Ungewollte Aufmerksamkeit

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„ACHTUNG!!"

Nach der unsauberen Annahme eines Außenspielers bekam der Ball nun eine neue Flugbahn und steuerte genau auf die beiden Drittklässlerinnen und mich zu.

Ich sah den Ball. Ich sah ihn kommen. Mit mal schien sich die Zeit zu verlangsamen. Ich wusste, der Ball würde die kleinere der beiden Drittklässlerinnen treffen. Vermutlich im Gesicht. Vielleicht aber auch am Hals oder an der Schulter, je nachdem wie sie sich bewegen würde. Wenn sie sich überhaupt bewegen würde. Denn letztlich waren ihre Reflexe zu langsam für einen so hart geschlagenen und schnellen Volleyball wie diesen hier. Das war aber normal. Vor dem allerersten Kontakt zu einem Volleyball war man immer zu langsam, das hatte ich am eigenen Leib erfahren müssen. Wenn man aber dran blieb, lernte man irgendwann, sich ihm anzupassen und ihn zu schlagen. Und wenn man sich dann ins Spiel verliebte, wollte man ihn immer und immer wieder schlagen.

Ich musste nicht nachdenken. Mein Körper bewegte sich ganz automatisch und wusste, was zu tun war. Das hier, genau das. Das war vertrautes Terrain. Wie das Gefühl, zu Hause zu sein und sich im Dunkeln auszukennen. Ein größerer Ausfallschritt zur Seite, meine Arme streckten sich durch und meine Hände fanden zueinander. Dann befanden sie sich genau in der Flugbahn des Balls und als er auf meine Unterarme traf, fing ich seinen Schwung mit meinem ganzen Körper ab. In einem hohen Bogen flog er zurück zum Zuspieler, der ihn auffing. Normalerweise durfte er ihn natürlich nicht einfach so fangen, er hätte ihn einem Angreifer zuspielen müssen. Das war beim Volleyball so, man durfte nicht fangen. Aber erstens, gehörte ich nicht zum Team und der Ball war sowieso im Aus und zweitens, war er einfach zu verdutzt, um weiter spielen zu können. Genauso wie das gesamte Team, das auf beiden Seiten des Netzes nun verharrte und mich anstarrte.

Toll... So hatte ich mir meinen ersten Tag an der neuen Schule sicherlich nicht vorgestellt. Angestarrt zu werden und aller Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Klasse. Ich spürte regelrecht, wie sich mein Gesicht verschloss und jede Emotion verbarg. Meine Unterarme kribbelten noch immer vom Aufprall des Balls. Ein wohl bekanntes, eigentlich sehr angenehmes Gefühl und doch hätte ich es am liebsten nicht gespürt. War ich doch hier, um alles, was mit Volleyball in Verbindung stand, hinter mir zu lassen.

„Konishi... Ich ... Ich danke dir."

Ich drehte mich zu der Drittklässlerin um. Sie war etwas blass um die Nase herum und ihre Augen glänzten etwas feucht. Vermutlich der Schock. Ihre Freundin hatte den Arm um sie gelegt und beruhigte sie mit leisen Worten.

„Klar doch. Kein Thema", winkte ich ab. Und das meinte ich auch so. Hätte ich einfach da stehen und nichts tun sollen? Zusehen, wie sie den Ball ins Gesicht bekam? Mit Sicherheit nicht. Was wäre ich denn für ein Mensch, wenn ich zwar die Möglichkeit für Hilfe hatte, aber nichts tun würde? Dennoch ...
Eigentlich wollte ich nur noch weg. Raus aus der Sporthalle, die mich in so kurzer Zeit wieder in meine Vergangenheit zurück katapultiert hatte. Aber hier stand ich nun. Gezwungenermaßen zwar, aber das änderte nichts an den Tatsachen. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.

„Wataki, alles in Ordnung? Bist du verletzt?"

Nun kam die Volleyballmannschaft auf uns zu. Angeführt von einem großen, schlanken Kerl mit schwarzen, strubbeligen Haaren und sportlichen Körperbau.

„Tut uns Leid, wir haben nicht gesehen, dass ihr hier seid. Was macht ihr hier?"

Ich hielt mich zurück und sagte nichts. Genauso mied ich die Blicke zum Team. Wataki. Richtig, das war ja ihr Name. So hatte sich die Drittklässlerin vorgestellt. Aber den hatte ich schon wieder vergessen. Konnte man es mir auch verübeln? Das war mein erster Tag an dieser Schule. Ich hatte heute so viele neue Namen gehört, dass mir fast schon schwindelig wurde.

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