20. Kapitel- Elijah

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Mit einer kühlen Cola in der Hand lehne ich an einer Wand und kann meinen Blick nicht von der umwerfenden Schönheit auf der Tanzfläche nehmen. Wie sie sich zu der Musik bewegt ist auf seine unschuldige Art wirklich betörend, das finde nicht nur ich. Leider kleben auch andere Blicke fasziniert an ihr. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und nie mehr loslassen. Nur bin ich so verdammt unsicher, was dieses hübsche Mädchen angeht.

In ihrer Nähe scheint alle Selbstsicherheit von mir abzufallen und dafür machen sich lächerliche Unsicherheiten in mir breit, was es mir jedes Mal schwer macht mit Violet ein Gespräch zu beginnen. Aber wenn ich diese Hürde einmal überwunden habe und mit ihr in eine Unterhaltung vertieft bin, sei es noch so ein lächerliches Thema, wie über das Wetter, dann fühle ich mich einfach geborgen, angekommen und rund um wohl. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sie vielleicht doch mehr für mich empfinden könnte.

Dieser Eindruck verschärfte sich heute auch wieder, als sie mich bei unserem Bier- Pong Spiel nicht aus den Augen lassen konnte. Ich habe auch des öfteren bemerkt, dass sie meinem Muskelspiel mit glitzernden Augen verfolgte. Und an dieser Stelle muss ich zugeben, das ich hier und da öfter nachgeholfen habe, indem ich meine Muskeln extra stark anspannte.

Wieder dringt ein Satzfetzen in meine Richtung, der von ihrer wunderschönen Stimme im Takt mitgesungen wird. Aber hier ist es zu laut, um mehr von ihrem Gesang zu hören. Und wenn ich näher zu ihr rücken würde, dann wäre es auffällig und ich will sie nicht verschrecken, da unser Umgang in letzter Zeit inniger wurde. Zwar noch nicht auf einer Beziehungsebene, aber auf einer Freundschaftsebene. Und ich bilde mir ein irgendwo mal gelesen zu haben, dass Frauen es toll finden, wenn aus einer innigen Freundschaft mehr wird. Da dann schon so eine gewisse Vertrauensbasis vorhanden ist.  Und irgendwann, da bin ich mir sicher, werden wir uns gemeinsam auch auf die Beziehungsebene begeben. Bis es soweit ist, werde ich geduldig sein und sie nicht bedrängen, aber wenn ich auch eine Möglichkeit bekomme, um sie in die 'richtige' Richtung zu lenken, dann werde ich diese Chance auch mit Sicherheit dankend annehmen.

Ungefähr eine halbe Stunde später kommen Hazel und Violet auf mich zu. Schnell blicke ich woanders hin, damit es nicht auffällt, dass ich Violet die ganze Zeit angebetet habe. Aber leider konnte ich meiner Schwester noch nie etwas vormachen, denn sie grinst mich nur wissend an. Aber zum Glück scheint Violet nichts bemerkt zu haben, oder sie lässt sich einfach nichts anmerken.

"Wie lange willst du noch bleiben? Und wo sind die anderen?", fragt mich meine kleine Schwester und blickt sich suchend um.

"Vor zwanzig Minuten habe ich Connor die Treppe mit einem Mädchen hinauf steigen sehen. Und James, sowei Luc habe ich schon eine Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen. Warum?", antworte ich und überlege, was sie damit herausfindne will. Aber die Antwort erhalte ich auch schon wenig später.

"Eigentlich wollten wir langsam heim. Aber ich habe keine Schlüssel dabei, also müssten wir noch James finden, sonst komme ich nicht ins Haus. Vor allem, weil meine Tante und Onkel wohl schon schlafen werden.", antwortet mir Violet. Verstehend nicke ich und überlege, wie wir das Problem lösen könnten. Noch bevor ich einen kompletten Gedanken fassen konnte, dringt wieder Hazels Stimme an mein Ohr.

"Du kannst ja mit zu uns kommen und dort übernachten. Wie wärs damit?", schlägt sie vor und ich persönlich bin sofort Feuer und Flamme vom Plan. So ist sie noch länger in meiner Nähe. Wenig später stimmt Violet dann doch zu und wir machen uns daran die Hausparty zu verlassen.

(Gehen wir einfach mal davon aus, dass Elijah nicht angetrunken ist und somit Auto fahren kann.)

Im Auto ist es still, wahrscheinlich macht der Alkohol in ihren Blutbahnen die Mädchen müde. Leise Musik rieselt aus der Radioanlage in meinem Auto. Da ich mich aufs fahren konzentrieren muss, kann ich nur ab und zu Blicke in den Rückspiegel werfen, um Violet kurz zu betrachten, da sie sich vorhin mit Hazel auf die Rückbank gesetzt hat. Meine Schweser hat ihren Kopf übrigens auf der Schulter von Violet liegen und scheint zu schlafen. Die Stille ist nicht unangenehm. Und schwach nehme ich Violets eigenen Duft in meiner Nase wahr. Am liebsten würde ich genießerisch die Augen schließen und tief einatmen, aber ich muss meine Augen wieterhin auf die Straße gerichtet halten.

Ich parke das Auto in unserer Einfahrt und öffne dann leise die Autotüren, damit ich Hazel nicht aufwecke. Diese hebe ich dann auch auf meine Arme und trage sie ins Haus, nachdem Violet die Tür aufgesperrt hat.

Leise flüsternd erkläre ich Violet, dass ich meine Schwester in ihr Bett rauf trage und sie dann nachkommen soll, nachdem sie sich etwas zu trinken geholt hat, wie sie mir mitteilte. Zum Glück ist meine Schwester nicht allzu schwer und wenn, hätte ich auch genügend Kraft. Gerade will ich sie sanft zudecken, als sie plötzlich die Augen öffnet und mich breit angrinst. Erschrocken zucken meine Hände von der Decke zurück und nachdem ich mich gefangt habe, frage ich sie, was das soll.

"Naja, ich habe einen Plan, wie ihr beide in eurer Beziehung weiter kommt. Also ich habe mich ja schlafend gestellt, so denkt Violet auch, dass ich immer noch schlafe. Der Plan besteht jetzt darin, dass ich mich in meinem Bett breit mache, sodass sie keinen Platz mehr hat. Und dann kannst du ihr heldenhaft einen Platz in deinem Bett anbieten, damit sie nicht auf irgend einer unbequemen Couch schlafen muss. Sie stimmt natürlich zu, weil sie dank des wenigen Alkohols nicht ganz so klar denken kann. Die Folge des Ganzen ist, dass ihr miteinander im Bett landet, natürlich nicht für Sex, sondern zum kuscheln. Obwohl ihr euch für Sex auch entscheiden könnt, aber bitte nicht heute, wenn ich nur einen Raum weiter bin. Du musst dich wohl noch gedulden.", erklärt mir meine Schwester ihren ausgeklügelten Plan völlig Ernst. Am Ende grinst sie mich noch schelmisch an.

Schockiert und einwenig entsetzt blicke ich Hazel an, ist das wirklich meine kleine Schwester. Dass sie verrückt ist wusste ich schon, aber das ganze nimmt langsam ungeahnte Dimensionen an. Gerade wollte ich erwidern, dass sie jetzt völlig ausgetickt ist, aber da lässt sich sich theatralisch zurück ins Bett fallen und macht sich tatsächlich breit. Natürlich könnte man einen Arm wegschieben, aber wer macht das schon bei einer vermeintlich schlafenden Person? Wenige Sekundne später betritt Violet den Raum und jetzt muss ich wohl handeln.

Soll ich Hazels Plan durchziehen oder nicht?

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