„Du musst nicht zum Markt mitkommen, Schatz. Wenn du dich lieber von dem Trainingstag erholen willst, verstehen wir das." Mütterlich, wie meine Mutter nun mal war, schenkte sie mir noch etwas Milch ein und schob das Glas in meine Richtung. Leise seufzend nahm ich es entgegen und nahm sofort einen Schluck, während mein Vater, der hinter der Zeitung verschwunden war, zustimmend brummte.
Es schien mir, als würde sie immer wieder vergessen, dass ich nicht mehr aktiv spielte, sondern nur die Managerin war. Ich war nicht erschöpft. Zumindest nicht körperlich. Den ganzen Tag mit testosterongeladenen, volleyballversessenen halben Männern zu verbringen - das hingegen war anstrengend! Aber eine Nacht erholsamer Schlaf war in der Regel ausreichend, um wieder topfit zu sein.„Ich bin doch nur die Managerin und spiele nicht selbst", sagte ich also und lächelte mild. „Ihr wisst, warum."
Ja, sie wussten, was passiert war. Den Schilderungen meines ehemaligen Rektors nach zumindest, denn beim Spiel selbst waren sie nicht dabei gewesen. Aber bis heute wussten sie nicht, warum ich derart meine Fassung verloren hatte. Okay, genau genommen wussten sie es. Aber sie hatten mir ja nie geglaubt, hatte ich es ihnen ja bereits vor der Eskalation mehrmals versucht zu erklären. Es waren ja immer so tolle Mädchen gewesen. Und mit ihren Familien konnte man ja so schöne Grillfeste veranstalten, die bis in die Nacht andauerten. Mobbing? Das war unmöglich!„Weißt du, Miyu, jeder hat mal einen Aussetzer", sagte nun mein Vater und tauchte hinter seiner Zeitung auf, um mich direkt anzusehen. „Erst vor kurzem ist einer meiner Kollegen vollkommen ausgerastet. Hat sein ganzes Büro auseinander genommen, hat die Krawatte unseres Chefs abgeschnitten und ist dann aus dem Gebäude gestürmt."
„Wurde er gekündigt?", fragte ich überflüssigerweise. Denn wer würde schon nach so einem Vorfall schon unbeschadet davon kommen?
„Tatsächlich nicht", sagte mein Vater und seine Stirn legte sich in Falten. „Vor seinem Ausraster hatte er seine Kündigung schon mit einem Megafon im ganzen Gebäude bekannt gegeben."
Ich versuchte, mir das Lachen zu verkneifen, weil die Vorstellung einfach zu absurd war. Meiner Mutter ging es ähnlich, die ihr Grinsen hinter ihrem Kaffeebecher versteckte.
„Und jetzt macht er weiter. Zwar woanders, aber er macht weiter", schloss er sein Beispiel.
„Vielleicht hätten wir dich doch auf einer anderen Schule anmelden sollen", meinte meine Mutter nachdenklich, nachdem sie ihr Gesicht wieder unter Kontrolle hatte. „Eine Schule, an der auch Mädchen Volleyball spielen."
Sie hatte jetzt schon mehrfach diese Möglichkeit in den Raum gestellt und immer hatte ich abgeblockt. Anfangs aus ganz offensichtlichen Gründen: ich wollte neu anfangen und kein Volleyball mehr spielen. Mittlerweile hatten sich noch andere Gründe hinzu gesellt. Zum einen waren da meine neuen Freunde - zum Beispiel Kaya und die Jungs aus dem Volleyballclub. Ich wollte sie wirklich nicht mehr missen und genoss es, mit ihnen Zeit zu verbringen. Und dann war da noch Kuroo.
Kuroo.
Allein beim gedanklichen Aussprechen seines Namens begann etwas in mir aufgeregt auf und ab zu hüpfen. An den gestrigen Tag durfte ich gar nicht erst denken, denn dann wäre ich wohl vermutlich nicht mehr aufnahmefähig. Nein, ich musste mich zusammenreißen.
„Nein, die Nekoma ist toll. Ich habe dort Freunde gefunden und auch, wenn ich nur", ich setzte das nur mit meinen Fingern in Anführungszeichen, „die Managerin bin, so gefällt mir das, was ich mache."
„Aber Miyu, willst du denn nicht wieder Volleyball spielen?", fragte meine Mutter hartnäckig. „Du warst so gut darin. Du verschwendest nur dein ganzes Potenzial!"
„Mamaaaa", sagte ich jetzt und klang schon etwas genervter. „Komm schon ... du hast Papa gehört, oder? Ich bin ausgerastet, hab gekündigt und mach jetzt woanders weiter. Und meine neue Schule gefällt mir! Können wir es dabei belassen?"
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Manage Me, Koni!!
FanfictionEin Ball. Eine Annahme. Und die Vorsätze, unauffällig zu bleiben, waren dahin. So hatte sich Miyu Konishi ihren ersten Tag an der Nekoma sicherlich nicht vorgestellt. Hatte sie sich doch vorgenommen, nie wieder etwas mit Volleyball zu tun haben zu w...