36. Kapitel- Violet

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Elijah und ich sind noch schnell zu mir gefahren, damit ich mir etwas richtiges zum Anziehen holen kann, wenn wir uns in die Öffentlichkeit begeben. Obwohl ich nichts dagegen hätte den ganzen Tag in Elijas Sachen umher zuwandern, denn erstens sind sie wahnsinnig bequem und zweitens riechen sie betörend gut nach Elijah selbst. Ich bin jetzt schon ganz versessen auf seinen Geruch.

Aber jetzt gerade stehe ich vor meiner Klamottenwahl und Elijah liegt gemütlich in meinem Bett, während er mich genaustens mit seinen wunderschönen Augen verfolgt. Vielleicht sollte es mir unangenehm sein, hier so nur in Unterwäsche bekleidet vor ihm zu stehen, aber wenn ich seinen brennenden Blick auf mir spüre, dann fühle ich mich begehrt und noch dazu hat er letzte Nacht noch ganz andere versaute Dinge mit mir angestellt, wo er weit mehr gesehen hat.

Schließlich entscheide ich mich für ein grünes Kleid mit vereinzelt Gänseblümchen darauf. Das Kleid reicht mir bis zu den Waden und liegt eng an meinem Körper, es hat einen tiefen Ausschnitt und betont so meine Brüste, zudem besitzt das Kleidungsstück dünne Spaghettiträger. Aber in der Mitte meiner Arme im oberen Bereich sind noch zusätzliche Ärmel, die aufgeplustert sind. Ich liebe das Kleid, es strahlt einfach den Begriff Sommer aus. Dazu kombiniere ich silberne Ketten und schlichte Ohrringe. Meine Haare binde ich zu einem lockeren Dutt am Kopf zusammen und tusche nur schnell meine Wimpern. So viel Zeit bleibt mir nicht mehr. Also schlüpfe ich noch schnell in weiße Sandalen, mit kurzem Absatz und verteile wenige Spritzer meines Parfüms auf meine Haut.

„Fertig.", meine ich zu Elijah und blicke ihn erwartungsvoll an. Aber dieser betrachtet mich nur intensiv und gibt nicht die erwartete Antwort.

„Wie wärs, wenn wir den Plan ändern, unsere Freunde versetzen und eine Runde Bettsport betreiben? Du siehts unwiderstehlich aus, sodass ich dir dieses hübsche Kleid vom Leib reißen möchte und jeden Zentimeter deiner Haut mit Küssen bedecken will. Was stellst du nur mit mir an?", das letzte murmelt er mehr verzweifelt zu sich und fährt sich dann mit seiner Hand durch die Haare. Wie ein sabbernder Teenager verfolge ich die Bewegung und genieße es dabei zuzusehen, wie sich seine definierten Muskeln unter der Haut bewegen.

Ich schüttle entschieden den Kopf und ziehe an seiner Hand, um ihm zu verdeutlichen, endlich von meinem Bett aufzustehen. Ich werfe einen Blick auf meinen Wecker auf dem kleinen Tischchen neben meinem Bett, ja es wird langsam wirklich Zeit zu fahren. Ich hasse nämlich Unpünktlichkeit.

Kurz habe ich nicht aufgepasst und so zog Elijah nun seinerseits an meiner Hand, sodass ich nach vorne falle und direkt auf ihm lande. Natürlich hat er das absichtlich gemacht, meine Vermutung bestätigt sich auch, als ich einen Blick in sein Gesicht werfe. Funkelnde Augen und ein schelmisches, spitzbübisches Lächeln erwarten mich. Jetzt bloß nicht weich werden, Violet. Wir haben noch etwas vor, ermahne ich mich selbst.

„Hier ist es doch so bequem. Willst du es dir nicht noch einmal überlegen?", dabei wandert er mit seiner Hand auf meinem Rücken, die bis jetzt leicht meinen Rücken gestreichelt hat, etwas weiter nach unten, auf den Ansatz meines Hinterns. Seine Berührungen fühlen sich wirklich gut an. Und die Versuchung verstärkt sich. Sein warmer Körper eng an meinen gepresst ist einfach verboten angenehm. Gerade kann ich mich noch davon abhalten, einen sehnsüchtigen Seufzer auszustoßen und mich seiner Berührung hinzugeben.

Aber leider siegt mein Verstand bei dem kleinen Kampf mit meinem Herzen, oder besser gesagt anderen Körperregionen, die ich an dieser Stelle aber nicht erwähnen will.

„Komm schon, Elijah. Du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass ich deinen Plan außerordentlich ansprechend finde. Aber jetzt sind wir mit unseren Freunden verabredet und ich hasse Unpünktlichkeit. Wir können den Plan auch auf später verschieben. Connor braucht uns aber jetzt.", widerspreche ich ihm.

In diesem Moment hasse ich meine guten Argumente, wieso kann ich nicht einfach einmal eine schlechte Freundin sein und die anderen vergessen, die auf uns warten würden. Viel lieber möchte ich den Tag allein mit Elijah verbringen. Aber eigentlich haben wir noch genug Zeit und man muss jetzt auch nichts überstürzen.

Vor allem, weil ich eigentlich der Überzeugung bin, dass ich keinen Freund will, der wie eine Klette an mir hängt und ich will auch keine anhängliche Freundin sein. Aber bei Elijah vergesse ich anscheinend meine Einstellungen.

Mit einem wirklich bezaubernden Schmollmund blickt mich der Junge unter mir an und es fällt mir schwer ihm zu widerstehen, aber mein Verstand hat seine Meinung gefestigt.

Ich hauche einen Kuss auf seine weichen Lippen und blicke ihn bittend an. Es dauert nicht lange und er gibt nach. Nocheinmal drücke ich meine Lippen auf seine und will mich wieder genau so schnell lösen, dieses Mal macht mir aber Elijah einen Strich durch die Rechnung und hält mich in einem angenehmen Klammergriff fest. So verweilen wir einige lange Minuten, während unsere Lippen einen Tanz vollführen. Aber schließlich lösen wir uns wieder voneinander und verlassen mein Bett. Gut, dass nun er der Vernünftige ist, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich meinen Standpunkt noch vertreten hätte können, nach diesem atemberaubenden Kuss. Dieser Junge ist einfach unglaublich und ich weiß nicht, wie er das macht.

Nachdem wir noch überprüft haben, ob wir alles haben, verlassen wir das Haus gemeinsam und Elijah fährt mit seinem Wagen zu dem neuen Café. Mit viel Glück schaffen wir es auch noch pünktlich.

_____

Schon von weitem sehe ich unsere Freunde in einem kleinen Kreis stehen. Nachdem der dunkelhaarige Junge neben mir geparkt hat, gehen wir nebeneinander zu ihnen und begrüßen sie. Ich freue mich jedes Mal wieder alle auf einmal zu sehen. Mit Schule und dem ganzen anderen Alltagstress ist es eine tolle Abwechslung, auch wenn ich die momentan von Elijah bekomme.

Connor sticht mir besonders stark in die Augen. Hauptsächlich, weil er ein nervöses Nervenbündel zu sein scheint. Er tritt die ganze Zeit von einem Fuß auf den anderen und blickt immer wieder in das Ladeninnere. Er hat sich heute auch besonders schick gemacht. Ein dunkles Hemd mit gut sitzender Jeans zieren seinen muskulösen Körper.

Ich schenke ihm ein beruhigendes Lächeln, er scheint die Geste zu verstehen und nickt mir dankend zu. Viel hat es aber anscheinend nicht gebracht, denn ruhiger ist er nicht geworden.

„Lasst uns reingehen.", meint Elijah neben mir, als ich noch dabei bin James und Hazel zu mustern, die ungewöhnlich nah beieinander stehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber man könnte vermuten, dass James eine Hand auf Hazels Rücken gelegt hat.

Aha, bei ihnen hat sich wohl auch etwas verändert. Da bin ich gespannt. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit mit ihr unter vier Augen zu sprechen, denn meine Neugier kann ich kaum leugnen, genauso wenig wie wohl meine Freude, denn in einer spiegelnden Fensterscheibe sehe ich mein breites Lächeln.

Das Café Innere ist gemütlich und ich fühle mich sofort wohl. An jedem Tisch stehen anders farbige Stühle, bunte Vorhänge, Naturbilder und knallige Kissen auf den Sitzbänken führen das farbenfrohe Schema weiter. Hinter der Theke sehe ich eine junge Frau, etwa in unserem Alter stehen, die gerade jemanden bedient, aber immer wieder zu unserer Gruppe schielt. Vielleicht ist das ja das Mädchen, in die sich Connor verknallt hat. Denn auch er blickt ein paar Mal in ihre Richtung.

Verstehen kann man es ja. Ihre langen braunen Haare sind zu einem lockeren Zopf gebunden und sie besitzt eine sympathische Ausstrahlung, jedenfalls vermute ich das, denn ich habe noch nicht mit ihr gesprochen. Was ich aber auf jeden Fall nachholen werde, denn ich muss als gute Freundin ja sicher gehen, dass sie Connor nicht verletzen wird. Meine erste Einschätzung für sie fällt aber auf jeden Fall positiv aus.

Wir finden schnell einen Platz in der Mitte des kleinen Cafés, wo wir alle Platz haben. Gerade lasse ich mich neben Elijah auf einen Stuhl fallen, als ich beobachte, wie James Hazel den Stuhl rausschiebt. Mein Cousin ist also ein Gentleman. Das ist schon einmal gut, dann muss ich ihm nicht zeigen, wie er Hazel zu vergöttern hat. Denn sie ist meine beste Freundin und verdient nur das Beste und auch wenn das mein Cousin ist, muss ich noch die Absichten von ihm herausfinden. Aber ich denke nicht, dass sich das als allzu schwierig herausstellt.

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