POV Otabek
Als sie heute morgen bekannt gegeben haben, dass wir die ersten paar Tage Paarlauf üben werden, war ich schon ein bisschen überrascht. Doch so richtig geschockt war ich, als uns der Schweizer erklärte, dass ich mit Yuri zusammen laufen muss. Oder darf, wie man's nimmt.
Also naja, mich hat das echt richtig gefreut, denn ich wüsste nicht, mit welchem Mädchen ich gerne gelaufen wäre, denn das einzige Mädchen, dass es je in meinem Leben gab und geben wird ist meine kleine Schwester. Leider hat Yuri das ein bisschen anders gesehen, doch er hat sich zum Glück seinem Schicksal ergeben, als ihm bewusst wurde, dass er mit mir laufen darf. Ich habe ihn ja schon immer bewundert, diese Grazie und Leichtigkeit, mit der er fährt ist das krasse Gegenteil zu mir. Was mir an Beweglichkeit mangelt, mache ich mit Kraft wieder wett. Wir wurden auch zu diesem Schweizer geschickt, ich kann seinen Namen kaum aussprechen, und dieser hat uns unterrichtet. Dank meinen Läufen mit meiner Schwester weiss ich genau, wie man zusammen fährt, und Yuri macht zum Glück hochkonzentriert mit. Bei ihm ist alles ein Wettkampf, er hat eine störrische Art, alles zu geben und will auf keinen Fall gegen die 'Alten' verlieren. Süss. Doch in jeder freien Minute regt er sich über seinen Mitbewohner auf. Oder über den Trainer. Oder Lilia. Oder das Eis. Eigentlich über alles, ausser über mich. Seltsam. Er scheint so viel Wut in sich zu tragen. Aber irgendwie finde ich genau das so süss an ihm. In der Mittagspause steht also mein Entschluss fest, wenn die ganze Woche so wird, muss ich jetzt was dagegen tun! Daher schleiche ich mich schnell zu Yakov und Georgi während Yuri auf der Toilette ist.
Zum Glück stehen die beiden gerade beieinander: «Ehm Entschuldigen sie mich...» Yuris Trainer schaut mich skeptisch an: «Ja? Willst du dich über unsere Prinzessin beschweren kommen? Nützt nichts, wir tauschen die Paare nicht!» «Oh, nein, überhaupt nicht! Ich wollte eher einen anderen Tausch anbieten...» «Hmm? Was meinst du?» «Naja, Yuri nörgelt die ganze Zeit, dass Georgi so laut schnarcht und er keinen Schlaf hatte. Das nervt echt. Wenn der die ganze Zeit so rumjammert halte ich das nicht aus. Und ich habe ein Einzelzimmer... Naja, da wollte ich fragen, ob du nicht Lust hättest, mit mir das Zimmer zu tauschen. Dann hätten wir beide unsere Ruhe. Zudem könnten wir uns dann besser auf das Programm konzentrieren!», ich wende mich an Yuris Zimmergenossen. Der reisst die Augen erstaunt auf: «Was, bist du irre? Du willst freiwillig zu dem Tiger in den Käfig?» «Naja, ich habe auch gehofft, dass er mir beim Ballett hilft, da bin ich nämlich eine echte Niete, und er ist ja so gut darin. Ich habe eine Schwester, die ist auch so kratzbürstig, das bin ich mir also gewohnt.» Das Gesicht meines Gegenübers erhellt sich: «Geil! Dann krieg ich dein Einzelzimmer? Bin ich sofort bei!» «Wenn du freiwillig zu dem rein willst, bitte. Aber komm dann morgen nicht heulend zu mir, wenn er dich in Stücke reisst. Der ist nämlich ein echt mieser Morgenmuffel!», wendet sich der alte Mann an mich. «Ich weiss... habs gemerkt heute morgen!», ich kann mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. «Häää?» «Wir haben uns beim joggen getroffen.», meine ich schulterzuckend. «Na dann, viel Spass.» «Super, danke... Dann wechseln wir gleich nach dem Training?» «Passt!», meint der Russe nur.Am Nachmittag haben wir Ballett. Ich hasse (!) Ballett! Da bin ich wirklich ne Niete darin. Ich hab es mal kurzfristig gemacht, aber das tut nur weh und ist so starr, das mag ich nicht. Die Lehrerin, die wir haben, war eine Primaballerina, eine Primadonna! Eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Doch... so steif. Yuri ist immer noch schlechter Laune, und da ich weiss, dass sie ihn normalerweise unterrichtet, beschliesse ich, mich noch doofer anzustellen als ich eigentlich bin. Und mein Plan geht auf, Lilia fällt beinahe in Ohnmacht. Und Yuri? Der kann kaum noch vor Lachen. So habe ich es geschafft, den kleinen Muffel aufzuheitern, wir haben unseren Spass. Also genau genommen hat er seinen Spass, ich krepiere nun beinahe seinetwegen.
Endlich geht der Tag zu Ende, heute war er echt lange. Morgen trainieren wir nicht so lange, dann können wir am Abend noch die Stadt erkunden. Da ich mit Georgi das Zimmer tausche, gehe ich sofort los nach dem Training, ich kann nicht auf Yuri warten, will ich ihn schliesslich überraschen. Im Hotel angekommen steht der Landsgenosse von ihm auch schon mit gepackten Koffern im Gang und wartet: «Und du bist dir sicher, dass du das tun willst? Letzte Chance!» «Was, willst du nicht tauschen?», frage ich nach. «Oh Gott, doch unbedingt! Ich dachte nur nicht, dass einer verrückt genug ist, das freiwillig zu tun... Wobei, freiwillig? Du hast nicht mit JJ ne Wette laufen oder so? Wie lange du es mit dem Punk in einem Zimmer aushälst? Da würde ich auch noch einsteigen!» «Hahahaha, nein, gar nicht! Vielleicht bin ich auch einfach nur Lebensmüde?» «Scheint so... jedenfalls danke! Hier ist die Schlüsselkarte!» «Danke!», meine ich, und stecke die Karte ein. Ich hole ebenfalls meinen Koffer und gehe in mein neues Zimmer. Okay, Yuri ist noch nicht mal 24 Stunden da, und schon liegen überall seine Kleider rum. Süss. Er ist doch noch ein Junge. (Notiz an mich, ich sollte ihn nicht so oft als süss bezeichnen, das schiesst mir am Schluss noch in den Rücken.) Ich verstaue meine Sachen im Schrank, ich will bestimmt keine Unordnung machen. Endlich bin ich fertig, doch der Kleine ist immer noch nicht da. Soll ich noch länger warten? Nee, ich kann ja die Zeit und das freie Bad nutzen, und bereits duschen gehen. Schnell gehe ich in die Dusche und lasse das Wasser über meinen Körper prasseln. Das tut richtig gut und entspannt meine geschundenen und gedehnten Muskeln, Bänder und Sehnen. Kurz darauf kommt Yuri herein, knallt die Türe zu und schreit bereits rum. Moment? Er ruft nach Georgi? Hahaha, ich habe es ihm ja noch nie gesagt, dass wir getauscht haben, und er hat es offenbar nicht mal bemerkt. Dabei hab ich nicht mal was verheimlicht! Er ist wirklich zum dahinschmelzen! Wieder höre ich ihn schreien. Mensch, zum Glück ist er nicht so zu mir. Ich freue mich schon auf seine Reaktion, wenn ich aus der Dusche komme! Mein Handy vibriert, es blinkt weiss. Ein Zeichen, dass er mir geschrieben hat. Hoffentlich findet er nicht raus, dass er seinen eigenen Ton und Farbe hat... Nur noch die Haare abspülen, ich bin fertig und steige aus der Dusche. Ein Blick auf die Nachricht auf meinem Handy, und ich muss schmunzeln. Was sagt er wohl, wenn ich und nicht Georgi raus kommt? Über den er sich ja gerade so nervt!? Ich kann mein Grinsen nicht verbergen. Da ich meine Boxer eh noch im Schrank habe, wickle ich mir mein Handtuch um die Hüfte. Aber das kleine, nicht das grosse. Mal schauen, wie ihn das in Verlegenheit bringt. Ich atme noch einmal tief durch, schnappe mein Handy und stelle mich dem wütenden Kätzchen auf der anderen Seite der Türe. Mit einem Ruck öffne ich die Türe und lehne mich lässig an den Türrahmen. Er liegt auf dem Bett, den Rücken gegen mich. «Verdammt noch mal, Georgi, was hat das so lang...e... WAS!?» Er hat sich zu mir umgedreht. Und genau das, was ich hoffte, geschieht. Sein Blick entgleist ihm, die Wut wird durch... Entsetzen (?) ersetzt. Ich kanns mir nicht verkneifen: «Wow, du hast heute aber ne kurze Lunte! Ich war keine 5 Minuten im Bad!» «O-otabek... wa-was?» «Du hast dich so über ihn genervt, da habe ich ihm vorgeschlagen, das Zimmer zu tauschen. Yakov war einverstanden.» Der Jüngere starrt mich mit offenem Mund an. Dann wandert sein Blick nach unten, ich kann spüren, wie er meinen Körper begutachtet. Hoffentlich gefällt ihm, was er sieht! Betont cool gehe ich zum Schrank und hole mir eine neue Boxer raus. Ich spüre, wie sein Blick mir immer noch ungläubig folgt. Oh ja, ich geniesse das gerade richtig. «Wir können nachher gerne noch die Betten auseinander schieben, kein Problem. Hilfst du mir dann? Danach können wir Abendessen gehen.», frage ich betont unschuldig. «Äääähm, das... das ist nicht nötig, wenn du auf deiner Seite bleibst...» «Na dann ist ja super! Aber was ist mit dir? Wolltest du nicht so schnell wie möglich duschen gehen?» Nun endlich sehe ich die Röte in seinen Kopf steigen. Oh, er ist so niedlich, wenn er rot wird, noch viel süsser, als ich es mir vorgestellt habe! Stopp, Otabek. Denk nicht mal daran! Er ist bestimmt nicht so wie ich, und soviel ich mitbekommen habe, bahnt sich auch was an mit dieser Anastasia. Ich habe gesehen, wie die beiden heute im Training waren. Lass diese Gedanken, geniesse einfach diese zwei Wochen als sein Freund, und dann vergiss es! Verdammt, wieso muss ich mich auch ausgerechnet in so einen verlieben? Ich höre, wie die Dusche läuft. Wie verhält man sich normal gegenüber einem Zimmergenossen? Ist es ok, wenn ich mich rasieren gehe, während er duscht? Bei uns zuhause ist das voll in Ordnung, aber ich kenne Ihn schliesslich noch nicht wirklich! Ach egal, ich kann ja einfach fragen. Ich öffne die Türe, Dunstschwaden kommen raus. Mensch, duscht der mit kochendem Wasser? «Hey, Yuri, stört es dich, wenn ich mich rasiere?» «Was? Nee, schon ok» Ich gehe ins Bad und hole meine Sachen raus. Der Spiegel ist beschlagen. Super... so kann ich mich nicht rasieren. Also dann, zuerst föhnen. «Hey, Otabek, gibst du mir mal kurz mein Necessaire? Hab mein Shampoo drin vergessen.», spricht mich der Duschende an. Ich nehme das Shampoo raus und drehe mich zu ihm um. Er steht halb hinter der Glasscheibe, durch das Glas kann ich nun seinen filigranen Körper sehen. Mein Herz beginnt zu rasen. Verdammt! Ist wohl doch nicht so einfach, mit seinem Schwarm zu wohnen. Vor allem, wenn dieser nichts von meinen Gefühlen weiss, und sich mir gegenüber wie einem normalen anderen Kerl verhält. Scheisse, ich muss mein Herz unter Kontrolle kriegen! «Yo, Otabek, alles klar? Du bist ziemlich rot im Gesicht! Geht's dir nicht gut?» Ich reiche ihm die Flasche rein: «Alles gut, du duscht nur so heiss, ist wie in ner Sauna hier drin!» «Ach so, Sorry. Lilia sagt auch immer, ich soll nicht so heiss duschen! Haha!» Genau, deshalb bin ich so rot. Genau. Schnell drehe ich mich um, um mich wieder mit meinem Haar zu beschäftigen. Yuri duscht ziemlich lange, ich föhne nach meinen Haaren noch den Spiegel und beginne mich zu rasieren.
***Bild gehört nicht mir, leider auch diesmal konnte ich den Künstler nicht ermitteln***
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Otayuri Es begann im März
FanfictionYuri kann sich nicht mehr an alles vom Bankett erinnern, doch irgendwann im Rausch hat er Viktor versprochen, in ein gemeinsames Trainingslager mit verschiedenen Athleten zu gehen. Dort werden die Läufer vor eine Aufgabe gestellt, die für Yuri mehr...