Mit einem breiten Grinsen wachte ich auf. Dass Gideon am vorherigen Abend mit Croissants und Blumen vor meiner Wohnungstür stand war sicher. Es roch noch immer leicht nach dem süßen Gebäck und ich lag noch immer auf der Couch im Wohnzimmer. Doch hatten wir uns tatsächlich geküsst, oder sogar noch mehr getan? Nein, so schön wie die Vorstellung war, musste das ganze ein Traum gewesen sein. Noch immer hatte ich die Augen geschlossen. Da ich heute von zuhause aus arbeiten würde, entschied ich mich noch einmal in die wundervolle Traumwelt einzudringen.
Doch dank eines plötzlichen Schwalls der Übelkeit konnte das ganze nicht gelingen. Ich stand also auf, beeilte mich ins Bad zu kommen und übergab mich in die Toilette. Sobald ich mir den Mund ausgespült hatte, ging es mir auch schon wieder besser. Erst dann fiel mir an meinem Spiegelbild auf, dass ich nur in BH und Höschen gekleidet war. Es war also doch kein Traum gewesen. Ich konnte mich nur beim besten Willen nicht daran erinnern, wie meine Bettdecke zu mir auf die Couch gekommen war, geschweige denn, dass ich irgendwann eingeschlafen war. Schnell sprang ich noch unter die Dusche und zog mir etwas Frisches an.
Glücklich ging ich in die Küche in der ich erst einmal Wasser für meine morgentliche Tasse Tee aufsetzte und klappte dann meinen Laptop, welcher auf der Küchenzeile lag auf, um nach Emails schauen zu können und auch direkt mit dem Arbeiten zu beginnen. Doch da zu meinem Auftrag noch keinerlei neue Informationen an mich weitergeleitet wurden, entschied ich mich den Laptop wieder zuzuklappen und mich erst einmal einem Toast mit Erdbeermarmelade, welche meine Großtante Maddy selbstgemacht hatte, zu widmen. Ich goss also einen Schuss Milch in meinen Tee, nahm die Tasse, mein Toast und das Marmeladenglas und ging zurück ins Wohnzimmer um dort in Ruhe zu frühstücken.
Gerade, als ich mich hingesetzt hatte, fiel mir auf, dass die Schüssel mit den Croissants noch immer auf meinem Wohnzimmertisch stand. Zu meinem Erstaunen befanden sich sogar noch zwei Stück in ihr. Ich entschied mich also gegen das Toast und griff hinein. Erst jetzt sah ich neben der Schüssel einen kleinen Zettel liegen.
Dornröschen,
danke für den wunderschönen Abend. Ich hoffe, es geht dir ein wenig besser und die restlichen Croissants werden dir den morgen ein wenig versüßen.
Du sahst so friedlich und glücklich aus, als du irgendwann eingeschlafen warst, ich wollte dich lieber nicht wecken und habe einfach deine Decke aus dem Schlafzimmer geholt.
Ich muss die beiden nächsten Abende leider im Nachtdienst im Krankenhaus arbeiten, in der Praxis helfe ich nur gelegentlich aus. Aber solltest du Zeit haben, würde ich mich sehr freuen, dich Samstagabend, gegen 19 Uhr, zum Essen einladen zu dürfen. Ich kenne da einen kleinen Italiener, dessen Lasagne dir fast so gut wie meine schmecken könnte. Um selbst welche zu machen fehlt mir leider die Zeit, dennoch kann ich dies auch gerne bei Gelegenheit nachholen.
Ich bezweifle, dass wir uns die nächsten zwei Tage sehen werden, deswegen lege meine Schüssel einfach mit deiner Antwort vor meine Tür. Aber iss ruhig erst auf, auch am zweiten Tag schmeckt mein Gebäck noch immer.
Alles Liebe
Gideon
Schon als ich die Nachricht anfing zu lesen, fing mein Herz an schneller zu schlagen. Nicht nur war Gideons Schrift um längen schöner als meine Sauklaue – gab es eigentlich irgendetwas an ihm das nicht perfekt war? – er hatte sich sogar die Mühe gemacht, diese süßen Zeilen für mich zu schreiben. Aber am wichtigsten war wohl, dass ich tatsächlich ein Date mit Gideon haben würde. Am liebsten hätte ich vor Freude aufgeschrien oder Luftsprünge gemacht. Doch dies wollte ich den Nachbarn nicht antun. Besonders, sollte Gideon zuhause sein und mich hören könnte es mal wieder ziemlich peinlich für mich werden. Stattdessen entschied ich mich, einen kleinen Spaziergang zu machen und dann mit der Underground Bahn zu dem Haus meiner Familie zu fahren. Meine Mutter würde sich bestimmt freuen mich einmal wieder zu sehen, denn ich viel zu lange nicht in London gewesen und hatte meine Familie in dem Zeitraum seit meiner Ankunft auch erst zweimal gesehen.
Bevor ich die Wohnung verlies, nahm ich allerdings noch einen kleinen Zettel um eine Antwort an Gideon zu schreiben. Seine Nachricht wollte ich lieber als Andenken an den schönen Abend behalten. Schon jetzt konnte ich das gemeinsame Abendessen kaum abwarten.
Darauf hin nahm ich meine Handtasche aus dem Eingang, steckte mein Handy hinein und zog mir ein Paar Schuhe an. Ich zog meine Lederjacke über, trat auf den Hausflur und stellte nachdem ich die Wohnungstür hinter mir abgeschlossen hatte die Schale auf Gideons Fußmatte.
Einige Zeit später stieg ich aus der Underground aus und ging in Richtung des Hauses in dem meine Familie lebte. Es war ein schöner Frühlingstag, es war sonnig, warm und sogar der Magnolienbaum auf der anderen Straßenseite, gegenüber von unserem Haus trug schon erste Blüten. Ich trat die Treppenstufen zu dem Haus empor und klingelte. Zu meinem Erstaunen wurde mir nicht von Mr Bernhard, sondern direkt von meiner Mutter die Tür geöffnet. Sie wirkte überrascht mich zu sehen, umarmte mich dennoch herzlich.
„Wie schön dich zu sehen, Gwen", meinte sie und ging wieder ins Haus, mir bedeutend, dass ich ihr folgen sollte. „Geh ruhig schon mal nach oben, ich koche uns schnell eine Tasse Tee und suche ein paar Kekse." Schon war sie wieder verschwunden und auch ich hatte wenige Sekunden später meine Schuhe im Schuhschrank verstaut, meine Jacke auf gehangen und war auf dem Weg nach in unser kleines Wohnzimmer. Ich machte es mir gemütlich und auch schon ein wenig später war meine Mutter mit einem kleinen Tablett mit Tee, Keksen und ein wenig Obst bei mir. „Wie geht's dir?", fragte Mum sobald sie neben mir saß. „Und wie geht's dem Baby?", hang sie noch schnell an bevor ich antworten konnte.
„Uns geht's beiden gut", fing ich an. Von mir und meinem noch nicht einmal geborenen Baby als uns zu sprechen klang irgendwie komisch und vor Allem sehr ungewohnt. Aber zugleich war es auch echt schön daran zu denken, dass dieses kleine Würmchen zu mir gehörte. „Ich war gestern noch einmal mit Leslie beim Arzt, sie meinten dort, dass alles in bester Ordnung sei. Ich habe es gestern sogar endlich geschafft mit David zu telefonieren, auch wenn man von seinem schnellen Auflegen nachdem ich ihm von der Schwangerschaft erzählt hatte, kaum von einem richtigen Telefonat sprechen kann." Ich war erstaunt, dass mir dieses Mal keine Tränen kamen als ich das Thema ansprach. Dennoch hätte ich eindeutig lieber vor meiner Mutter Schwäche gezeigt, aber vielleicht wäre es anders ja nie zu dem selben, wundervollen Abend mit Gideon gekommen.
„Das tut mir leid Süße", antwortete Mum während sie nach ihrer Teetasse griff. „Aber die Hauptsache ist schließlich, dass es euch beiden gut geht. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass ich Großmutter werde. Und du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr sich Caroline und vor allem Tante Maddy freuen! Sie redet seit Tagen von nichts anderem mehr." Sie grinste. „Auch Nick kann es kaum glauben, dass er Onkel wird. Nur Lady Arista, Glenda und Charlotte habe ich noch nichts davon erzählt." Das beruhigte mich sehr. Denn auf die höchstwahrscheinlich abwertenden Kommentare des Rests meiner Familie konnte ich sehr gut verzichten.
„Danke", sagte ich und nahm auch einen Schluck Tee, an dem mich mir prompt die Zunge verbrannte. „Trotzdem habe ich Angst mit dem Kind alleine da zu stehen oder einfach überfordert zu sein."
„Da musst du dir echt keine Sorgen machen, Liebes. Du hast doch deine Geschwister, Maddy und mich. Leslie war doch auch schon die ganze Zeit seit du wieder in England bist für dich da!" Und vielleicht sogar irgendwann Gideon, huschte es mir hoffnungsvoll durch den Kopf.
Es tat gut eine Weile mit Mum sprechen zu können, auch später noch über alltäglichere Dinge anzuschneiden. So dachte ich zumindest für eine kurze Zeit nicht über all die Geschehnisse des gestrigen Tages nach, verzweifelte nicht wieder wegen Davids Reaktion oder machte mir zu große Gedanken über mein bevorstehendes Date. Zwar ging ich nach Gideons und meinem Kuss eindeutig davon aus, dass dieses Treffen mehr für ihn bedeutete als mit einer Freundin einfach so Essen zu gehen, aber sicher sein konnte ich mir bei Gideons Verhalten, besonders nach unserem ersten Kuss nie.
Als Mum einige Stunden später zur Arbeit aufbrechen musste, machte auch ich mich auf den Weg weiter zu Leslie zu fahren. Ihr musste ich schließlich detailliert alles beschreiben was seit sie mich und Gideon im Treppenhaus vor den Arztpraxen alleine gelassen hatte passiert war.
Ich hoffe, dass euch das neue Kapitel gefällt! Über eine kleine Meinungsäußerung würde ich mich rieseg freuen. Hoffentlich komme ich die Tage noch zum weiterschreiben,
alles Liebe
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Life hates her
FanfictionGwendolyn, 25, sieht auf einer Party, wie ihr Freund David sie mit einer anderen betrügt. Gefrustet betrinkt sie sich und landet mit einem verboten gut aussehnenden Fremden (Gideon) im Bett. Ein paar Tage später zieht sie von New York zurück in ih...