Gleissend. Schillernd. Laut.
Wer hat mir eigentlich erlaubt, Champagner zu trinken? Ich weiss es nicht mehr. Ich weiss nur noch, dass es eine blöde Idee war! Ja, ich komme aus Russland, sollte da Trinkfestigkeit nicht angeboren sein? Das waren doch nur so etwa 5 oder 6 von diesen Gläsern, die ich getrunken habe? Glaube ich zumindest. Normalerweise trinken doch Russen viel stärkeres Zeug, Vodka zum Beispiel. Warum also konnte ich meinen Körper nicht mehr so bewegen, wie ich es mir gewohnt bin?
Verdammt, verdammt, verdammt!
Ich hasse es, wenn ich keine perfekte Körperkontrolle habe. Und nun kommt auch noch dieser Schweinehund von Viktor und brabbelt mich voll! Der hat noch mehr getrunken als ich! Tz! Wie mich das alles ankotzt! Dieses blöde Bankett, wieso musste ich nochmals hier her? Ach ja, weil ich gewonnen habe. Dann muss man das ja.
Scheisse.
Viktor rüttelt an meinem Arm um meine Aufmerksamkeit wieder zu erlangen: «Yuri? Yurio! Hallo? Hey, hörst du mir überhaupt zu?» Er holt mich aus meinen Rauschträumen. Wie ich es hasse, wenn sie mich Yurio nennen! «Verdammt, schrei nicht so! Ich kann dich hören! Und nenn mich nicht so!», keife ich ihn an, doch er grinst nur: «Also, was denkst du davon? Ist doch eine gute Idee, oder?» «Jaja, ist es...» «Perfekt! Dann ist es also beschlossene Sache! Toll, ich frage noch die anderen!», und er grinst noch besoffener. Häää? Bitte was? Was habe ich jetzt wieder verpasst? Doch bevor ich Viktor fragen kann, ist dieser auch schon wieder weggetorkelt. Er geht zu Katsudon und fällt ihm um den Hals. Soll er doch das Schweinchen weiter belästigen, ich habe keine Lust mehr dazu! Genervt drehe ich mich um, und will gehen. Ich bin schon lange genug hier. Da fällt mein Blick auf Otabek. Er steht mit verschränkten Armen neben der Türe an die Wand gelehnt. Wie kann man nur so cool aussehen? Wahrscheinlich ist es eine gute Idee, noch etwas mit ihm zu quatschen. Er hat mich schliesslich gefragt, ob ich nicht mit ihm befreundet sein will. Auch wenn ich noch nicht so recht weiss, wie man eine Freundschaft aufrecht erhält, alle meine 'Freunde' kenne ich nur aus dem Training. Also gehe ich langsam auf Otabek zu, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Da bemerkt er mich, und beobachtet mich, während ich mich auf ihn zubewege und versuche, möglichst geradeaus zu gehen. Schlussendlich habe ich es geschafft, ich bleibe vor ihm stehen, und versuche mich in einem Lächeln. «Hey Otabek! Willst du nicht auch etwas feiern?», frage ich gerade heraus.
«Yuri...» «Hmmm?» «Du hast zu viel getrunken. Bist du nicht noch zu jung, um zu trinken?», er schaut mich kritisch an. Tz!
«Behandle du mich nicht auch noch wie ein Kind! Yakov hat es mir erlaubt.»
Er lacht kurz trocken auf: «Vielleicht einen, um anzustossen. Du hattest aber bestimmt schon so um die 10! Willst du nicht lieber etwas runterfahren?» «Tz, ich bin Russe, schon vergessen?» «Was soll nun das schon wieder bedeuten? Und deswegen denkst du, du bist automatisch trinkfest?», er zueht eine Augenbraue hoch und mustert mich eindringlich. Na danke, jetzt nervt mich auch noch Otabek! «Ich dachte, du bist mein Freund? Hab mich wohl getäuscht!» «Genau weil ich dein Freund bin, sag ich das! Komm, wir gehen nach oben, ich bring dich in dein Zimmer!» Das gibts doch nicht! Jetzt will er mir auch noch sagen, was ich tun soll? «Aber ich will doch noch nicht gehen!» «Aber ich. Entweder du kommst mit, oder du lässt es sein. Kannst dich ja von Yuuri wieder auf ein Dance Battle einlassen! Und Christophe beginnt auch bald zu strippen, so wie er aussieht, wäre sicher lustig, auch dich an der Pole zu sehen! Auf Instagram...»
Die Bilder vom letzten Bankett flashen in meinem Kopf auf. Will ich das tatsächlich noch einmal erleben? Und er hat recht, diesmal könnte ich tatsächlich auch zu denen gehören, die sich Dank dem hohen Alkoholspiegel zu so was hinreissen lassen! Das will ich definitiv nicht! Knirschend gebe ich nach: «Na schön, gehen wir... Ist eh nichts los...» Der grössere packt mich am Ärmel und schleift mich durch die Gänge des Hotels. Dann dreht er sich im laufen zu mir um und fragt: «Welches ist dein Zimmer? Hast du die Schlüsselkarte?» Zitternd versuche ich die Karte aus meiner Tasche zu fischen, doch ich treffe die doofe Tasche nicht. Also bleibe ich stehen, doch Otabek läuft weiter und zieht an meinem Arm. Ich verliere das Gleichgewicht, wie in Zeitlupe sehe ich, wie sich mein Körper dem Boden zudreht. Ist das ein Scherz? Falle ich jetzt tatsächlich vor Otabek auf die Fresse? Das wäre zu peinlich, nein, das darf auf keinen Fall passieren!
Füsse! Bewegt euch! Nun macht schon endlich!
Mein Körper ist wie betäubt, er gehorcht mir nicht mehr. Alles beginnt sich zu drehen, ich weiss, dass ich nichts mehr tun kann. Es ist, als würde ich mich durch Sirup bewegen. Süssen, klebrigen, Scheisssirup! Adee, schöne Welt! Hat mich gefreut. Ich schliesse die Augen, um mich auf den Sturz auf den Boden vorzubereiten. Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, dass der erwartete Schmerz ausblieb.>^.^<
Langsam erwache ich aus meinem Dämmerzustand. Noch immer schwankt alles. Das Gefühl, dass sich meine Liegefläche dreht, lässt mich nicht los, ich habe das Gefühl, auf einem Schiff mit starkem Seegang zu sein. Zögernd öffne ich die Augen und sehe, dass ich in meinem Bett liege.
Hä? Wie bin ich denn hier her gekommen? War ich nicht gerade eben noch im Flur, und bin meinem Untergang entgegen geflogen? Benommen hebe ich die Decke, und schaue an mir herunter. Ich trage nur noch Boxershorts, der Rest meiner Kleidung fehlt.
...Was?
Da spüre ich plötzlich eine Bewegung hinter meinem Rücken. Ruckartig drehe ich mich um und starre auf Otabek, der neben mir auf dem Bett liegt. Fuck, das war keine gute Idee, das Zimmer dreht sich nämlich ohne mich weiter. Aber Moment...
...WAS!?
Nun sitze ich kerzengerade in meinem Bett. Otabek ist noch komplett angezogen, er liegt auch auf und nicht unter der Decke. Scheisse, wie ist er in mein Zimmer gekommen. Und vorallem, wieso ist er in meinem Zimmer? Was habe ich angestellt? Er schlägt die Augen auf als er bemerkt, dass ich mich aufgerichtet habe und schaut mir direkt in meine. Meine Stimme zittert etwas, als ich frage: «W-was...?» «Na, du kleine Schnapsdrossel? Wieder unter den Lebenden?», fragt er mich heiter. «Wa-wa-was machst d-denn du d-d-d-da?» Otabek setzt sich auf, lässt den Hals knacken und rollt etwas mit den Schultern. Er streckt seine Glieder etwas, so als wäre es das normalste der Welt, dass er, ein Mann, bei mir in meinem Bett liegt, bevor er mir eine Antwort gibt. «Du hast das Gleichgewicht verloren und hättest beinahe den Boden geküsst. Naja, ich konnte dich gerade noch so auffangen und habe dich nach oben gebracht. Und du wolltest dann nicht, dass ich gehe, weil dein Bett sich dreht, und du sonst seekrank geworden wärst, wie du so schön gesagt hast. Du wolltest dich an mir festhalten, damit es sich nicht dreht. Bin dann wohl selbst auch eingepennt.» In meinem Hals bildet sich ein Kloss: «Ha-ha-habe ich irgendwelche komischen Sachen gemacht o-oder gesagt?» «Hahahaha, nein du Idiot, da war gar nichts. Du hast dich übrigens auch selbst ausgezogen, ich habe dich nicht angefasst.» Puh. Wenigstens das. Ich kann mich noch zu genau an das Schweinchen letztes Jahr erinnern, auch Viktor kommt auf komische Ideen, wenn er einen gewissen Pegel überschreitet. Das will ich auf keinen Fall! Das letzte Jahr habe ich nämlich noch ganz genau vor Augen, ich war damals ja noch 14. Yuuri hat schlussendlich mit dem Schweizer den Vogel abgeschossen, und sich dann an Viktor geklammert und ihn angefleht, sein Trainer zu werden. «Was ist für Zeit?» Otabek zuckt mit den Schultern: «Keine Ahnung, auf jeden Fall noch mitten in der Nacht. Wenn es dir nun wieder etwas besser geht, gehe ich dann mal in mein eigenes Zimmer.» «Otabek, warte...» «Hmmm?» Der Kasachstane ist schon aufgestanden und auf dem Weg zur Türe. «Danke...», ich bringe es kaum über mich, dieses Wort zu sagen. Ich glaube, ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich dieses Wort in meinem Leben gesagt habe. Sich zu bedanken ist sowas wie ein Eingeständnis, dass ich etwas nicht kann und auf fremde Hilfe angewiesen bin. Und ich hasse das! Ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht: «Keine Sorge, versprich mir einfach, das nächste Mal weniger zu trinken. Du bist immer noch erst 15! Da solltest du echt deine Finger noch von so Zeug lassen!» Er lacht, und winkt mir zu, und ehe ich etwas erwidern kann, ist er auch schon aus der Türe verschwunden. Und lässt mich zurück. Nachdenklich und unsicher. Ist es das, was man in einer Freundschaft macht? Sind das die Gefühle, die man einem Freund gegenüber empfindet?
Ich weiss es nicht.
Vielen Dank, dass du dieses Buch gerade liest. Ein Vote und ein Kommi sind immer gerne gesehen und ermutigen uns Schreiberlinge ungemein, also nicht sparen. Denn wegen diesen Kommis habe ich die Motivation gefunden, das Buch überarbeiten zu wollen, um es noch besser zu machen!
***Bild von der unglaublichen Sakimichan! Checkt Sie unter
https://www.deviantart.com/sakimichan/art/Yuri-Plisetsky-older-742414205 ***
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Otayuri Es begann im März
FanfictionYuri kann sich nicht mehr an alles vom Bankett erinnern, doch irgendwann im Rausch hat er Viktor versprochen, in ein gemeinsames Trainingslager mit verschiedenen Athleten zu gehen. Dort werden die Läufer vor eine Aufgabe gestellt, die für Yuri mehr...