Aufbruch. Packen. Zeit.
«Yuri, nun beeil dich doch endlich mal! Oder willst du, dass wir wegen dir noch unseren Flug verpassen!?» Von unten kann ich den Alten hochschreien hören. Er könnte ja auch normal reden, ich bin doch nicht schwerhörig! Aber gut, wenn er schreit kann ich das auch: «Hör auf zu nerven, alter Mann! Ich bin ja schon da!» Lilia und Yakov warten bereits ungeduldig an der Türe, draussen im Taxi kann ich auch noch Viktor und das Schweinchen sehen. Wieso müssen wir alle zusammen gehen? Das nervt!
Die anderen russischen Läufer, die uns begleiten werden kommen allerdings selber zum Flughafen und werden dort auf uns warten. Und in der Campzeit muss dann ausgerechnet ich mit Georgi ein Zimmer teilen. Ob ich das die ganzen zwei Wochen aushalten werde? Wohl kaum! Der Typ nervt mich jetzt schon ab! Nichtsdestotrotz beeile ich mich dem Seelenfrieden meiner Mitreisenden und wir erreichen den Flughafen mehr als pünktlich. Immer dieser Stress wegen nichts und wieder nichts! Als ob wir jemals wegen mir den Flug verpasst hätten!
Der nächste Schock kommt aber gleich darauf, im Flugzeug sitze ich ausgerechnet zwischen Viktor und Katsudon, die plappern ununterbrochen über mich hinweg. Und ich bin dazwischen eingequetscht, das halte ich nicht länger aus! Wieso? Missmutig drehe ich mich um: «Hey, Schweinchen! Tausch den Platz mit mir! Ich kann euch ja kaum aushalten!» Yuuri schaut mich erst überrascht, dann freudig an. War ja klar, dass er Freude dran hat, neben seinem 'Schatz' zu sitzen. Endlich kriege ich ein wenig Ruhe! Dass wir das nicht schon von Anfang an getan haben, echt ätzend. Ich stöpsle meine Musik ein, und versuche mich so gut es geht zu entspannen.Geraume Zeit später kommt dann endlich die erlösende Ansage des Piloten, dass wir uns im Landeanflug befinden. Das Wetter ist mies, und ich sehe von der ach so schönen Schweiz gerade so gar nichts. Und hier soll ich die nächsten zwei Wochen bleiben? Schaut eher ziemlich trübselig aus! Da ist es bei uns in Russland ja noch schöner! Wir steigen aus dem Flugzeug und begeben uns zur Gepäckausgabe. Die anderen schwatzen aufgeregt miteinander, doch mich kümmert das gerade wenig. Neben uns steht eine kleine Gruppe Frauen und quatschen unglaublich schnell miteinander. Ich nehme meine Kopfhörer ab und versuche kurz, denen etwas zuzuhören. Doch von dieser Sprache kriege ich nur Kopfweh! Ist das überhaupt eine Sprache? Versteht ja kein Schwein. Endlich kommt mein leopardenmustrige Koffer aufs Band. Auch die anderen kriegen ihre Koffer, und wir können in unser Hotel fahren. Hier ist es wohl üblich, dass man mit Bus und Bahn reist, und so tun wir das auch. Immerhin gibt es hier gute Verbindungen und die Öffis sind echt pünktlich! Das Hotel gleich neben dem Trainingsareal ist damit auch gut erreichbar. Wie heisst die Stadt eigentlich überhaupt, in der wir uns befinden? Genf? Egal.
Endlich kommen wir im Hotel an. Tatsächlich bringt uns die Bahn direkt neben das Gebäude. Unterdessen ist Abend, und ich möchte einfach in Ruhe gelassen werden. Ich habe wohl eine Überdosis Menschen gehabt. Passiert mir schnell mal, aber das sind sich die anderen ja gewohnt, die ignorieren meine Launen einfach. Meine Sozial Batterie ist nun mal nicht so gross. Doch noch kann ich mich nicht verabschieden. Das Abendessen schmeckt seltsam. Ich habe das noch nie gegessen, die haben Curry mit Früchten gemacht. Was soll denn das sein? Ich weiss nicht, ob ich es lieben oder hassen soll. Doch nun möchte ich einfach nur noch in mein Zimmer und meine Ruhe haben. Die anderen sind immer noch im Speisesaal, und so stehe ich alleine vor dem Aufzug. Kann der nicht einfach schon hier sein?
*pling*
Die Aufzugtüre geht auf. Verdammt, kann die sich nicht schneller öffnen? Tz, das nervt einfach gerade alles hier, Viktor hat seine ekelhaft gute Laune wieder in alle Richtungen gesprüht! Ich hebe den Blick und schaue in den nun endlich offenen Aufzug. Mein Gesicht erhellt sich. Ich schaue direkt in die Augen von Otabek. «Hey Yuri! Auch schon da?», grinst mich der Athlet an. Ehe ich was sagen kann, macht sich mein Körper selbstständig, und ich springe Otabek an und ziehe ihn in eine Umarmung. «Otabek! Danke!» Otabek erwidert meine Umarmung und lacht leise: «Wofür denn Danke?» «Du hast gerade meinen Abend gerettet! Meine Mannschaft ist kaum mehr auszuhalten! Die spinnen alle!» Er flüstert in mein Ohr: «Nana, so schlimm wird das wohl nicht sein!» «Oh, doch! Sind sie! Und das Essen...» Otabek löst sich aus meiner Umarmung und lacht laut los: «Haha, ja das Essen ist gewöhnungsbedürftig! Ich habe gestern ein Nationalgericht gegessen, das ist einfach Käse!» Verwirrt schaue ich meinen Freund an: «Was, Käse?» «Ja, die Füllen einen Topf mit Käse und etwas Schnaps, kochen den, und dann tauchen sie Brot darin! Und das essen sie dann! Und wenn du das Brot verlierst, musst du was machen!» «Nicht dein Ernst?» Er nickt, um seine Worte zu unterstreichen: «Doch! Das heisst Foentu oder so ähnlich! Ist voll beliebt hier!» Ich frage mich gerade, ob Otabek noch ganz bei Sinnen ist. Wer kommt denn auf so eine bescheuerte Idee? Hinter ihm erklingt nun eine erst fremde Stimme: «Das heisst Fondue, und ist echt lecker!» Oh? Hinter ihm kommt nun Christophe aus dem Aufzug, ich habe ihn bis gerade eben gar nicht wahrgenommen. Nun erkenne ich swine Stimme auch. Doch was macht denn der hier? Der kommt doch aus der Schweiz, warum wohnt er dann hier? Der Schweizer grinst wissend: «Ich komme aus einem anderen Teil der Schweiz, darum wohne ich auch hier während dem Camp.» «Kannst du Gedanken lesen?» «Schön wäre es, aber du hast gerade so ausgesehen, als würdest du dich das fragen...» Der Schwarzhaarige meldet sich wieder zu Wort: «Jedenfalls, ich bin gestern schon hier angekommen, und daher habe ich das gestern schon zu essen bekommen! Christophe hat so geschwärmt davon.» Nun stellt sich mir eine neue Frage.Wieso ist Christophe hier... kann der nicht jemand anderem auf die Nerven gehen? «Aber hey, ich muss jetzt auch noch was essen. Kommst du mit?», Otabek versteht es, mich abzulenken. «Eigentlich wollte ich in mein Zimmer... ich habe gerade gegessen!»
«Egal, du kannst dich ja auch einfach zu uns setzen und uns Gesellschaft leisten!» Der Schweizer hackt nach: «Ja, das wäre sicher lustig!» Kritisch schaue ich zu eben diesem hin. Wäre schön, wenn der nicht dabei wäre. Aber Otabek scheint sich ja ausserordentlich gut mit ihm zu verstehen! Ich atme einmal tief durch, und beschliesse dann doch, mit den beiden Essen zu gehen. «Übrigens, darf ich dir noch Leah vorstellen? Sie fährt ebenfalls für die Schweiz!», Christophe deutet hinter sich. Ein Mädchen tritt hinter Chris hervor. Sie ist mir gar nicht aufgefallen. Ich schätze mal, dass sie so um die 20 ist. Aber sie ist grösser als ich! Leah streckt mir die Hand entgegen und lächelt mich scheu an. Sie hat wunderschöne blaue Augen, ihre Haare hat sie kinnlang und rot schwarz gefärbt. Doch was mir am meisten auffällt ist ihr Kleidungsstil. Sie trägt Gothicklamotten, schwarz von oben bis unten. Angestrengt versuche ich, mich an dieses Mädchen zu erinnern, doch kann es nicht. Eine Internationale Läuferin ist sie also nicht, sonst würde ich sie zumindest schon gesehen haben. Sie nimmt einfach meine Hand und schüttelt sie: «Hallo. Freut mich, dich kennen zu lernen. Cooles Shirt!» Ich nicke ihr zu, und zu viert gehen wir dann an einen etwas abgelegeneren Tisch. Die drei bestellen sich etwas zu essen und Otabek und Chris quatschen ununterbrochen. Ich weiss nicht wieso, aber ich kann den Kerl nicht ab. Leah hingegen ist ziemlich still. Endlich haben auch sie genug gegessen, und wir beschliessen, in unsere Zimmer zu gehen. Otabek und ich haben beide unsere Zimmer im dritten Stock, Leah im ersten und Chris im zweiten. Als die anderen beiden ausgestiegen sind, dreht sich Otabek zu mir um: «Du, sag mal was ist denn mit dir los? Du bist doch sonst nicht so ruhig?» Zickiger als beabsichtigt entgegne ich: "Ich könnte eher dich fragen, was los ist. Du und Chris?» Er zuckt mit den Schultern: «Naja, er und Leah waren mit mir die einzigen, die bereits gestern gekommen sind, er hat sich mir sozusagen aufgedrängt. Und da er hier Einheimisch ist, hat er mir einige gute Tipps gegeben, wo man gut Motorrad fahren kann, und wo es schöne Sehenswürdigkeiten gibt! Mehr ist da echt nicht. Ich hätte den Tag lieber mit dir verbracht!» Ich schaue etwas mürrisch zu Boden. «Hey, komm schon! Deswegen musst du nicht gleich eingeschnappt sein!» «Bin ich nicht! Ich dachte nur, den werden wir nicht mehr los!» Otabek lacht, und dann bleibt der Fahrstuhl in unserem Stockwerk stehen und spuckt uns aus. «Hey Otabek, ich wünsche dir eine gute Nacht...» «Das wünsche ich dir auch.» Unsere Zimmer liegen in unterschiedlichen Richtungen vom Fahrstuhl aus, und so geht jeder in seine Richtung. Nachdem ich einige Schritte gemacht habe, drehe ich mich aber nochmals um und rufe zurück: «Hey Otabek! Hast du Lust morgen mit mir vor dem Training Joggen zu gehen?» Der Schwarzhaarige dreht sich um, ein fettes Smile auf den Lippen: «Ich hasse früh aufstehen, um Joggen zu gehen... Aber wenn du mit mir Motorradfahren kommst, kann ich dir diese Bitte nicht abschlagen. Okay, wann treffen wir uns?» Er hat ja gesagt? Yes! Moment... wann treffen wir uns? Hmmm, mal überlegen... Das Training beginnt um 9, vom Hotel ins Stadium sind es 5 Minuten. Dann um 8 Essen.. eine Stunde laufe ich normalerweise... Etwas verunsichert frage ich nach: «Wie lange gehst du normalerweise laufen?» «So eine Stunde meistens...» «Dann um sieben Uhr!» Otabek gibt mir ein Daumen hoch und verschwindet dann in sein Zimmer. Ich schliesse meines auf. Georgi ist schon drinnen, ich kann das Wasser rauschen hören in der Dusche. Geschockt schaue ich auf das Bett. Die Betten sind gleich nebeneinander! Nicht getrennt! Fuck! Soll ich sie versuchen zu trennen? Geht das? In dem Moment ist Georgi fertig und kommt nur in Boxer bekleidet aus dem Bad: «Oh Hallo Yuri... ich nehme die rechte Seite, ist gut?»
Schon ist meine gute Laune weg und ich bin wieder genervt: «Verdammt, zieh dir was ordentliches an! Und kann man die Betten nicht trennen?» «Du müsstest das halbe Schlafzimmer dafür auseinander nehmen, darfst du gerne machen, aber ich habe heute keine Energie mehr dafür... Ich geh gleich pennen... Gute Nacht.» Damit lässt er sich aufs Bett fallen und rollt sich in seiner Decke ein. Ich nehme mir entnervt und echt müde ein Shirt und frische Boxer und gehe ebenfalls duschen, ehe ich mich auch ins Bett lege.
Und VERSUCHE zu pennen.*** Bild ist von mir, hab kein passendes gefunden...***
DU LIEST GERADE
Otayuri Es begann im März
Fiksi PenggemarYuri kann sich nicht mehr an alles vom Bankett erinnern, doch irgendwann im Rausch hat er Viktor versprochen, in ein gemeinsames Trainingslager mit verschiedenen Athleten zu gehen. Dort werden die Läufer vor eine Aufgabe gestellt, die für Yuri mehr...