Als Leslie die Tür hinter sich ins Schloss fallen lies, rannen erneut heiße Tränen meine Wangen hinab. Auch wenn er es verdient hatte, dass Leslie ihm eine Backpfeife geben wollte, wollte ich gleichzeitig auch nicht, dass er verletzt wird. Natürlich würde sich Gideon, auch wenn Leslie nicht gerade schlecht schlug, keine Verletzungen zu ziehen. Aber so war es immer mit mir. Auch ein paar Minuten später, als Leslie immer noch nicht zurück gekehrt war, konnte ich immer noch keine Geräusche aus Gideons Wohnung hören. Entweder die Wände waren dicker als ich erwartet hatte, oder Leslies Schlag war nicht so fest geworden, dass sie Gideon hätte verletzen können.
Wenig später klingelte es. Ich schleppte mich langsam zur Tür, in der Hoffnung, dass es Gideon sei, welcher sich nach Leslies Auftritt bei mir entschuldigen wollte. Dann hätte Leslie zwar eine ganze Weile gebraucht um ihn auf seinen Fehler aufmerksam zu machen, aber er hätte es verstanden. Ich öffnete schwungvoll die Tür und musste leider enttäuscht werden. Vor mir stand Leslie mit einer großen Packung Schokoladeneis und Sahne. "Tut mir leid, dass ich so lange weg war. Ich dachte, die eine oder andere Portion Eis könnte dir vielleicht helfen", sagte sie, als sie meinen anscheinend auch leicht enttäuschten Blick sah. "Hast du Gideon erwartet?"
Ich nickte.
"Keine Sorge, ich hab ihn nicht zu sehr geschlagen. Ich soll dir ausrichten, dass es ihm leid tut. Er wusste nicht ganz, was er falsch gemacht hätte und ich dachte wir machen's so wie immer - er muss von alleine drauf kommen. Ich hab ihm gesagt, es wäre besser wenn er nicht vorbei käme. Ich hoffe, das ist okay für dich", erzählte mir Leslie und nahm mich wieder in den Arm. Das Eis drückte sich unangenehm kalt gegen meinen Rücken. "Komm", Leslie löste sich von mir. "Ich hole kurz zwei Löffel und wir gucken einen Film, ja? Das hat früher auch immer bei dir geholfen."
"Okay", sagte ich leise. Leslie lotste mich zurück in Richtung Couch. Vom vielen Weinen und dem insgesamt sehr anstrengenden Tag, sackte ich, als ich endlich angekommen war, vollkommen erschöpft zusammen. Ich hatte das einrichten einer Wohnung nicht ganz so anstrengend in Erinnerung. Zudem raubte mir die Schwangerschaft, auch wenn ich gerade einmal knapp zwei Monate vielleicht drei Monate, ich hatte mein komplettes Zeitgefühl verloren seit ich wieder in London war, auch schon Kraft.
"Wo sind denn die Löffel", rief Leslie mir aus der Küche zu. Noch bevor ich antworten konnte, hörte ich eine Schublade zufallen und ihren erfreuten Aufruf: "Ah hab sie." Schnell lief Leslie zurück ins Wohnzimmer und drückte mir einen großen Löffel in die Hand.
Ich bekam grade noch mit, wie Leslie eine Dvd in den Dvd Spieler einlegte, als meine Augen auch schon zu fielen und ich erschöpft eingeschlafen war.Am nächsten Morgen, Leslie hatte mich auf der Couch zugedeckt und mir ein Kissen unter den Kopf gelegt, wachte ich auf. Wie Leslie sich nur in der Wohnung auskennen konnte - ich war doch gerade erst gestern eingezogen. Mir war, wie in den letzten Wochen, wieder übel. Ich rannte schnell schnell in Richtung Bad, glücklicher Weise kannte ich mich in der neuen Wohnung schon etwas aus, und übergab mich in die Toilette. Ich hatte bis her echt kein Problem mit der Schwangerschaft, mit Ausnahme des Problems, dass ich keine Ahnung hatte, wer der Vater war, jedoch nervte das ständige sich übergeben zu müssen gewaltig. Ich konnte kaum abwarten, dass diese Zeit endlich vorüber war. Als ich darauf meinen Mund ausspülte warf ich einen Blick in den Spiegel. Meine sonst glänzenden schwarze Haare hingen schlaff und schon leicht ölig auf meinen Rücken hinunter, dabei hatte ich doch gestern Morgen erst geduscht, und man konnte deutlich sehen, dass es mir nicht sonderlich gut ging. Meine Augen waren gerötet, ich schien im Schlaf erneut geweint zu haben und ich hatte deutliche Ringe unter den Augen.
Nach einer darauf folgenden langen und erholsamen Dusche lief ich, in ein Handtuch gewickelt in mein Schlafzimmer. Gideon, auch nur seinen Namen zu denken bereitete mir erneut Schmerzen, hatten gestern einiges in der Wohnung geschafft. Sogar meinen Kleiderschrank hatte ich schon fertig eingeräumt. Insgesamt standen in der Wohnung nur noch wenige Umzugskartons in welchen größtenteils nur unwichtige Dinge eingepackt waren. Ich entschied mich dafür, mir eine normale Jeans und ein t-Shirt anzuziehen. Ein Sweatshirt wäre zwar gemütlicher gewesen, war aber wahrscheinlich nicht das beste was man bei einer Schwangerschaftsuntersuchung tragen sollte.
Ich warf einen Blick auf die Uhr und musste feststellen, dass schon in weniger als drei Stunden mein erster Termin beim Frauenarzt bezüglich des Babys war. Erst jetzt bemerkte ich, wie aufgeregt ich doch war. Was sollte ich tun, wenn das Baby nicht gesund war oder ich Probleme hatte, von denen ich noch nichts mitbekommen hatte? Insgesamt hatte ich Unmengen an Fragen. Wie sollte ich jemals herausfinden, wer der Vater meines Kindes war, sollte es nicht David sein? Sam würde sich bestimmt nicht an jeden männlichen Gast auf seiner Party erinnern.
"Gwen", riss Leslie mich aus meinen Gedanken. Ich hatte vollkommen vergessen, dass sie hier war. "Geht's dir gut? Ich war als du duschen warst mal schnell einkaufen. Frühstück ist fertig, falls du was essen willst!" Leslie war echt die beste. Nun musste ich nicht einmal mehr einkaufen gehen, sondern hatte anscheinend einen gefüllte Kühlschrank.
"Gerne", rief ich ihr zu und machte mich auf den Weg in die Küche, wo Leslie bereits dabei war, in den Schubladen nach Tellern zu suchen. Sobald ich die Küche erreicht hatte, machte ich mich daran, im Kühlschrank nach etwas zum Frühstück zu suchen. Leslie hatte nicht schlecht eingekauft. Der Kühlschrank war ordentlich für die nächsten Tage gefüllt. "Danke, dass du einkaufen warst", sagte ich zu ihr als ich gerade ein Glas Kirschmarmelade auf den kleinen Küchentisch stellte.
"Kein Problem, dafür sind beste Freundinnen doch da", meinte Leslie lächelnd. Mittlerweile war der Tisch fertig gedeckt. Dafür, dass die Wohnung noch keine vierundzwanzig Stunden bewohnt war sah sogar das Frühstück sehr gut aus. "Tee oder Kaff... äh Tee?", fragte Leslie mich grinsend. "Kaffe hab ich aus Sicherheitsgründen erst mal gar nicht gekauft. Du kannst ja nach der Schwangerschaft wieder so viel davon trinken wie du nur willst."
Ich lächelte zurück. "Danke trotzdem noch mal."
"Immer noch kein Problem", antwortete sie mir. "Und jetzt Themenwechsel! Geht's dir schon besser?"
"Weiß nicht", antwortete ich zögernd. Ich wollte nicht, dass Leslie sich schon wieder Sorgen um mich machen musste, aber sie über ein solches Thema anzulügen wäre noch schlimmer. "Wahrscheinlich nicht. Aber wenn ich nicht drüber nachdenke ist's okay."
"Keine Sorge, alles wird wieder gut. Spätestens, wenn das Baby da ist bist du bestimmt wieder glücklich!", versuchte sich mich aufzuheitern.
"Stimmt. Und wo wir grad beim Thema Baby sind, wie viel Uhr ist es? Nicht, dass wir nachher noch den Arzt Termin verpassen. Dann hätten wir uns beide umsonst freigekommen", meinte ich.
Leslie warf einen Blick auf die Uhr und antwortete dann: "Halb zwölf. Wie sollte gleich mal los." Schnell räumten wir den Tisch ab. Als wir fertig waren hastete ich zurück ins Bad, wo ich mich leicht schminkte - ungeschminkt ging ich (leider) seit Jahren schon nicht mehr in die Stadt - und eilte dann zu Leslie, welche schon mit dem Autoschlüssel in der Hand auf mich wartete.
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Life hates her
FanfictionGwendolyn, 25, sieht auf einer Party, wie ihr Freund David sie mit einer anderen betrügt. Gefrustet betrinkt sie sich und landet mit einem verboten gut aussehnenden Fremden (Gideon) im Bett. Ein paar Tage später zieht sie von New York zurück in ih...