3. Kapitel- Violet

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Am nächsten Morgen werde ich von der blendenden Sonne geweckt, die direkt in mein Gesicht scheint. Ich muss es mir dringend angewöhnen, die Rollläden am Abend runter zu lassen.
Grummelnd drehe ich mich mit dem Rücken zum Fenster und versuche weiter zu schlafen.

Beinahe hätte es geklappt, aber da fängt mein Bein an zu jucken und ich muss mich umständlich unter der Decke räckeln, damit es aufhört. Verkniffen versuche ich danach meine Augen geschlossen zu halten, aber jetzt bin ich schon zu wach, um nocheinmal einschlafen zu können. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Unter der Decke war es gerade so richtig schön warm und mein Kissen lag auch an der richtigen Position.

Seufzend und leicht genervt werfe ich die Decke zurück und stelle meine Füße auf den Boden ab. Es hilft ja alles nichts. Dann gähne ich erst einmal herzhaft und strecke mich. Mit einem schnellen Blick auf meinen Wecker sehe ich, dass es erst halb zehn Uhr Morgens ist. Definitiv noch nicht meine Zeit. Aber was solls. Jetzt bin doch ohnehin schon wach.

Mit müden Augen suche ich in meinem neuen Schrank nach passender frischer Wäsche, klemme sie unter meinen Arm und husche dann ins Badezimmer, welches direkt gegenüber von meinem Zimmer liegt.

Ich hüpfe schnell unter die Dusche, dann putze ich meine Zähne und rubble meine Haare nur mit einem Handtuch trocken. Danach ziehe ich mir eine kurze Jeansshorts mit ausgefransten Stellen an und kombiniere dazu ein weiß schwarzes Top, das am Rücken nur durch einen dünnen Stofffetzen meinen BH verdeckt.

Mit offenen noch leicht feuchte Haaren gehe ich die Treppe hinunter. Da noch niemand wach zu sein scheint gehe ich in die Küche und beginne so mit dem vorbereiten des Frühstückes. Vielleicht kann ich so etwas zurückgeben.

Kaum habe ich den letzten Pancake aus der Pfanne geholt, höre ich ein gutgelauntes Guten Morgen hinter mir. Ich drehe mich halb um und erkenne James, der gerade die Küche betritt.

"Das riecht unfassbar lecker, Cookie.", kommentiert er und verteilt die Teller, die ich ihm in die Hand gedrückt habe auf dem Esszimmer Tisch.

Ich mache mir noch einen Kaffee und frage James, ob auch er einen will. Aber er lehnt ab. ER LEHNT EINEN KAFFEE AB! Kaum fassbar für mich. Ich liebe Kaffee und für Kaffee gibt es keinen unpassenden Zeitpunkt, den kann man meiner Meinung nach immer trinken.

Den Kaffeedampf inhalierend setze ich mich an den Tisch und beobachte James dabei, wie er sich einen Pancake nimmt und dick mit Schokolade bestreicht.

Auf meine Frage, wo seine Mutter ist und ob es ihr gut geht, erklärt er mir mit vollem Mund, dass sie gestern erst sehr spät von der Arbeit heim kam und deswegen am nächsten Morgen immer etwas länger schläft.

Nachdem wir alles aufgeräumt haben, setzen wir uns gemeinsam in den Garten auf zwei Liegen, die direkt unter der Sonne stehen, sodass man sich perfekt sonnen kann.

Wir reden über alles mögliche und es herrscht eine einfache entspannte Stimmung. Mit meinem Cousin verstehe ich mich glücklicherweise immer noch genau so gut, wie als wir noch Kinder waren. Bei ihm muss ich mir keine Gedanken um mein Verhalten machen, ich bin einfach ich. Und zudem kann ich so einfach mal alles vergessen und meine schrecklichen Gedanken in den Hintergrund drängen.

Irgendwann verschwindet James dann nach drinnen und ich bleibe im Garten zurück. Genießerisch strecke ich meine Gesicht der Sonne entgegen und schließe meine Augen. So döse ich etwas vor mich hin.

Aus meinem Dämmerzustand werde ich gerissen, weil mich plötzlich Schatten bedeckt. Blinzelnd öffne ich müde meine Augen und erkenne eine große Gestalt vor mir stehen. Hinter dem Kopf der Person befindet sich die Sonne und so scheint es, als hätte der Mensch einen Heiligenschein um den Kopf.

Meine Augen gewöhnen sich dann aber schließlich an die Lichtverhältnisse und so kann ich die Person als Elijah entziffern. Einer von James Kumpeln.

"Hey.", meine ich, wobei meine Stimme ziemlich rau klingt, weil ich sie wohl eine zeitlang nicht mehr genutzt habe.

"James bestellt gerade Pizza. Da wollte ich fragen, ob du auch welche mit uns isst."

"Ja gerne. Ich komme gleich.", nach meinen Worten samt einem leichten Lächeln verschwindet Elijah wieder nach drinnen und ich beginne meine Sachen zusammen zu sammeln.

Meim Handy stecke ich in die hintere Hosentasche meiner Shorts und das leere Glas bringe ich gleich noch in die Küche und stelle es sofort in den Geschirrspüler.

Die Jungs finde ich in versammelter Mannschaft im Wohnzimmer. Ich werfe ein fröhliches Hey in die Runde und setze mich auf die Couch zu Elijah, da das der einzig freie Platz noch ist. Da sie sich über irgendwelche Leute auf der Schule unterhalten, klinke ich mich aus und beschäftige mich mit meinem Handy. Da ich diese Leute ohnehin nicht kenne.

Während ich durch irgendwelche Internetseiten scrolle, versuche ich die anhaltenden Nachrichten zu ignorieren. Ich habe mir immer noch keinen Plan überlegt, wie ich das Problem löse.

Ein lautes Klingeln reißt mich aus meinen Überlegungen. Die Pizza ist wohl gekommen. Eigentlich hatte ich nicht vor an die Tür zu gehen. Aber da die Jungs in ein Fernseh Spiel vertieft sind, bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Nachdem ich mein Handy zur Seite gelegt habe, stehe ich auf und nehme mir schnell das Geld vom Tisch und öffne die Tür, die ich zum Glück auch gleich gefunden habe.
Wie erwartet finde ich einen Pizzaboten vor der Tür.
Ich begrüße den mittelalten Herrn freundlich und er übergibt mir die fünf Pizzen, daraufhin reiche ich ihm das Geld und schon folgt die Verabschiedung.

Im Wohnzimmer erkenne ich dann, das die Jungs auch ihr Spiel beendet haben und alle zusammen auf ein Handy schauen. Aber irgendetwas ist komisch.
Und da bemerke ich, dass es mein Handy ist. Wieso starren sie auf MEIN Handy?

Beim vorbeighen greife ich danach und ziehe es so James aus seinen Händen. Während ich die Pizzaschachteln auf den Tisch abstelle schenke ich jedem einen bösen Blick. Was sollte das auch gewesen sein? Aber zum Glück konnten sie nur den Sperrbildschirm sehen, denn mein Pin kennen sie nicht. Und das wird sich auch nicht ändern, nur das ich das gleich einmal feststelle.

"Wieso habt ihr in mein Handy gestarrt? Habt ihr kein eigenes?", frage ich sie.

"Naja, deins hat die ganze Zeit so einen Vibrierton von sich gegeben, wenn eine Nachricht kommt. Und nach der Zeit war das richtig nervig. Dazu sind wir noch neugierig geworden und haben nachgesehen, wer dir die ganze Zeit schreibt. Es tut uns wirklich leid.", erklärt Connor, der mit den leicht rötlichen Haaren.

"Habt ihr schon mal was von Privatsphäre gehört?", frage ich jetzt nocheinmal.

"Das ist jetzt nicht wichtig. Ich hätte aber ein paar andere Fragen. Zum Beispiel, wer Das größte Arschloch der Welt ist. So hast du die Person ja eingespeichert.", fragt nun mein Cousin, mit einer gehobenen Augenbraue.

Och, jetzt haben diese Idioten auch noch seine Nachrichten gelesen. Wie sollte ich das erklären. Sollte ich das überhaupt erklären? Oder sollte ich mögliche Fragen einfach ignorieren und die Jungs im Unwissen lassen?

Weil du es bist.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt