Kapitel 16 Afterparty und Duschkabinen

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POV Yuri

Ich kann den ganzen Abend nur an unseren gemeinsamen Lauf denken. Alles hat perfekt gepasst, wir sind zu einer Einheit geschmolzen, die sich um die Liebe des Motorrades gestritten haben. Als wir dann kniend auf beiden Seiten der Kawa waren, und unsere Stirn erschöpft aneinander legten, konnte ich es auf einmal spüren. Das Gefühl, das ich heute Mittag nicht zuordnen konnte, als Beka nicht da war, als ich sein Foto gesehen habe... Ich versuchte es den ganzen Abend zu unterdrücken. Auch auf der Feier, Beka war mir so nahe, sein Geruch nach Zedern und Zitrone haftete an mir. Ich habe mich die ganzen zwei Wochen mit den Gerüchten beschäftigt, dass ich und Ana was am laufen haben sollen, unseren Follower ist natürlich aufgefallen, dass wir täglich zusammen abhängen. Ich habe es mir ja selbst auch versucht einzureden, dass da was ist, das war es aber einfach nicht. Ganz bewusst habe ich mich dagegen entschieden, Alkohol zu trinken, auch wenn ich hier einiges sogar legal bekommen hätte, doch ich fürchtete, dass ich dann im Rausch wieder irgend einen Mist mache. Otabek wollte dann zum Glück schon bald nach Oben, was ich auch dankbar annahm. Die Schwere, die auf meinen Gliedern lastet, kommt nicht von der Müdigkeit, sondern von der Gewissheit, dass ich in etwas mehr als 12 h wieder von Beka getrennt sein werde. Wir kommen im Zimmer an, und ich beginne mich wie gewohnt auszuziehen. Anfangs hat Beka noch geschimpft, doch das hörte sehr schnell wieder auf. Seine Blicke, wie er meinen Körper heimlich anschaut, sind mir hingegen nicht entgangen. Ich lasse mich nur noch in den Boxer aufs Bett fallen, während er schnell ins Bad schlüpft. Aaah, verdammt, was soll ich machen? Das erste Mal wird mir bewusst, dass ich ihn noch nie nackt gesehen habe, er mich aber beinahe täglich. Ich kämpfe mit mir, das erste mal nehme ich das Verlangen bewusst wahr, dass ich zu ihm in die Dusche steigen will, ihn ebenfalls nackt sehen möchte. Nein nein nein, das kannst du nicht machen! Aber ich kann doch mal einen Blick auf ihn werfen, und ihn zur Eile mahnen. Also öffne ich die Türe, und schlurfe in die Dusche. Ich schaue ihn direkt an. Dass sein Körper gut trainiert ist weiss ich ja bereits, shirtless habe ich ihn ja auch schon gesehen, aber so ganz... ich kann mich kaum sattsehen. Und ich sehe auch, wie sein Körper auf mich reagiert. Jeder seiner Muskeln spannt sich unmerklich an. Ich muss es einfach wissen! Ich muss! Ob ich mich getäuscht habe. Oder ob mich mein Gefühl nicht betrügt. Fühle ich mich wirklich von ihm angezogen... und geht es ihm genauso? Ehe ich wirklich bewusst bin, was ich mache, streife ich mir meine Boxer von den Hüften. «Yuri? Yuri, was machst du da?», kann ich ihn knurren hören. «Du duschst bereits ne halbe Ewigkeit! Mach Platz, ich will auch noch warm Wasser haben!» Auch wenn ich mitlerweile weiss, dass die Schweizer durchgehend warm Wasser haben, steige ich in die Dusche. Otabeks Blick ist herrlich, er sieht aus wie ein Tier, das in die Ecke gedrängt wird und nicht weiss, ob es angreifen soll, oder sich doch lieber tot stellen. «Yuri, bitte warte, bis ich fertig bin! Ich beeile mich auch!», fleht er nun schon beinahe, doch mir ist das egal: «Seit wann stört es dich, wenn ich bei dir bin?» «Yura, bitte...! Ich bin unter der Dusche!» «Und ich auch gleich... kannst du mal das Wasser etwas wärmer machen, so erfriert man ja!» Otabek weicht nach hinten, in die Ecke der Dusche. Dabei wird der Wasserstrahl frei, und ich stelle mich darunter. «Brrr, ist ja schweinekalt!» Ich stelle das Wasser etwas wärmer ein, nach meinem Geschmack ist es immer noch viel zu kalt, doch ich weiss, dass Beka es nicht mag, zu warm zu duschen. Er steht erstarrt in der Ecke der Dusche, sein Haar noch voller Schaum. Ich ziehe den Duschkopf aus der Halterung und mache einen Schritt auf ihn zu. «Du bist ja noch voller Shampoo... warte, ich spühl es dir ab!» «Y-Yura, bitte n-nicht...» Wow, der starke, selbstbewusste, kühle Otabek stottert! Dass ich so eine Wirkung auf ihn haben könnte, war mir nicht bewusst. Ich kann nicht anders, ich muss meinem Drang nachgeben. Langsam strecke ich meine Hand aus, um ihm den Kopf abzuspülen. Otabek senkt den Blick, doch kurz bevor ich ihn erreiche, packt er mit einer blitzschnellen Bewegung mein Handgelenk. Wieder sucht er meinen Blick, und schaut mir dann direkt in die Augen. Seine Augen flehen aufzuhören... wieso? «Bitte Yuroshka... Du weisst nicht, was du tust... du weisst nicht, was du mir antust. Bitte... bitte lass das...» Ich schaue ihn einige Sekunden lang an. «Wieso?», frage ich, doch kriege keine Antwort. Erneut: «WIESO?!» Wieder keine Antwort. Ich ziehe meine Hand zurück, und er lässt mein Handgelenk los. Habe... ich mich wirklich so getäuscht? Ich mache einige Schritte zurück, stecke den Duschkopf wieder zurück, drehe mich um und verlasse die Dusche und das Bad. Meine Haare sind noch nicht nass, dennoch hinterlasse ich eine nasse Spur. Was soll ich jetzt machen? Abhauen? Will ich nicht. Ich falle auf mein Bett, und verkrieche mich komplett unter der Decke. Im Bad kann ich hören, wie er sich noch fertig abspült und dann ebenfalls raus kommt. Ich kann meine Tränen kaum zurückhalten. Doch ich bleibe einfach ohne mich zu bewegen unter der Decke liegen. Beka rubbelt sich ab, dann setzt er sich aufs Bett. «Yura, bitte...» Ignorieren. Einfach ignorieren. Du hast mir nichts zu sagen, ich hab es gesehen. «Юрочка, пожалуйста!» (Yurochka, bitte) «не называй меня так... ты не имеешь права делать это» (Nenn mich nicht so...dazu hast du kein Recht). Ich kann hören, dass meine Stimme bricht. Bloss nicht losheulen. Keine Ahnung, wie lange wir so verharrt sind. Tränen kullern lautlos meine Wangen runter und hinterlassen ein seltsames Gefühl auf der Haut. Ich habe keine Ahnung, wann ich das letzte Mal geweint habe. Aber es fühlt sich nicht toll an. Was ist das nur für ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust, das sich in mir ausbreitet und es mir fast unmöglich macht zu atmen? Bin ich wirklich in Otabek verknallt? Und er hat mich abgewiesen! Dabei dachte ich, er fühlt auch so... Ach fick dich, Beka, ich brauche dich nicht! Ich brauche niemanden!

Otayuri Es begann im MärzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt