"Und bist du aufgeregt", fragte mich Leslie, als sie das Auto parkte. Die ganze Fahrt zu Leslies Frauenarzt, wo sie mir einen Termin gemacht hatte, war sie schon hibbelig gewesen und saß aufgeregt am Steuer. Seit sie von meiner Schwangerschaft wusste, hatte sich ihr Fahrstil etwas gebessert. Sie war nun wenigstens nicht mehr kurz davor, an jeder Straßenecke einen Unfall zu bauen, sondern nur noch alle drei oder vier. Auch gegen Übelkeit beim Fahren schien es zu helfen. Doch wie Leslie damals ihren Führerschein bekommen hatte, blieb mir bis heute ein Wunder. Wahrscheinlich musste sie den Fahrlehrer bestechen damit er sie nicht durchfallen lies.
"Ja irgendwie schon", antwortete ich ihr. "Aber ich habe mehr Angst, dass mit dem Baby nicht alles in Ordnung ist. Was wenn es, sollte ich nicht von Mr X schwanger sein, irgendwelche Schäden hat da ich vollkommen betrunken war?" Ich griff nach meiner Handtasche, welche ich zwischen meinen Füßen abgestellt hatte. Jetzt erst bemerkte ich, wie stark ich vor Aufregung zitterte.
"Alles wird schon okay sein", Leslie schien bemerkt zu haben, wie aufgeregt ich mittlerweile auch war. Die ganze Fahrt über war sie es, der man eindeutig mehr ansehen konnte, dass sie sehr aufgeregt war. "Wir schaffen das", meinte sie und stieg aus dem Auto aus. Mit zitternden Händen öffnete nun auch ich die Autotür und stieg zu Leslie auf den Gehweg vor der Praxis. Leslie hakte sich bei mir unter und lief schnell und entschlossen in Richtung Praxis Eingang. Wahrscheinlich hatte sie Angst, ich würde wieder kehrt machen und abhauen.
"Und was, wenn die Leute Kommentare abgeben, nur weil ich mit fünfundzwanzig schwanger bin?", fragte ich sie besorgt als ich die Praxis Tür öffnete.
"Man sieht's dir doch noch gar nicht richtig an. Also mach dir mal keine Sorgen." Sie lächelte mich aufmunternd an und ging auf den Tisch zu, wo eine ältere Frau vor einem Computer saß und arbeitete.
"Hallo. Mein Name ist Gwendolyn Shepherd, ich hatte einen Termin für vierzehn Uhr", stellte ich mich vor.
"Guten Tag Miss Shepherd", grüßte sie zurück. "Dr. Marge wird gleich für Sie bereit sein. Sie können so lange im Wartezimmer auf sie warten." Dann blickte sie zu Leslie. "Und was kann ich für Sie tun?", fragte sie freundlich, während ich noch auf sie wartete.
"Ich begleite Gwendolyn nur", erklärte Leslie ihr. Dann lief sie mit mir in das relativ leere Wartezimmer.
"Ich kann gar nicht glauben, dass ich Tante werde", rief Leslie ein wenig später erfreut aus. Ob wir oder die und das Baby in irgendeiner Form verwandt waren, interessierte uns nicht. Es war selbstverständlich, Leslie die Tante meiner und ich die ihrer Kinder war.
"Ich auch nicht", lachte ich. Mittlerweile hatte ich mich mit dem Gedanken, Mutter zu werden immer mehr angefreundet.
Eine Frau, welche ebenfalls schwanger schien - zumindest sah sie stark danach aus - schaute Leslie und mich genervt an. "Entschuldigen Sie", meckerte sie uns an. "Aber sie sind nicht die einzigen hier im Wartezimmer."
Leslie schaute mich ein wenig entsetzt an und flüsterte mir dann zu: "so laut waren wir doch auch nicht, oder?" Dann drehte sie sich wieder vor Freude über meine Schwangerschaft strahlend zu der Frau um. "Tut mir leid."
"Entschuldigung sagen, kann ja jeder", sie klang schon fast so, wie meine Großmutter Lady Arista. "Aber wenn man sich für etwas entschuldigt sollte man es auch nicht wieder tun." Sie starrte Leslie an, welche nun kurz davor war in einen Lachanfall auszubrechen.
Zu Leslies Glück stand nun auch schon die Arzthelferin, welche uns in Empfang genommen hatte, im Raum. "Miss Gwendolyn Shepherd?", fragte sie freundlich. "Wenn Sie mir bitte ins Behandlungszimmer folgen würden." Leslie nahm meine Hand und zog mich vom Stuhl. Jetzt war auch ich eindeutig aufgeregt und konnte mich kaum noch bewegen.
"Hey", sprach sie beruhigend auf mich ein. "Es wird schon alles gut verlaufen!" Ich war unglaublich froh, dass Leslie immer allem fröhlich entgegen sah. So konnte sie tatsächlich auch meine Stimmung des Öfteren verbessern, obwohl dies unmöglich schien. "Komm."
Ich lief mit leicht zitternden Beinen hinter Leslie und der Arzthelferin her. Als Leslie durch die Tür des Wartezimmers ging, warf sie der Frau, welche Leslie immer noch wütend anstarrte, einen genervten Blick zu.
"Dr. Harper wird sofort für sie da sein", meinte die Arzthelferin, laut einem Namensschild hieß sie Mrs Johnson, und verließ dann den Raum.
Nicht einmal eine Minute später öffnete sich die Tür erneut und eine Frau, welche nur ein paar Jahre älter als Leslie und ich schien, kam herein. "Guten Tag", sagte sie. "Ich bin Dr. Lydia Harper." Sie schüttelte uns beiden die Hand und wir stellten uns vor. "Was kann ich denn für sie tun Miss Shepherd?", fragte sie darauf.
"Ich habe vor kurzem herausgefunden, dass ich schwanger bin", erklärte ich ihr. "Also ich bin nur zur Untersuchung hier."
"Ah ja alles klar", meinte sie lächelnd. "Ihr erstes Kind, richtig?"
Ich nickte.
"Haben sie denn bis jetzt irgendwelche auffälligen körperlichen Beschwerden oder andere Probleme, welche sie sonst nicht haben?", fragte Dr. Harper mich.
"Bis auf das nervige sich ständig Übergeben zu müssen nicht", antwortete ich ihr. Ich war kurz davor, auch noch hinzuzufügen, dass ich nicht wisse wer der Vater sei, doch das könnte ich später immer noch sagen. Eine körperliche Beschwerde war dies ja nicht.
"Das Übergeben ist leider normal, aber dass sie keine anderen Probleme haben klingt ja schon einmal gut."
Auch der Rest der Untersuchung verlief gut. Wir erfuhren, dass ich mittlerweile im zweiten Monat, besser gesagt in der neunten Woche, schwanger war. Zurück gerechnet war die Party damals bei Sam fast exakt zwei Monate her. Um genauer zu sein, neun einhalb Wochen. Zumindest, wenn ich das Datum richtig im Kopf hatte. Also bestand eine ganz schön große Chance darauf, dass ich von dem lieben Mr X und nicht Mr Ex schwanger war. Na toll. David wäre zwar auch nicht der Vater, den ich meinem Kind wünschte, jedoch wüsste ich wenigstens, wer es war.
"Also bis her sieht ihr Baby sehr gesund aus. Ich würde sie dann bitten, in circa einem Monat erneut zu kommen, damit wir rechtzeitig mit den planmäßigen Untersuchungen beginnen können. Mrs Johnson wird mit ihnen einen Termin vereinbaren", sagte sie und schüttelte Leslie und mir die Hand.
Leslie, welche erstaunlicher Weise fast die ganze Untersuchung stumm da gesessen hatte, fing im Auto sofort wieder an zu quasseln. "Ich bin ja so froh, dass mit dem Baby alles in Ordnung ist! Und neun Wochen schon - ich kann's immer noch nicht glauben."
Ich lächelte sie stumm an.
"Mr X oder Ex?", fragte sie mich dann mit ernsterer Miene.
"Wahrscheinlich X. Aber ich bin mir nicht ganz sicher", sagte ich enttäuscht.
"Oh Gwenny", versuchte sie mich zu trösten. Irgendwie konnte ich meine Tränen diesmal nicht unterdrücken. "Alles wird gut. Du hast doch immer noch mich, deine Familie und Raphael!"
"Na toll. Wie soll meine Mutter dich denn um mich kümmern, wenn sie noch nicht einmal weiß, dass ich schwanger bin?"
"Keine Sorge", sagte Leslie als sie eine scharfe Kurve in die Oxfordstreet machte. "Wir sind schon auf dem Weg zu ihr."
Na das konnte ja was werden. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie Mum auf meine Schwangerschaft reagieren würde.---
Wichtige Ankündigung: solltet ihr an dem chaotischen Leben von Sophia Josephine Marge interessiert sein, dann klickt euch doch bitte in meine neue Geschichte Unfaires Spiel rein. Es ist wie angekündigt eine Abwandlung dieser Geschichte!Und vielen, vielen Dank für insgesamt über 1000 Reads! Ihr seid die Besten ❤️
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Life hates her
FanfictionGwendolyn, 25, sieht auf einer Party, wie ihr Freund David sie mit einer anderen betrügt. Gefrustet betrinkt sie sich und landet mit einem verboten gut aussehnenden Fremden (Gideon) im Bett. Ein paar Tage später zieht sie von New York zurück in ih...