Eine Reise für Zusammenhalt Teil 2

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„Das ist nicht dein Ernst", wollte Feli nach meiner Erzählung wissen.
„Du hast doch nicht ernsthaft gesagt, du seist auf der Fensterbank eingeschlafen."
„Ähm, doch. Wie spät ist es eigentlich?"
„Scheiße!", fluchte Feli nur, und damit war allen Anwesenden klar, dass unser Ausflug in kurzem Zeitraum begann. Wie gestörte liefen wir mit Schuhen und Jacken in der Hand die Treppe hinunter und kamen völlig außer Atem unten an. Schnell schlüpften wir in die Klamotten und blickten dann auf. So ziemlich jeder schaute uns missbilligend oder belustigt an. Peinlich.
„Sie sind eine Minute zu spät, dafür macht ihr heute den Küchendienst!", keifte die Lehrerin.
War das ihr Ernst? Wegen einer Minute. Feli neben mir verdrehte die Augen. Da stapfte frau Jäger los und wir marschierten ihr brav hinterher.
„Was machen wir heute überhaupt?", wollte ich von niemanden bestimmten wissen.
„Einen Ausflug durch den Wald", antwortete eine mir leider allzu bekannte Stimme. Ich wandte mich um und erblickte tatsächlich den Jungen, den ich belauscht hatte.
„Was machst du eigentlich hier? Und wer bist du überhaupt?"
„Oh stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Ich bin Leonard, ich lebe mit meiner Familie in dem Haus in dem ihr derzeit wohnt. Und du bist die die vom Fensterbrett gefallen gefallen ist, weil sie ‚eingeschlafen ist'", bei seiner letzten Äußerung malte er mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.
„Und du bist...?"
Es wäre doch lustig ihn anzulügen, sollte ich?
„Ich bin Feli", meinte ich also.
Die echte Feli neben mir zuckte zusammen und sah mich irritiert an.
„Und das ist Carla", fuhr ich unbeirrt fort.
Damit lag Leonards Aufmerksamkeit sofort auf meiner besten Freundin.
„Wirklich? Hallo, ich bin Leonard", stellte er sich enthusiastisch vor und streckte ihr die Hand hin.
„Weiß ich."
Feli schaute mich genervt an und ignorierte die Hand.
„'Feli', kommst du mal mit. Ich glaub wir müssen mal was klären", meinte sie dann an mich gewandt und schleifte mich mit sich.
„Warum um alles in der Welt hast du unsere Namen vertauscht?"
„Weil es...lustig ist?"
„Das ist überhaupt nicht lustig! Der wird mich jetzt verfolgen, weil er denkt ich wäre du und dich irgendwo her kennt. Allerdings...könnte es auch ganz witzig werden."
„Siehst du?", lachte ich und meine Freundin stimmte mit ein.

Nach einer halben Stunde hatten wir allerdings nichts mehr zu lachen. Denn anscheinend war Frau Jäger nicht so unsportlich wie sie aussah. In einem Tempo rannte sie durch den Wald und wir stürmten gehetzt hinter ihr her. Alle waren aus der Puste als wir am Ziel ankamen. Doch der Ausblick hatte es in sich. Man sah nämlich gar nichts außer Bäume. Also genau das wie vorher. Enttäuscht seufzten alle auf und ließen sich auf den Boden fallen. Wir brauchten echt eine Pause zum Durchschlafen. Die Lehrerin anscheinend nicht, denn sie drehte sich wieder um und trat den Rückweg an. Die Klasse stöhnte auf. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Genervt trotteten wir hinter ihr her. Doch leider kamen wir nicht mit und standen wenige Minuten später völlig orientierungslos mitten im Wald.
„Hey, wo um alles in der Welt sind wir?", grölte Maxi.
„Keine Ahnung, Leonard, weißt du das vielleicht?", wollte ich hoffnungsvoll wissen.
„Ich durfte nur in der Begleitung eurer Lehrerin mit und sonst bin ich hier nie", gab er zerknirscht zu.
„Okay, wir müssen jetzt zusammen bleiben, sonst verlieren wir noch jemanden", legte Max fest.
Alle nickten zustimmend und warteten auf weitere Befehle.
„Ich hab einen Kompass dabei, weiß jemand in welcher Richtung das Schloss liegt?", meldete sich überraschend Consti zu Wort.
„Ich glaub im Norden."
„Alle folgen mir!", rief Consti über die Menge hinweg und ging zielstrebig in eine Richtung, vermutlich nach Norden. Beschwingten Schrittes folgten ihm alle.

Wir liefen und liefen, und nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir wieder am Haus an. Total verdreckt betraten wir das Foyer und erblickten eine lächelnde Frau Jäger. Warte mal, sie konnte lächeln?!
„Herzlichen Glückwunsch, ihr habt die erste Aufgabe bestanden. Ihr hättet den Weg alleine nie gefunden. Ich bin stolz auf euch", und mit diesen Worten verließ sie den Raum und ließ uns verblüfft zurück. Sie war stolz auf uns? Das konnte doch nicht sein. Steckte unter der rauen Schale doch ein weicher Kern?
„Kommt gefälligst ins Esszimmer, es gibt Abendessen!", keifte es da aus dem Nebenraum. Die alte Frau Jäger war also wieder zurück. Schmunzelt lief ich in das Esszimmer.

Das Essen war hervorragend und wir wollten gerade die Treppe hinaufsteigen, da wurden wir zurückgehalten.
„Habt ihr nicht eigentlich Küchendienst?"
Die Frage unserer Lehrerin war natürlich nicht ernst gemeint, trotzdem erwiderte Helena:
„Nein"
Das ignorierend schob uns Frau Jäger in die Küche und ließ uns dort völlig geschockt zurück. In der Spüle stapelten sich massenhaft Teller, Tassen, Becher, Besteck und vieles mehr. Daneben war noch ein riesiger Haufen von verschmutzten Sachen, die nicht sehr schön aussahen.
„Darauf hab ich echt keinen Bock", meinte Helena, drehte das Wasser auf, bedeckte das Geschirr mit Spülreiniger und ließ sich dann in eine Ecke plumpsen. Wir fanden die Idee nicht schlecht und setzten uns daneben. Doch plötzlich fing es an wie verrückt zu schäumen und wir sprangen wieder auf. Schnell drehte ich das Wasser ab und trat einen Schritt zurück.
„Ich glaub, dass geht nur von Hand", stellte Feli nüchtern fest, und so fingen wir an zu spülen. Weit nach Mitternacht schlichen wir die Treppe hinauf und vielen todmüde ins Bett und schliefen friedlich ein. Naja, vielleicht nicht alle.

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