Weil du es bist.

12. Kapitel- Violet

Ich musste Elijah aus seinen Gedanken holen, sonst hätte er bestimmt den Unterrichtsbeginn verpasst.
Aber mit einem kurzen Seitenblick zu ihm, stelle ich fest, dass er wieder irgendetwas vor sich hin träumt.
Ein seliges Lächeln liegt auf seinen Lippen und sein Blick ist verträumt auf den Tisch gerichtet. Wahrscheinlich denkt er an Essen.
Das hört sich gut an. So ein Schoko Croissant oder eine Nussschnecke, würde ich im Moment auch nicht ablehnen. Oder vielleicht etwas herzhaftes. Ein Thunfisch Sandwich wäre auch eine Möglichkeit, mit so einer guten Soße und viel Zwiebel, ja ganz viel Zwiebel.

Konzentration Violet, ermahne ich mich selbst. Ich sollte besser aufpassen, was die Lehrerin sagt, sonst kenne ich mich nachher nicht aus. Und zwei Schüler, die nebeneinander von Essen träumen kann keiner gebrauchen.

"-und weil eben leere Wände nicht schön sind, habe ich mir ein Kunstprojekt überlegt. Es bestimmt die halbe Note am Ende eures Jahres, also strengt euch an. Ich teile euch in zweier Gruppen ein und ihr überlegt euch dann, welches Motiv ihr wählen könnt. Vielleicht etwas persönliches, etwas was ihr mögt, oder auch einfach frei erfunden. Mit Vorlage oder ohne, ist euch überlassen. Aber hoffentlich werden am Ende schöne Bilder auf den leeren Wänden zu sehen sein.", beendet unsere Kunstlehrerin ihren kleinen Monolog.

Das ist doch einmal ein schöneres und spannerndes Thema. Nicht immer so langweilig, wie wenn man irgendetwas für sich auf ein Blatt zeichnet und im Nachhinein sowieso nur wegwirft.

"So, heute bekommt ihr noch eure Wand zugeteilt und dann könnt ihr euch über euer Motiv Gedanken machen. Aber natürlich werden wir noch die Gruppen einteilen. Gebt mir einen Augenblick, ich überlege mir, wie wir es machen.", fügt unsere Lehrerin noch hinzu.

Ich lasse derweil meinen Blick durch die Tischreihen schweifen. Mit wem wäre es gar nicht so übel, das Partnerprojekt zu machen. Da ich aber niemanden kenne, außer vom sehen, wenn ich gestern und heute durch die Gänge gegangen bin, fällt mein Entschluss, das ich hoffe mit Elijah ein Team bilden zu können.

Er ist ein netter Typ, der dazu auch nich ziemlich gut aussieht. Vielleicht entwickelt sich eine innige Freundschaft ziwschen uns, da ich ihn sehr gut ausstehen kann. Allerdings wird es wahrscheinlich auch nie mehr werden, da er ja James bester Freund ist und vielleicht haben die beiden irgend so einen komischdn Kodex, welchen man in Filmen auch immer wieder sieht. Aber wieso mache ich mir darüber Gedanken?
Könnte ich mir vorstellen, dass Elijah und mich mehr als nur Freundschaft verbindet? Die Antwort lautet, ich weiß es nicht. Meine Gedanken sind heute wieder sehr verwirrend.

Ich bin jetzt erst etwa eineinhalb Wochen hier und kenne ihn dementsprechend nicht so gut. Da fällt mir ein, dass ich auch mal mehr von der Stadt sehen will. Vielleicht hat Hazel am Wochenende Lust, etwas mit mir zu unternehmen.

Da die Lehrerin wieder anfängt zu sprechen, wende ich ihr meine Aufmerksamkeit zu.
"Liebe Klasse, ich habe mich entschieden, weil es am einfachsten ist, dass wir die Gruppen nach den Tischen bilden. Also das die Sitznachbarn eine Gruppe bilden. So ist es am wahrscheinlichsten, dass man sich untereinander versteht und keine Streitereien entstehen.",teilt sie uns mit.

Es ist zwar eine ungewöhnliche Gruppeneinteilung, aber ich will mich nicht beschweren. So habe ich hoffentlich einen zuverlässigen Partner. Ich kann mir auch vorstellen, dass es lustig werden kann, mit ihm die Zeit zu verbringen.

Mit einem kleinen Lächeln wende ich mich Elijah zu, der seinen Blick schon mir zugewendet hat.
Durch das Sonnenlicht vom Fenster hinter Elijah, werden seine Haare beleuchtet, wodurch sie glänzen. Fasziniert beobachte ich wenige Sekunden das Lichtspiel mit seinen Haaren, die aussehen, als wären sie wirklich sehr weich, ehe ich wieder einen klaren Kopf bekomme und mich kurz räuspere.

"Ähm- ja, hast du schon eine Ahnung, welches Motiv wir wählen könnten?"

Auf seinen Lippen bildet sich scheinbar ein unschuldiges Lächeln, während er spricht.
"Naja, die Sache ist die, dass ich möglicherweise nicht aufgepasst habe und jetzt nicht weiß, was wir machen sollten. Das einzige, was ich gehört habe, ist die Einteilung der Partner.", dabei kratzt er sich leicht nervös am Nacken.

Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber es scheint, als würde sich eine leichte Röte auf seinen Wangen abzeichnen.

Beruhigend lächle ich ihm entgegen und erkläre das ganze Projekt nocheinmal. Zum Glück habe ich heute auch einigermaßen gut aufgepasst, sonst wüssten wir beide von nichts.

Wir überlegen jetzt schon eine Weile, was wir malen könnten. Kurz vorher haben wir einen Zettel bekommen, auf dem der Wandbereich notiert worden ist, also, wo wir arbeiten werden.
Mit meinem Handy schaue ich die verschiedensten Seiten durch, um inspiriert zu werden oder eine konkrete Idee zu finden.

"Mhm. Vielleicht gehen wir es falsch an. Welchen Film magst du gerne. Dann könnten wir irgendeinen Charakter oder eine bestimmte Szene nehmen und zeichnen.", schlage ich nach weiteren fünf Minuten vor.

"Ja, das könnte klappen. Ich persönlich mag ja gerne die Avanger Filmreihe. Ansonsten bin ich ja eher der Serien Typ.", erklärt er.

"Uh ja. Generell sind alle Marvel Filme klasse. So haben wir eine Gemeinsamkeit. Also wollen wir irgendeinen Charakter zeichnen?"

Wir wägen das Für und Wider mehrerer Charakter ab und zum Schluss entscheiden wir uns einstimmig für Hulk. Den kann man cool darstellen und wenn unsere Lehrerin etwas tiefgründiges hören will, kann man irgendetwas erfinden. So etwas wie mehrere Persönlichkeiten existieren oder dass jeder nicht so sein muss, wie er anfangs erscheint. Aber das auch nur, wenn wir nicht nur eine oberflächliche Zeichnung abliefern müssen.

Der restliche Schulalltag verläuft noch langweiliger als sonst. In der letzten, kleineren Pause machen wir ein Treffen aus. Connor, Luc, Elijah und Hazel kommen dann also zu James und mir nach Hause. Das wird bestimmt wieder lustig, worauf ich mich jetzt schon freue.

Aber langsam muss ich mir mal einen Plan für meinen bald Ex Freund ausdenken. So wie ich Hazel in der kurzen Zeit kennen gelernt habe, wird sie mir da sicherlich helfen und hoffentlich gute Ideen haben.
Denn ich will ihn endlich los werden und mein Leben wirklich von neuem beginnen lassen. Vielleicht versiegen meine Tränen dann endgültig und ich kann wieder öfter lächeln.