Sauer. Angepisst. Verraten.
Ich habe nicht gewartet, bis Otabek aufgewacht ist. Ich habe keine Lust, ihm nach der Aktion gestern noch in die Augen zu schauen. Echt nicht. Offensichtlich habe ich da einiges falsch interpretiert. Meine Gefühle, und vor allem -und das ist noch viel schlimmer- seine Gefühle.
Idiot. Ich habe wirklich gedacht, dass er auch etwas für mich empfindet. Wie doof kann man bloss sein? Fertig, ich habe genug von der Scheisse hier. Unser Flug geht zum Glück schon am Morgen, Otabeks erst am Nachmittag. Unten in der Lobby angekommen schlinge ich ein Frühstück herunter und warte auf die anderen. Endlich kommen sie, Viktor und das Schweinchen als erstes. «Wow, Yuuri, kneif mich mal! Ich glaube ich habe gestern doch noch zu viel getrunken, ich halluziniere! Da sitzt Yurio!», Viktor mit seiner übermässig guten Laune kann ich gerade sowas von nicht brauchen: «Verdammter Viktor, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht so nennen sollst? Lass mich einfach in Ruhe du alter Sack und kümmer dich um deine eigenen Sachen!» «Lass das Viktor, du weisst doch, dass er kein Morgenmensch ist. Aber auch ich muss zugeben, ich bin erstaunt, dich hier zu sehen!», meint nun auch Yuuri, der ebenfalls mit den anderen runtergekommen ist. «Halt die Fresse! Können wir los?» Dann endlich kommen auch Yakov und Lilia nach unten, die schauen mich ebenfalls an, als würden sie ein Gespenst sehen. Meine Fresse, ist das so ungewöhnlich, dass ich mal früh draussen bin? «Na, damit hat es sich ja erübrigt, wer von uns das Los ziehen muss um dich aus den Federn zu kriegen. Wenn wir dann alle beisammen sind, können wir bereits los, dann haben wir für einmal keinen Stress am Flughafen.», meint Lilia dann aber bloss. Anastasia kommt ebenfalls zu uns: «Hey Yuri, wo ist denn Otabek? Ich möchte mich noch verabschieden...» «Der pennt noch, ich hab ihn nicht wach gekriegt. Kannst ihm ja schreiben...» Vor dem Hotel warten bereits einige Taxis, und ich verstaue meinen Koffer im Kofferraum des grossen Wagens. Gerade, als ich einsteigen will, kann ich Otabek nach mir rufen hören, doch ich ignoriere ihn einfach, steige ein und knalle die Türe hinter mir zu. Anastasia, die ebenfalls mit mir im Auto sitzt, schaut mich verwundert an. «War das nicht Otabek?» «Nein.» «Doch, ich bin mir sicher, das war Otabek! Ich will noch kurz tschüss sagen!» Die Frau kotzt mich gerade auch so an: «Fahrer, bitte fahren sie los! Sonst kommen wir nie mehr weg.» Der Wagen fährt los, und ich sehe aus den Augenwinkeln Otabek, der gerade aus der Drehtüre des Hotels zu rennen kommt. Er hat nur gerade Jogginghose und T-Shirt an. Anastasia lehnt sich über mich und winkt ihm glücklich zu, ich starre nach vorne auf die Rückseite des sich vor mir befindenden Sitzes. Während das Auto davon fährt, sehe ich, wie Otabek verlassen dort steht und uns nachschaut. Nie mehr. Ich lasse mich nie mehr auf eine Freundschaft ein, wenn es eh nur so endet. Während der ganzen Fahrt quasselt Anastasia auf mich ein, bis ich dann meine Kopfhörer aufsetze und mich mit Musik volldröhne, bis ich ausser ihr nichts mehr höre. Der Flug vergeht wiederum ereignislos, und ich danke Gott, als ich endlich zuhause angekommen bin. Damit mich niemand nervt, habe ich mein Handy in Flugmodus versetzt, so kann er mich auch nicht anrufen! Ich schliesse Potya fest in meine Arme, und geniesse das leise Schnurren meiner Katze, die wir auf dem Nachhauseweg noch zurück geholt haben. Der Flug dauerte nicht so lange, und ich habe noch einen halben Tag totzuschlagen, ehe ich pennen gehen kann. Um mich etwas abzureagieren, gehe ich trotz Protest meiner Vormunde joggen. Auch wenn ich so nicht alle Zeit vorbei brachte, war es wenigstens etwas weniger. Gerade, als ich wieder zu Hause ankomme, erklingt das Lied von Otabek in meinem Kopfhörer. Na toll, das habe ich jetzt gerade noch gebraucht, ich will doch nicht an ihn denken, und stattdessen höre ich sein Lied. Ich will es weiterschalten, da sehe ich, dass es auch einen Interpreten angegeben hat in den Songinfos. Ich habe mich bisher gar nicht darauf geachtet, da es ja einfach 'sein' Track war. DJ Altin. Irgendwie lässt es mich nicht los, und so setze ich mich zuhause angekommen an den Rechner und google ihn. Scheine wohl masochistisch veranlagt zu sein und stehe auf Selbstgeisselung. Er hat auf einer Seite einige seiner Tracks und Playlists aufgeschaltet. Obwohl ich ja eigentlich gar nicht will, höre ich sie mir an. Und ich muss sagen, er macht verdammt gute Musik. Irgendwann stolpere ich über ein Bild von ihm am Pult. Er hat nur eine schwarze Hose mit vielen Ketten dran an, seine Lederjacke ohne ein Shirt darunter. Verdammt, ist das heiss! NEIN! Denk nicht sowas! Doch schon habe ich das Bild heruntergeladen, sowie einige Stücke von ihm, die frei verfügbar waren. Verdammt, verdammt, verdammt!!! Das will ich doch nicht! Die schrille Stimme meiner Balletlehrerin hallt durchs Haus: «Yuri! Yuuuri! Komm endlich essen!!!» Soll ich den Flugmodus ausschalten? Was kriege ich da zu sehen? Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich einige Nachrichten auf dem Handy habe. «Yuri!», Lilia reisst mir die Kopfhörer vom Kopf: «Musst du immer so laut Musik hören? Ich hab schon gefühlt tausend Mal gerufen! Und überhaupt, was ist das für schreckliche Rock Musik?» «Was? Tut mir leid, alte Schachtel, dass ich gerne moderne Musik höre!» «Komm jetzt endlich essen, es wird sonst noch kalt!» Aaah, wie mich diese «Familie» manchmal ankotzt...
>^.^<
Endlich liege ich im Bett. Morgen geht die Schule wieder los. Ich muss noch einiges nachholen, war ich schliesslich zwei Wochen weg, statt nur einer, wie wir Ferien hatten. Ach, scheiss drauf, ich stell mich jetzt Otabek. Schnell ist in meinem Handy der Flugmodus deaktiviert, und sogleich beginnen die Nachrichten reinzukommen. Einige haben mir einen Link von einem Youtubevideo geschickt, das von der Gala stammt... und von meinem Lauf mit Otabek. Scheiss Otabek! Obwohl ich weiss, dass ich es besser nicht anschauen soll, kann ich es nicht lassen und klicke den Link an
Russlands Eistiger wird herausgefordert
Yuri Plisetski versus Otabek Altin
Zum ersten Mal sehe ich das Video, es gibt einige Versionen davon, aber die offizielle ist der Wahnsinn! Gebannt schaue ich das ganze Videomaterial durch, und kann kaum glauben, wie geil unsere Performance geworden ist. Energiegeladen, ein echter Kampf auf dem Eis! Um dieses scheiss Motorrad. Ich starre das Motorrad immer wieder an, es ist schon toll. Urplötzlich springe ich vom Bett auf und gehe runter zu Yakov: «Hey! Yakov! Ich will Motorradfahren lernen!» «Verdammt, du solltest schlafen! Wie kommst du denn jetzt darauf, dass du Motorradfahren lernen willst?» «Ich will das Motorrad von der Show kaufen!», platze ich heraus. «Das darfst du noch gar nicht fahren...» «Ich wurde 16! Damit darf ich in Russland Motorrad fahren! Kauf es mir! Ich sollte es mir locker leisten können!» «Wir sprechen morgen noch mal darüber...»
Naja, immerhin hat er nicht Nein gesagt. Ich gehe wieder nach oben und schaue weiter durch die Nachrichten. Es sind einige dabei, aber von Otabek habe ich keine einzige bekommen.
***Bild von unbekanntem Künstler, sprich ich habe leider nichts über Ihn (oder Sie?) rausgefunden***
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Otayuri Es begann im März
FanfictionYuri kann sich nicht mehr an alles vom Bankett erinnern, doch irgendwann im Rausch hat er Viktor versprochen, in ein gemeinsames Trainingslager mit verschiedenen Athleten zu gehen. Dort werden die Läufer vor eine Aufgabe gestellt, die für Yuri mehr...