Croissants aus dem Ofen. Ich glaube, dass ist einfacher als wenn ich dir jetzt den weg zum nächsten Supermarkt beschreibe und dir das Rezept gebe."
"Dann kommt Prinzessin wohl ab jetzt öfters zum Frühstück." Gideon lächelte.
"Gerne. Dann ist der Prinz wohl nicht mehr immer so alleine." Gideon stand auf um meinen Tee zu holen.
"Danke", sagte ich, als er ihn hinter meinem Teller abstellte.
"Übrigens, dein Handy hat vorhin bestimmt fünf mal geklingelt. Schöner Kingelton." Gideon zeigte mit seinem Finger auf meine Handtasche, die ich gestern in der Küche hatte stehen lassen. Genau in dem Moment klingelte es wieder. Was den Kingelton anging konnte ich ihm nur Recht geben. Es war die Bon Jovi Version von Hallelujah.
"Ich guck mal schnell, wer das ist. Gut mir leid." Dann stand ich auf. Auf dem Bildschirm erkannte ich, dass es Leslie war. "Da muss ich ran. Sonst macht Leslie sich unnötig Sorgen um mich."
"Gwenny? Bist du da?", fragte Leslie als ich Uf Grün drückte.
"Ja. Ist alles okay? Du rufst mich sonst nie vor elf an."
"Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich dir für morgen um drei einen Termin beim Frauenarzt gemacht hab. Wegen dem Baby", erklärte sie mir schnell. "Ich komm übrigens mit."
"Holst du mich dann hier ab?"
"Klar. Ich hab dich lieb. Viel Spaß beim Einrichten noch!" Dann hatte sie auch schon aufgelegt. Ich lies das Handy zurück in die Tasche fallen und ging zurück zum Tisch. Einen Termin beim Frauenarzt hätte ich mir auch ohne Probleme selber machen können. Und vor allem musste sie Gideon und mich beim gemeinsamen Frühstück stören?
"Ist irgendwas los? Sonst hätte Leslie bestimmt nicht so oft angerufen, oder?", fragte Gideon als ich wieder in mein jetzt schon zweites Croissant beißen wollte.
"Alles in Ordnung." Von der Schwangerschaft wollte ich vorerst keinem erzählen. Bisher wussten es nur Leslie und ich. Nicht einmal meiner Mutter hatte ich bisher erzählt, dass sie Großmutter werden sollte. Noch sah man nichts, also musste es ja auch keiner wissen. Ich sollte jedoch bald mit David klären, ob er als Vater in Frage kommen kann.
"Wenn du willst, kannst du duschen gehen. Du weißt ja, wo das Bad ist. Handtücher findest du im Schrank neben dem Waschbecken", sagte Gideon nachdem wir mit dem Essen fertig waren. Ich nahm also, wie es sich gehört, meinen Teller und mein Besteck und wollte es zur Spülmaschine tragen. "Halt!" Gideon sprang dazwischen. "Du bist meine Prinzessin, also wirst du bedient. Nur beim Duschen helfen muss ich dir nicht." Gideon deutete mit einem Finger in Richtung Flur. Zu schade.
"Und mein Prinz?", fragte ich ihn als ich meine Tasche, in welcher ich Klamotten für heute hatte (den Rest hatte ich noch bei Leslie gelassen und würde ihn heute abholen), um ins Bad zu gehen.
"Der schafft das schon."
"Sicher?" Meine Hand war wieder an dem Teller angekommen, den ich eben auf Gideon's Anweisung hin abgestellt hatte.
"Ja." Dann ging ich duschen. Gideon's Bad war schön. Schöner als meins. Die Grundeinrichtung (also Dusche, Waschbecken, Toilette) waren zwar die selben wie bei mir, jedoch wirkte es durch den Schrank an der Wand und sogar zwei Pflanzen eindeutig belebter.
Frisch geduscht, geschminkt und angezogen kam ich zurück zu Gideon. Bei genauerem betrachten, war mir aufgefallen, konnte man schon eine leichte Wölbung an meinem Bauch sehen. Wie ich mich schon darauf freute, das kleine Ding in ein paar Monaten endlich in den Armen halten zu können!
"Lebst du noch? Ich hoffe, mein Bad steht nicht unter Wasser!", fragte Gideon, als ich zurück in die Küche kam.
"Ich hab mich beeilt. Das waren höchstens zehn Minuten", versuchte ich mich zu verteidigen. "Außerdem hab ich nicht zu ersten Mal geduscht."
"Gut. Wir sollten dann mal rüber in deine Wohnung gehen und mit dem Einrichten anfangen. Ich würde heute, spätestens morgen schon gerne deine Wohnung fertig haben." Gideon schien die kleine Enttäuschung in meinem Gesicht gesehen zu haben. Also fügte er noch hinzu: "Nicht, dass mir die Zeit mit dir nicht gefallen hat, aber dann können wir besseres machen." Ich hoffe doch zusammen, oder?
Ich öffnete meine Tasche und wühlte in ihr nach dem Schlüssel. "Frauen und Taschen... Das Ding ist ja wie ein schwarzes Loch. Wetten, wenn ich was rein werfe verschwindet es?", witzelte Gideon in dem Moment als ich meinen Schlüssel gefunden hatte.
"Leider hast du ausnahmsweise mal Recht." Dann zogen wir uns unsere Schuhe an und gingen in meine Wohnung.

"Gibst du mir mal die Schraube neben dir?", fragte Gideon mich. Mittlerweile hatten wir das Wohnzimmer fertig eingerichtet und waren dabei, mein Bett zusammen zu bauen. Ich nahm die Schraube und gab sie ihm. An den Stellen, wo sich unsere Hände berührten verspürte ich ein angenehmes Kribbeln. Ob Gideon das wohl auch spürte? "Danke." Gideon schraubte die letzte Schraube am Bett fest.
"Das Büro oder Arbeitszimmer, wie auch immer wir es nennen wollen mache ich morgen fertig, okay?", sagte ich Gideon als ich anfing die Plastiktüten, in denen die Schrauben waren einzusammeln. "Ich hab echt nicht mehr die Nerven dazu."
Gideon überlegte kurz und griff in seine Hosentasche. "Kannst du kochen?", frage er, während er seinen Schlüssel aus der Tasche angelte. "Dann mache ich hier weiter und du kannst bei mir in der Küche nach Essbarem suchen und in einen Topf schmeißen. Hauptsache es ist essbar."
Ich nickte und fing geschickt den Schlüssel auf, den er mir zuwarf. "Irgendwelche Wünsche, mein Prinz?", fragte ich schon halb im Gehen.
"Überrasch mich. Du findest alles irgendwo in der Küche. In den Schubladen ist nichts geheimes." Zu schade aber auch.

Kurze Zeit später in Gideon's Küche angekommen, öffnete ich den Kühlschrank. Wie konnte ein allein lebender Mann mit einer [i]wirklich tollen Figur[/i] so viel Essen in seinem Kühlschrank haben?
Nach einem kurzen Blick hatte ich Tomaten, Zwiebeln und andere Dinge für eine Tomatensauce entdeckt. Nun fehlten nur noch Nudeln. Diese fand ich direkt neben dem Kühlschrank. Dass ich jedoch drei Minuten nach ihnen suchen musste, konnte ich mir auch nicht erklären. Bald darauf köchelten die Tomaten und Zwiebeln mit ein paar Gewürzen in einem Topf. Daneben standen die Nudeln. Der Tisch war ebenfalls schnell gedeckt. Das Essen stand in zwei Schalen auf der Küchenzeile, damit nichts im Topf anbrennen konnte.

"Essen ist fertig!", rief ich, als ich meine Wohnung betrat.
"So schnell, Prinzessin?" Gideon klang überrascht. "Bin sofort da. Ich muss nur noch eine Schraube fest ziehen." Knapp eine Minute später stand Gideon vor mir. Er sah wie immer perfekt aus. "Was gibt's denn?"
"Nudeln mit Tomatensauce. Meine Kochfähigkeiten sind nicht so riesig, dafür reichte aber."
Das Abendessen verlief ähnlich, wie das Frühstück. Gideon bot mir Wein an, welchen ich aber wegen des Babys (diesen Grund nannte ich nicht) und da ich Alkohol selbst in geringem Maße kaum vertrage, ablehnen musste. Gideon bestand wieder darauf, den Tisch abzuräumen. Nachdem wir noch eine Weile auf seiner Couch saßen und redeten begleitete er mich zur Tür.
"Darf ich sich wieder umarmen?", frage er bevor ich die Tür öffnete.
"Gerne."
Wie bei der Berührung unserer Hände am Nachmittag kribbelte mein ganzer Körper angenehm.
"Gute Nacht, Prinzessin. Sicher, dass du die Nacht alleine überlebst? Bist du nich etwas einsam da?" Gideon schaute mich besorgt an.
"Wozu hab ich die Wohnung denn?"
"Gut. Oh, und meine Mutter sagt immer, das, was du in der ersten Nacht in einem neuen Bett träumst, geht in Erfüllung. Also, träum was schönes." Das würde ich. Von Gideon.

Dann beugte er sich zu mir herab und legte seine Lippen auf meine. Vorsichtig erwiderte ich den Kuss. Gideon's Lippen waren weich und alles war einfach nur wundervoll...
Bis mein Handy klingelte. Wir ignorierten es einfach.
I've heard there was a secret chord,
That David played,
And it pleased The Lord,
But you don't really care for music, do you?
...
Nun würde mein absolutes Lieblingslied für immer mit Gideon in Verbindung stehen. Wenn auch bis jetzt positiv.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns schwer atmend von einander. Alles war einfach nur wundervoll.
"Ich glaube, ich bin dort drüben schon etwas alleine", lächelte ich Gideon an.
"Ich wusste es." Auch er lächelte.

Life hates herWo Geschichten leben. Entdecke jetzt