POV Yuri
Ich weiss nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Dass ich einfach in seine Trainingshalle gehen kann, er da ist und wir uns wieder verstehen? Bereits sein einigen Stunden drehe ich nun meine Runden auf dem Eis. Ich bin es nicht gewohnt, zu laufen, wenn noch gefühlt tausende ebenfalls auf dem Eis sind, und das Eis ist stumpf von den vielen Kufen. Nein, so macht das echt keinen Spass mehr. Drinnen trainieren die Eiskunstläufer, doch obwohl sein Trainer hier ist, Otabek ist es nicht. Anfangs habe ich ihnen etwas zugesehen, doch das lenkt mich nicht ab. Je mehr Zeit vergeht, desto depressiver werde ich. Irgendwann halte ich die Blicke der anderen nicht mehr aus, und ziehe meine Kapuze tief über den Kopf. Wieder laufe ich Runde um Runde, Menschen kommen und gehen. Da bildet sich eine Lücke. Kann ich einen Sprung wagen inmitten der Leute hier? Auf diesem stumpfen Eis? Ich mache einen doppelten Axel, der Sprung könnte ich auch im Schlaf, und natürlich habe ich keine Probleme damit. Doch bei der Landung sinkt mein Mut weiter. Ich pack das eh nicht... Am besten ich gehe wieder nach Hause. Bei der Bande angekommen, steige ich vom Feld und starre in die Ferne. Wo Otabek wohl ist? Vielleicht trainiert er ja gar nicht? Sollte ich mich trauen, und sein Trainer fragen, wo er wohnt? Nein, das kann ich nicht machen. Da plötzlich zieht etwas meine Aufmerksamkeit auf mich. Im Augenwinkel sehe ich ein mir bekanntes Motorrad stehen! Ich schaue es mir genauer an, kein Zweifel, das ist die Maschine! Ehe ich meinem Körper den Befehl dazu gebe, renne ich in die Halle. Doch... Otabek ist nicht da! Mein Herz schlägt unglaublich schnell, das Adrenalin schiesst durch meinen Körper. Doch er kommt einfach nicht! Vielleicht ist das ja ein Zeichen? Dass wir besser Abstand wahren, und uns vergessen? Ich lasse meine Schultern fallen, und beschliesse nun endgültig zu gehen. Hat alles keinen Sinn mehr. Doch nachdem ich mich umgedreht habe, stellt sich mir jemand in den Weg. Langsam hebe ich den Kopf, und blicke direkt in Bekas fragende Augen. Oh. Was wollte ich nochmals sagen? Mein Kopf ist wie leergefegt. «Hallo Yuri» «Hallo...» Ich weiss nicht, ob ich ihn überhaupt Beka nennen darf. Das ist der Name, den er von seiner Schwester bekommen hat. Das Gespräch zieht sich schleppend dahin, auch im halleninternen Restaurant, in das er mich eingeladen hat, konnte ich keine vernünftige Unterhaltung mit ihm führen. Irgendwie war ich froh, als er mich aufs Motorrad gesetzt hat. In der Schweiz durften wir nicht mit dieser Maschine fahren, nur gerade ins Stadion. Letzt spüre ich die geballte Kraft unter mir, während Otabek die Maschine durch die Strassen jagt. Ich habe keine Ahnung, wie schnell man hier fahren darf, aber ich bin mir sicher, er fährt ab und zu etwas zu schnell. Will er mich mit seinen Skills beeindrucken? Er fährt viel sicherer als in der Schweiz. Wahrscheinlich liegt das daran, dass er die Strassen hier in und auswendig kennt. Ich schmiege mich fest an seinen Rücken, er hat mir genau gesagt, wie ich mich hinter ihm verhalten soll, wenn er fährt. Ich darf ihn auf keinen Fall stören beim fahren. Der Wind bläst auch meine Gedanken fort. Ich geniesse einfach das Gefühl von der Maschine, der Geruch seiner Lederjacke, sein Geruch... ich beginne schon beinahe zu träumen. Hoffentlich geht dieser Moment nie vorbei! Das vibrieren des Motores erlischt. Was? Sind wir fertig? Neugierig schaue ich mich um, wo hat er mich hingebracht? Bitte nicht zum Flughafen! Doch ich sehe, wir stehen vor einem kleinen Haus am Stadtrand. «Hier wohnst du?» «Ja... und du?» Ich zucke mit den Schultern: «Weiss noch nicht, wollte mir heute Abend ein Hotel suchen für heute Nacht, muss morgen wieder zurück, bevor der alte Sack bemerkt, dass ich nicht mehr da bin.» Ups, das hätte ich nicht laut sagen sollen. Wie erwartet hat er es nicht überhört und beginnt gleich mit der Standpauke. Verdammt, ich bin nur etwas jünger als er, wieso muss er denn jetzt auf erwachsen machen? «Also bist du einfach abgehauen, ohne Ziel in den Flieger gestiegen und hierher geflogen? Das kannst du doch nicht machen?!» «Hab ich aber, siehst du doch!» «Du bist verrückt!» «Nein, Beka, ich werde verrückt wegen dir!» «Was? Jetzt zieh mich da bitte nicht mit rein!» «Das hätte ich nicht, wenn du meine Anrufe angenommen hättest. Oder meine Nachrichten gelesen und geantwortet hast! Dann wüsstest du, was los ist!» Er schaut mich erst kurz ungläubig an, dann packt er sein Handy aus und liest- endlich- meine Nachrichten. Puh, zum Glück habe ich die peinlichen gelöscht. Gestern, oder war es vorgestern? Habe ich nämlich etwas geschrieben, das besser nicht geschrieben werden sollte.
(Es macht mir nichts aus, dass du auf Männer stehst, im Gegenteil...)
(Ich will doch mit dir zusammen sein! Bitte lass es nicht so enden!)
(Bitte, habe ich mich getäuscht in den Gefühlen, die du für mich hast?)
(Verdammt, ich habe mich doch in dich verliebt! Beka, wieso tust du mir das an?)
«Es geht gar nicht ums Motorrad?» «Ist es nie. Ja, ich war schon ziemlich pisst, als ich erfahren habe, dass es verkauft ist. Und nachdem ich erfahren habe, dass du es gekauft hast, wurde ich richtig wütend. Ich kenne mich selbst nicht mehr! Keine Ahnung halt...» Ich habe mich in dich verliebt, verdammt noch mal! Wieso kann ich mich nicht in ein Mädchen verlieben, wie jeder andere Mann auch? «Was hast du gelöscht?» «Wenn ich es dir jetzt sage, hätte ich sie nicht löschen müssen...» Nein, das kann ich dir nicht sagen. Und dann höre ich mich flüstern: «Hast du einen Freund?»
WAAAAS! Stopp! Time Out! Halthalthalthalt!!! Yuri, was soll denn das?!
«Und wenn ja?» Autsch. Das wollte ich nicht hören. Das ist also das Gefühl, wenn das Herz bricht. «Dann lass ich dich in Ruhe.» Keine Ahnung, ob er mich überhaupt verstanden hat, meine Stimme bricht gerade. Bloss nicht losheulen jetzt! Bloss nicht... Ich fühle, wie eine Hand meine Wange streicht, mein Kinn nimmt, und meinen Kopf nach oben zieht. Otabek schaut mich direkt an, es fühlt sich so an, als würde er direkt in mich hinein sehen. Und dann... kommt er auf mich zu, und legt seine Lippen auf meine. Ein elektrischer Schock trifft mich, mit einem Schlag sind alle meine Sinne auf Hochtouren. Meine Hände kribbeln, ein unendlich warmes Gefühl strömt durch mich hindurch und lässt mich alles um mich herum vergessen. Ich schliesse meine Augen und gebe mich dem Gefühl, dem Kuss hin. Was ist das? Ist ja nicht so, dass ich nicht schon einige Mädchen geküsst habe, aber das fühlt sich gerade so ganz anders an. Unbewusst habe ich den Atem angehalten. Otabeks Lippen lösen sich wieder von den meinen und ich öffne die Augen wieder. Es war ein unendlich zärtlicher Kuss, nicht lange, und dennoch für die Unendlichkeit. Heiser flüstert er: «Yuri, es gab immer nur dich. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, es warst immer nur du... weisst du, wie schwer es ist, wenn der Mann, in den du schon so lange verknallt bist, plötzlich unter der Dusche mit dir steht?» Mein Herz bleibt stehen, ich weiss gerade nicht, ob ich lachen oder weinen soll! «Komm, wir gehen rein.» Hä? Sofort bin ich zurück in der Realität, wir stehen immer noch vor seinem Haus. «J-ja» Otabek nimmt meine Tasche und meine Hand, und führt mich die paar Stufen zum Einfang hoch. Schnell öffnet er die Türe und wir treten ein.
***Leider habe ich nichts über den Künstler dieses Bildes herausgefunden, Google hat mich wieder einmal im Stich gelassen, trotz lesbarer Signatur.***
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Otayuri Es begann im März
أدب الهواةYuri kann sich nicht mehr an alles vom Bankett erinnern, doch irgendwann im Rausch hat er Viktor versprochen, in ein gemeinsames Trainingslager mit verschiedenen Athleten zu gehen. Dort werden die Läufer vor eine Aufgabe gestellt, die für Yuri mehr...