26. Kapitel- Violet

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Erschrocken setze ich mich auf. Was bitte schön habe ich denn da geträumt? Und das auch noch, wenn genau die Person, welche die Hauptrolle in meinem nicht ganz jugendfreien Traum neben mir sitzt und mich im Arm hält.

Ich bemerke, dass gerade der Abspann des Filmes läuft, also habe ich nicht allzu lange geschlafen. Ich versuche mich zwar unauffällig wieder normal hinzulegen. Aber natürlich hat Elijah mein erschrockenes Aufsetzen bemerkt.

"Schlecht geträumt? Du siehst so verwirrt aus.", fragt er mich dann auch noch und das war es mit meiner Selbstbeherschung. Ich spüre die Wärme, welche meinen Hals hinauf kriecht und meine Wangen in ein verräterisches Rot taucht. Ja wunderbar, was denkt sich er denn jetzt? Die Wahrheit kann ich ihm jedenfalls nicht sagen.

"N-nein. War alles andere als ein Albtraum. War- war sogar ganz schön.", langsam gerate ich ins stottern. Was soll ich denn sagen? Aber da hilft nur eines. Unauffälliger Themawechsel.

"Magst du eigentlich Käse?", was kommt denn da bitte aus meinem Mund? Am liebsten würde ich mir links und rechts eine mitgeben, aber dabei wäre meine Dummheit sicher noch nicht repariert.

"Geht's dir gut? Brauchst du einen Arzt? Ist das jetzt irgend eine Nachwirkung eines traumatischen Erlebnisses?", fragt er mich ernst. In seinen Augen kann ich Verwirrung und ehrliche Besorgnis erkennen.

"Nein, alles gut. Mir gehts gut. Aber mir ist einfach aufgefallen, dass ich noch nie gefragt habe, wie du zu Käse stehst. Und da dachte ich mir, ergreife ich den perfekten Moment und frage. Ich will dir natürlich aber auch nicht zu nahe treten." Was labere ich da? Zu nahe treten? Mit dem Thema Käse? Jetzt denkt er ernsthaft, ich gehöre eingewiesen. Vielleicht ist das sogar besser, dann kann ich nicht mehr über Käse sprechen.

"Hast du dir irgendetwas eingefangen? Oder hast du Fieber?", fragt er weiterhin besorgt und fühlt meine Stirn ab, ob sie heiß wäre und damit ein Anzeichen auf Fieber gibt.

"Nein mir gehts wirklich gut. Ich bin nur irgendwie verwirrt. Vom Traum her und so, ist aber nicht so wichtig. Lass uns lieber überlegen, was wir jetzt machen.", versuche ich die Situation noch zu retten. Zwar schaut er nicht wirklich überzeugt aus, erwidert daraufhin aber auch nichts mehr, außer die Aussagen, dass ich mit ihm über alles reden kann.

Ja sicher. Wie würde er denn reagieren, wenn ich ihm einfach die Wahrheit über meinen Traum erzählen würde? Bestimmt würde er mich für verrückt erklären und dann gehen. Aber ich will nicht das er geht, also bleibt mein Mund verschlossen und wir überlegen beide, was wir am Nachmittag noch machen könnten.

"Raus gehen will ich heute nicht mehr. Noch einen Film schauen ist langweilig. Hunger habe ich auch keinen.", überlege ich laut. "Aber jetzt fällt mir ein, was ich die letzten Tage mal wieder machen wollte. Und zwar einen Spa- Tag und du machst mit. Mit allem drum und dran. Was sagst du dazu?", erwartungsvoll und auch mit einer gewissen Vorfreude blicke ich ihn an. Eigentlich hat er nicht einmal die Möglichkeit abzulehnen.

Denn mein Vorschlag ist schon beschlossene Sache und da kann er auch nichts mehr daran ändern. Und ich denke, das weiß er auch. Aber er zieht kein allzu begeistertes Gesicht, also wird er es mir nicht leicht machen, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber ich wäre nicht Violet, wenn ich meinen Sturkopf nicht durchsetzen würde.

___

Und wie ich es mir schon gedacht habe, habe ich gewonnen. Deswegen sitze ich auch gerade auf dem Boden und vor mir die Kiste, welche alle Masken beinhaltet, die ich besitze und das sind nicht unbedingt wenige.

Hinter mir zieht Elijah ein gequältes Gesicht, aber ich ignoriere ihn geflissentlich.

Triumphierend halte ich zwei Tuchmasken in die Höhe, eine normale und dann noch eine Limited Edition, mit Einhörnern und Glitzer auf der Verpackung.

"So. Du musst dein Gesicht noch auswaschen und dann kannst du dich wieder ins Bett legen.", fordere ich ihn dazu auf, sich zu erheben.

Auch ich reinige mein Gesicht mit Seife und Wasser und begebe mich dann wieder in mein Zimmer.

"Ich fange mit dir an. Dann hast du es schneller hinter dir.", warne ich ihn vor.

Mit der Einhornmaske in der Hand krabble ich auf mein Bett und knie mich seitlich neben ihn.
Dann fordere ich ihn noch auf, seine schönen Augen zu schließen und hole die Tuchmaske aus der Verpackung.

Aber da ich leider in meiner Position nicht so gut an sein Gesicht herankomme, schwinge ich ohne zu überlegen ein Bein um seine Hüfte, sodass ich mich nun über ihm befinde.

Das veranlasst ihn dazu, seine Augen wieder aufzureißen. Ich dachte schon einen schockierten Blick zu sehen, aber da verwandelt sich etwas in seinen Augen, was ich nicht identifizieren kann, da er sie daraufhin wieder schnell schließt. Aber nun umspielt ein schelmisches Grinsen seine vollen Lippen.

Ich lasse mich davon nicht beirren und lege nun die kühle Maske auf sein Gesicht. Da ich etwas nach vorne gebeugt bin, bin ich auch seinem wirklich schönen Gesicht näher, wie ich jetzt wieder erkennen kann.

Plötzlich legen sich große Hände auf meine nackten Oberschenkel. Aber in seinem Gesicht erkenne ich keine Regung, während er das macht. Da will mich anscheinend jemand ärgern, aber das kann ich auch. Die Wärme, welche sich von seinen Händen in meinem Körper ausbreitet, ignoriere ich.

Da seine Maske jetzt richtig sitzt, gehe ich mit einer Hand durch seine vollen, weichen Haare und kraule ein wenig seine Kopfhaut. Unter mir spüre ich seine Muskeln, die sich daraufhin anstpannen. Lächelnd mache ich weiter und streiche nun mit der anderen Hand seinen Arm mit meinen Fingerspitzen auf und ab, bis sich eine leichte Gänsehaut auf seinen Armen ausbreitet.

"Violet.", knurrt er leise, woraufhin sein Brustkorb angenehm vibriert.

Ich erwidere daraufhin nichts uns steige von seiner Hüfte runter.
Ich muss mir meine Maske ja auch noch auf mein Gesicht legen.

Keine drei Minuten später geselle ich mich wieder zu Elijah ins Bett und mache es mir neben ihm gemütlich.
Eine Zeit lang ist es still, dann aber ergreift Elijah das Wort.

"Wie geht es dir?", fragt er mich mitfühlend.

"Meinst du jetzt wegen dem heutigen Vorfall oder überhaupt mit der ganzen Situation?", versuche ich die Situation etwas ins Lächerliche zu ziehen. Ich war noch nie jemand, der gerne über Gefühle spricht.

"Violet. Ich meine es ernst. Du lächelst zwar, aber meinst du es auch so?", bohrt er weiter. Anscheinend ist heute ein Tag, wo ich über meinen Schatten springen muss.

"Okay. Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Das heute hat mich nicht wirklich mitgenommen. Anfangs war ich noch etwas benommen, aber eigentlich ist ja nichts passiert, da du da warst. Übrigens danke nocheinmal dafür.", beginne ich.

"Und wie es mit der Gesamtsituation ist, kann ich auch nicht genau sagen. Das ganze ist erst zwei Monate her und doch ist es eine lange Zeit. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich sozusagen allein auf der Welt bin. Trotzdessen, dass ich euch habe. Du, Hazel, James, Luc und Connor helfen mir wirklich dabei, das ganze langsam zu verarbeiten. Ich weiß aber auch nicht, ob es normal ist, dass ich damit so lange brauche.", ich hole tief Luft und spreche dann weiter.

"Manchmal fällt es mir sehr schwer, die ganzen Ereignisse zu akzeptieren. Meistens Abends, wenn ich im Bett liege. Aber es wird, denke ich. Ich weine nicht mehr sehr häufig und das ist gut so. Ach keine Ahnung. Ich bin nicht gut in soetwas. Ich bin eher die Person, die alles allein regeln will.", gestehe ich schließlich.

Ohne Worte zieht mich Elijah in seine Arme und gibt mir einen sanften Kuss auf mein Haar.
"Du bist nicht allein, Violet. Vergiss das nie."
So verweilen wir etwas und lassen die Maske trocknen.

Weil du es bist.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt