Mehr als Freunde

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„Habt ihr heute noch etwas vor?", fragte Max, mit dem ich gerade durch die Gänge des Schlosses streifte.
Wir waren nun wieder so etwas wie Freunde, doch ich hatte meine alten Gefühle für ihn als meinen Freund noch nicht vergessen. Ich konnte es einfach nicht abschütteln, so sehr ich es auch versuchte. Anfangs redete ich mir ein, dass ich mir die Liebe zu ihm nur eingebildet hatte, doch von Tag zu Tag wurde mir immer schmerzlicher bewusst, dass es nicht so war.
„Feli trifft sich mit Leonard, er ist heute angekommen und sie wollen ein bisschen durch die Stadt streifen. Aber mein Terminkalender ist noch vollkommen frei", antwortete ich lächelnd.
„Klasse. Dann treffen wir uns nachher bei dem alten Porträt."
Ich nickte gut gelaunt und wandte mich zum gehen. Schnell suchte ich mein Zimmer auf und fand darin eine gestresste Feli auf, die wie ein wildes Huhn durchs Zimmer rannte.

„Was ist den bei dir los", kicherte ich, doch erntete nur einen verzweifelten Blick von meiner besten Freundin.
„Ich find mein Handy nicht", klagte sie und ich zog beide Augenbrauen hoch.
„Dein Ernst? Du hast es doch in der Hand", informierte ich sie schmunzelnd, woraufhin sie sich die Hand mit dem Smartphone an den Kopf schlug um sich danach die Stirn zu halten.
„Au!"
Ich lachte sie einfach nur aus und plötzlich kam ein, ebenfalls lachender, Leonard hinein.
„Leo!", kreischte ich erfreut und zog ihn in eine Umarmung.
Ich hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen, nur manchmal über den Computer, wenn er bei Feli zu Besuch war.
„Carla!", rief auch er und drückte genauso fest wie ich zu.
Wie kleine Kinder hüpften wir durch den Raum und Feli lachte sich kaputt. Schließlich bekam ich aber doch keine Luft mehr und löste mich aus der Umklammerung.
„Können wir?", fragte sie und er nickte, wank mir noch kurz zu und schon waren sie weg.
Sie waren ein süßes Paar, zum Glück war sie nicht wirklich mit Carl zusammengekommen, das wäre irgendwie komisch gewesen.

Langsam begann ich mich fertigzumachen und stand zehn Minuten später komplett fertig angezogen in meinem Zimmer. Ich hatte mich für eine einfache schwarze Hose mit Löchern und ein graues Shirt entschieden, nicht besonderes also. Schnell schlüpfte ich noch in meine schwarzen Turnschuhe und verließ mein kleines Reich wieder.

Der Weg bis zu dem Bild, auf dem eine alte Dame mit verzogenen Mundwinkeln abgebildet war, war nicht sonderlich weit, sodass ich schon nach fünf Minuten am gewünschten Ziel ankam. Durch die großen Fenster sah man schon, wie die Sonne immer tiefer sank und das Zimmer in einem angenehmen orangenen Licht beleuchtete. Verzaubert von dem Anblick blieb ich ein paar Sekunden stehen, bis mich jemand aus meiner kleinen Traumwelt riss und ich zusammenzuckte. Als ich herumfuhr, blickte ich in das lachende Gesicht von Max.
„Hey, du kannst mich doch nicht so erschrecken", meinte ich gespielt sauer und boxte ihn leicht gegen den Oberarm, was ihn grinsen ließ.
„Oh, tut mir Leid, holde Prinzessin. Wie kann ich diesen Fehler wohl je wieder gut machen", verzweifelt raufte er sich durch die Haare und ich musste schmunzeln.
„Wo ist Consti? Kommt er nicht mit, was immer wir auch machen?", hackte ich nach.
„Nein, er trifft sich mit einem Kumpel, den er vor kurzem hier kennen gelernt hat", antwortete er und zeigte mir an, ihm zu folgen.

Wir durchquerten einige Gänge und stiegen Treppen hinauf, bis wir schließlich vor einer mir sehr bekannten Luke Halt machten.
„Ladys First", er verbeugte sich übertrieben und ich öffnete die Klappe, um auf das Dach des Schlosses zu klettern.
Wie immer wirkte es hier magisch und wunderschön, was durch den Sonnenuntergang noch um ein vielfaches verstärkt wurde.
Verzaubert stand ich da und blickte den langsam verschwindenden Feuerball nach. Der ganze Himmel war in warme Farben gehüllt und verbreitete so eine positive Energie, dass es mir ganz automatisch ein Lächeln aufs Gesicht zauberte.

Als ich mich endlich von dem Anblick losreißen konnte, erblickte ich als erstes Max, der auf einer karierten Picknickdecke saß und neben sich klopfte. Zögerliche ließ ich mich neben ihn fallen und legte die Hände in den Schoß.
„Woher wusstest du, dass das mein Lieblingsplatz ist?"
Verwirrt zog er eine Augenbraue hoch.
„Was, dass ist auch dein Lieblingsplatz? Seit ich hier bin, habe ich diesen Ort zu einem meiner Favoriten erkoren. Aber getroffen habe ich dich bisher noch nie."
„Ja, ich war auch schon etwas länger nicht mehr hier", gab ich zu und knetete nervös meine Hände.
„Lass das lieber", riet mir Max und nahm meine Hand ohne Zögern in sein, so als wäre es das Normalste der Welt.
Sofort jagte das altbekannte Kribbeln durch meinen Körper und ich hoffte, dass ich nicht rot werden würde.

„Danke, dass du mich heute hier her gebracht hast. Es sieht einfach umwerfend aus", gab ich zu und drückte leicht seine Hand, was ihn lächeln ließ.
„Ach, kein Problem. Ich freu mich ja, dass du mitgekommen bist", erwiderte er nur und wieder herrschte Schweigen.
Aber es war kein bisschen unangenehm, sondern eher erholsam.
„Carla, ich wollte was mit dir besprechen", durchbrach Max Stille wieder und ich wandte meinen Blick wieder zu ihm.
„Ja?", wollte ich ziemlich doof wissen.
„Wir sind doch Freunde, oder?"
„Klar", meinte ich schulterzuckend.
„Ich möchte das hier echt nicht zerstören, aber ich mag dich mehr als einen einfachen Freund. So, jetzt ist es raus."
Innerlich war ich geschockt und erfreut zugleich, doch ich ließ mir nichts anmerken.
„Kannst du nicht."
„Wie meinst du das?", erkundigte er sich verunsichert und ich beschloss, ihn nicht länger zappeln zu lassen.
„Ich mag dich auch mehr als einen einfachen Freund", presste ich zwischen den Zähnen hervor und jetzt war ich mir sicher, dass ich so rot wurde wie eine Tomate.
„Wirklich?", hakte er nach und ich nickte, während ich ihm direkt in die Augen sah.

Langsam zog er mich näher an sich und endlich trafen sich unser Lippen. Es war, als würde ein Feuerwerk in mir explodieren und ich merkte, wie sich meine Lippen zu einem Lächeln verzogen.
Eine gefühlte Ewigkeit saßen wir so da, eng umschlungen, bis wir uns wieder voneinander lösten und anlächelten.
„Carla, willst du meine Freundin sein?", fragte er noch etwas außer Atem und ich grinste ihn breit an.
„Gerne, Max. Wirklich sehr gerne."

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