Kuroo ist kein Arschloch

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"Ja, hallöchen! Ich hab neues Futter im Gepäck und hoffe sehr, dass euch dieses Kapitel gefällt, da es dieses mal einen deutlichen Sprung weiter nach vorne geht. Entsprechend würde ich mich natürlich wieder über euer Feedback freuen :D

Also, viel Spaß beim Lesen!"
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Ich war nahezu aus dem Park geflohen. Weg. Ich wollte einfach nur noch weg. Ich spürte regelrecht den Drang in mir, weg zu laufen. Und je weiter ich mich entfernte, desto mehr schien etwas aus mir ausbrechen zu wollen. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich mich hatte hinreißen lassen. Frustriert, weil ich mein ursprüngliches Vorhaben, unauffällig zu bleiben, wieder mal mit Füßen getreten hatte. Ängstlich, weil ich Fragen befürchtete, die nun wieder auf mir einprasseln würden. Und Scham, weil ich einfach nur dumm war. Warum hatte ich mich darauf nur eingelassen? Warum hatte ich auf Bokutos Flehen hin nur nachgegeben? Es war doch abzusehen gewesen, dass alles in die Hose gehen würde! Was für eine Glanzleistung von Gehirnaktivität!
Das Ding war - und das war das, was mich am meisten störte - war die Tatsache, dass ich mir des Risikos zwischendurch durchaus bewusst gewesen war. Ich hatte geahnt, dass es nicht gut ausgehen würde. Aber ich hatte es verdrängt. Ich hatte diese warnende Stimme in meinem Kopf bewusst verdrängt, weil ...

... weil es mir verdammt nochmal Spaß gemacht hatte. Scheiße noch eins!

Ich war ein Kopfmensch! Ich überdachte nahezu jeden meiner verdammten Schritte. Und jetzt hatte ich mich tatsächlich hinreißen lassen! Selbst als ich Managerin geworden war - was nun auch nicht wirklich gut durchdacht gewesen war - hatte ich noch irgendwie meinen Kopf benutzt. Als ich mit den Jungs auf dem Schulhof gespielt hatte, hatte ich meinen Kopf benutzt. Als ich mit dem Team eine Woche in Miyagi gewesen hatte, hatte ich meinen Kopf benutzt! Und jetzt? Als hätte ich nicht mal einen. Kopflos war ich gewesen!

Ich hatte mich hinreißen lassen, weil ich Spaß gehabt hatte. Das Gefühl des Balls auf meiner Haut, das Kribbeln in den Fingern und das Adrenalin. Das war ein Rausch, den ich nur all zu gut kannte. Ich liebte dieses Gefühl. Und weil ich das wusste, ärgerte ich mich jetzt auch so sehr. Weil ich wieder daran erinnert wurde, wie sehr ich Volleyball liebte und wie schwer es mir eigentlich fiel, Abstand zu halten, obwohl ich wusste, dass es das Beste für mich war. Für mich und für alle anderen.

Mit diesem Konflikt in mir ging ich nach Hause. Meine Eltern waren gerade dabei, das Abendessen zuzubereiten. Als sie sich nach meinem Tag mit meinen Freunden erkundigten, fielen meine Antworten nichts sagend und verallgemeinert aus: Es war schön, es hatte Spaß gemacht, das werden wir auf jeden Fall wiederholen, ich hatte einen tollen Tag. Mehr sagte ich nicht. Dann entschuldigte ich mich und lehnte das gemeinsame Abendessen ab. Ich hätte keinen Hunger und müsste noch Hausaufgaben machen. Sie waren zwar etwas irritiert, aber nahmen meine Erklärung hin. Vermutlich gingen sie davon aus, dass ich bereits mit meinen Freunden gegessen hatte.
Ich drehte mich um, um die Treppe hoch in mein Zimmer zu gehen, als mich meine Mutter nochmal zurück rief.

„Ach, ehe ich es vergesse. Dein Vater und ich wollen morgen früh auf den Markt. Möchtest du uns begleiten?" Fragend sah sie mich an.

Ich schaute kurz zwischen meinen Eltern hin und her, schüttelte dann aber den Kopf. „Ahm, nein. Tut mir Leid. Aber ich wünsche euch viel Spaß!"

Sie sahen zwar etwas geknickt aus, akzeptierten aber meine Entscheidung. Dann schenkte ich ihnen noch ein Lächeln, ehe ich mich nach oben in mein Zimmer verzog.
Kaum war die Tür hinter mir zu und Stille umfing mich, schien der Druck in meiner Brust, ausgelöst durch die unterdrückten Gefühle, unglaublich groß zu werden. Ich versuchte dagegen an zu atmen und mich irgendwie davon zu befreien. Aber er wollte einfach nicht verschwinden.
„Scheiße ...", flüsterte ich fast tonlos, während ich spürte, wie die ersten Tränen in mir hochkamen. „Nein, nicht heulen. Hör auf. Schluss!" Ich presste meine Handballen auf meine Augen und atmete zitternd durch. „Ich krieg das wieder hin. Ich krieg das hin ... alles wird gut." Nochmal atmete ich langsam und tief durch. „Ich krieg das hin."
Eine Weile stand ich einfach nur da an der Tür gelehnt, die Hände auf die Augen gepresst und konzentrierte mich auf meine Atmung. Eine Taktik, die mir schon früher geholfen hatte, wenn alles drohte, über mir zusammen zu brechen.
Es funktionierte auch. Als ich meine Hände von meinen brennenden, roten, aber trockenen Augen runter nahm, fühlte ich mich besser, wenn auch bei weitem nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Es war nach wie vor alles scheiße. Aber zumindest drohte ich nicht mehr, an Ort und Stelle zusammen zu brechen.

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