Was das Besondere an der Karasuno war? Sie ließen sich immer etwas Neues einfallen. Es gab Mannschaften, die so einfach zu durchschauen waren, dass man meinen könnte, sie hätten ihre Taktiken auf ihre Trikots gestickt. Einige Mannschaften wiederum hatten ein herausragendes Talent und könnten es echt weit bringen, hätten sie mehr als zwei Manöver drauf und würden sich einfach mal mehr trauen.
Meine Trainerin an der Furukawa Mittelschule hatte stets genau dieses Mittelmaß von Taktik und Talent angestrebt. Sie hatte viel Wert auf altbewährte Methoden gelegt, doch hatte sie sich auch nie davor gescheut, mal etwas Neues auszuprobieren. Hatte man dann auch noch das entsprechende Talent mitgebracht, war einem ein Platz im Team schnell sicher gewesen. Eines hatte sie dabei aber nie bedacht - das Teamgefüge an sich. Sie hatte die Kluft in ihrem eigenen Team nie gesehen. Sie hatte nie gesehen, was direkt vor ihrer Nase ablief. Nicht mal dann, als ich versucht hatte, mich ihr anzuvertrauen. Sie hatte es nie gesehen.
Manchmal fragte ich mich, ob sie etwas von dem Zwischenfall an der Oberschule mitbekommen hatte. Und ob sie daraus ihre Schlüsse gezogen hatte ...„Mach dir nichts draus, Yamaguchi. Deswegen sind wir ja hier - damit wir trainieren können!", sagte nun Daichi und klopfte dem unsicheren Kerl, der gerade einen Sprungflatteraufschlag vergeigt hatte, aufmunternd und mit einem Lächeln auf die Schulter.
„Ja genau! Es ist noch keine Taube vom Himmel gefallen!", stimmte auch Tanaka zu, worauf Tsukishima und die einige andere sofort lachen mussten.
„Taube? Das heißt „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen". Sag mal, lernst du eigentlich auch im Unterricht oder pennst du nur?", kicherte der bebrillte Riese höhnisch.
„Man, Tsukishima! Halt deine Klappe, ja?!", brüllte Tanaka.
„Also ich weiß nicht, was Tsukishima hat. Taube macht doch viel mehr Sinn. Warum sollte schließlich ein Meister vom Himmel fallen?!", stimmte Nishinoya Tanaka nachdenklich zu.
Tsukishima seufzte genervt, während die anderen lachten und auch der verunsicherte Yamaguchi nun wieder etwas lächeln konnte.
„Und schon wieder was Neues, nicht schlecht. Auch wenn die Nummer 12 noch lange brauchen wird, bis er diesen Sprungflatteraufschlag beherrschen wird", kommentierte Herr Nekomata das Geschehen und wirkte durchweg zufrieden. „Beherrscht du ihn, Konishi?", wandte er sich direkt an mich und sah mich von der Seite an.
Ich löste den Blick von den herumalbernden Spielern der Karasuno und blickte zu unserem Trainer, der mich erwartungsvoll anschaute.
„Ich habe mich tatsächlich daran versucht, ja", erwiderte ich ehrlich. „In meinem letzten Jahr in Miyagi, bevor ... naja. Sie wissen schon. Ich kam nicht mehr dazu, ihn weiter auszubauen."
Und ein Teil von mir bereute es. Denn gerade jetzt, wo es Yamaguchi versucht hatte, wurde mir bewusst, was mir da eigentlich entgangen war. Dieser Aufschlag war eine Waffe und nur äußerst schwer, anzunehmen. Meine Annahmen waren schon sehr gut, trotzdem hatte auch ich damit meine Schwierigkeiten. Ohne Konzentration und schnelle Reflexe war da kaum was auszurichten, außer man hatte Glück.„Wäre nicht schlecht, wenn wir auch jemanden im Team hätten, der diesen Aufschlag beherrscht", meinte Herr Nekomata und dabei klang seine Stimme ganz neutral. Ja, schon regelrecht unschuldig. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass er damit etwas lostreten wollte.
Und er schaffte es (Es wäre nicht Herr Nekomata, wenn er es nicht schaffen würde...). Ja, für einen Moment stellte ich mir tatsächlich vor, wie es wäre, mich wieder vermehrt dem Training zu widmen und diesen Aufschlag ebenso zu üben, wie Yamaguchi es vermutlich tat. Natürlich würde es mir persönlich nichts bringen. Ich war keine Spielerin mehr und würde ihn nicht einsetzen können. Aber ... ich könnte den Aufschlag einem aus dem Team beibringen. Immerhin hatte ich mich schon mal damit befasst und würde nicht ganz bei Null anfangen.
Ich spürte regelrecht, wie meine Fingerspitzen wieder begannen zu kribbeln.
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Manage Me, Koni!!
ספרות חובביםEin Ball. Eine Annahme. Und die Vorsätze, unauffällig zu bleiben, waren dahin. So hatte sich Miyu Konishi ihren ersten Tag an der Nekoma sicherlich nicht vorgestellt. Hatte sie sich doch vorgenommen, nie wieder etwas mit Volleyball zu tun haben zu w...