33. Kapitel

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Mein Arbeitstag verlief schrecklich langsam. Ständig blickte ich auf die Uhr, in der Hoffnung, dass die Zeiger sich endlich weiterbewegt hatten, doch heute schien die Zeit still zu stehen. Ich war den ganzen Tag über aufgeregt und nervös wegen des bevorstehenden Gesprächs mit Gideon gewesen. Denn heute würde ich mit meinem Freund, schon in Gedanken hörte sich dieses Wort einfach nur richtig an, darüber sprechen, wie wir die Situation mit meinem und vielleicht auch seinem Kind handhaben wollten.

Nach einem gefühlten Stunden dauerndem Meeting hatte ich den Tag endlich geschafft. Ich ging schnell in mein Büro, schaltete den Computer aus und packte meine Handtasche, um dann in Richtung Bus und nach Hause gehen zu können. Wie mittlerweile jeden Tag steckte ich mir unterwegs Kopfhörer in die Ohren und schaltete meine Bon Jovi Playlist an. Nun, da sich alles mit Gideon ins Positive gewendet hatte, fand ich, dass ich auch Hallelujah wieder zu der Playlist hinzufügen konnte. Ich ging davon aus, dass ich nicht wieder in Tränen ausbrechen oder an Gideon denken müsste, sobald dieses Lied spielte.

Im Vergleich zu meinem Arbeitstag verging die Heimfahrt schön schnell, für Londoner Verhältnisse waren die Straßen angenehm leer gewesen. Zuhause angekommen schälte ich mich mühsam aus meiner Kleidung, damit ich mir etwas Bequemeres anziehen konnte. Besonders die enge Hose spannte und drückte auf meinem Bauch. Es wurde dringend Zeit, dass ich mit Leslie oder meiner Schwester neue Kleidung kaufen ging. Da das Wetter es heute zum ersten Mal zuließ, entschied ich mich dazu ein flattriges Sommerkleid anzuziehen. Eigentlich trug ich nicht gerne Kleider, doch wie ich erwartet hatte, lag es angenehm luftig auf meinem Bauch und drückte, im Vergleich zu meinen meisten Kleidungsstücken, nirgendwo. Ich warf einen Blick in den Spiegel, zum ersten Mal seit einigen Tagen fand ich, dass ich wirklich gut aussah. So fühlte ich mich eindeutig besser meinem Freund (ich konnte nicht aufhören dieses Wort zu denken) Gideon gegenüberzutreten.

Um noch ein wenig das gute Wetter genießen zu können nahm ich mir ein Buch aus dem Regal und setzte mich auf die Terrasse. Die Sonnenstrahlen kitzelten angenehm auf meiner Haut und ich setzte mich zufrieden auf einen der Stühle. Jedes Mal, wenn ich eine Seite fertiggelesen hatte, warf ich einen Blick in Gideons Wohnung. Laut der Uhr in seinem Wohnzimmer war es mittlerweile sechs Uhr abends, doch Gideon schien noch immer nicht zuhause zu sein. Langsam fing mein Magen an zu knurren und ich entschied mich dazu eine Kleinigkeit zu essen. Gideon wollte zwar für mich kochen, aber genug Hunger würde ich nach einer Scheibe Toast noch immer haben. Viel mehr bot mein Kühlschrank, wie Gideon heute Morgen festgestellt hatte, leider immer noch nicht. Ich hätte nach der Arbeit die Zeit nutzen sollen, um einkaufen zu gehen.

Gerade, als ich eine Scheibe Toast in den Toaster stecken wollte, klingelte es an meiner Tür. Verwirrt legte ich das Brot zurück in die Verpackung und ging zu Tür. Zu meiner Überraschung stand Gideon auf der anderen Seite. Ich hatte ihn noch nicht zuhause erwartet.

„Kleine Planänderung, Prinzessin", grüßte er mich und deutete auf zwei prall gefüllte Einkaufstüten in seiner linken Hand. „Ich wollte eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten für unser Abendessen kaufen, aber dann musste ich an deinen Kühlschrank denken. Dann fand ich es sinnvoller, diesen einfach aufzufüllen und bei dir zu kochen, falls das für dich in Ordnung ist."

„Vielen Dank", begrüßte ich Gideon und gab ihm einen Kuss. „Das ist echt lieb von dir. Ich bin tatsächlich nach der Arbeit nicht mehr zum Einkaufen gekommen." Dass ich es einfach vergessen hatte, verschwieg ich lieber.

„Das freut mich", antwortete er mir. „Aber ich würde mich noch viel mehr freuen, wenn du mich auch in deine Wohnung lassen würdest, die Tüten sind ziemlich schwer."

„Oh, Entschuldigung", gab ich zurück und machte ihm den Weg frei. Mir war gar nicht aufgefallen, dass Gideon noch immer im Hausflur stand.

In der Küche angekommen nahm ich Gideon eine der Einkaufstüten ab. „Was wolltest du denn heute schönes zaubern?", fragte ich ihn.

Life hates herWo Geschichten leben. Entdecke jetzt