16. Kapitel- Elijah

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Noch fünf Minuten. Wie langweilig kann bitte eine Schulstunde sein. Aber es ist das Fach Mathe, was schon für sich allein spricht. Mein Blick haftet abwechselnd auf der Uhr, an der Wand über der Tür, dem Lehrer, der einfach nicht aufhören will zu sprechen und an James, der neben mir fast vom Stuhl kippt und seine Lider kaum offen halten kann. Violet hat leider nicht mit mir Mathe, sonst könnte ich sie beobachten. In den letzten Wochen ist das zu meiner Lieblingsbeschäftigung geworden und wird wohl auch nicht so schnell enden.

Wieder stupse ich James mit meinem Stift am Arm an und wieder schreckt er sofort auf. Genau wie die letzten fünf Mal. Müde blickt er mich an und dieser Anblick ist wie immer amüsierend.

"Wie wärs, wenn wir gleich nach der Schule einen Burger Essen gehen und uns danach irgendwo treffen?", mache ich einen Vorschlag.
Heute ist Freitag und so haben wir auch keine Nachmittagsschule, also würde es sich anbieten.

"Ja klar. Bin einverstanden. Lass uns dann noch die anderen Fragen. Vielleicht finden wir für heute Abend auch irgendeine Party. Deine Schwester ist da doch immer am neusten Stand, was solche Veranstaltungen angeht."

Die letzten zwei Minuten diskutieren wir noch mögliche Pläne für den restlichen Tag, bis uns die Schulklingel unterbricht und wir endlich den Raum verlassen können. Am Spind veräume ich noch meine Bücher, die ich übers Wochenende nicht brauche und folge dann James aus dem Schulgebäude. Auf dem Parkplatz warten schon die anderen. Auch Violet ist dabei, die heute mit ihrem gelben Sommerkleid heraussticht. Wie immer sieht sie umwerfend aus und durch dieses kurze Kleid kommen ihre Kurven noch besser zur Geltung.
Das hat seine Vor- und Nachteile. Weil sie so auch von anderen männlichen Wesen angestarrt wird und ich das überhaupt nicht in Ordnung finde. Am liebsten würde ich jedem zeigen, dass sie zu mir gehört. Aber so weit bin ich noch nicht. Ich will sie ja auch nicht überfordern, indem ich sie bedränge, oder unsere Beziehung zu schnell aufbaue.

Aber so habe ich auch die Chance mehr von ihrer Schönheit zu sehen, obwohl sie auch in einem braunen Kartoffelsack die schönste Frau auf diesem Planeten wäre.

James wartet nicht lange und platzt gleich mit unserem Vorschalg raus. Ohne lange zu zögern stimmt jeder zu und wir teilen uns in den Autos auf.
___

Zehn Minuten später parke ich meinen Wagen und steige zeitgleich mit Hazel aus. 
Mein Magen knurrt schon aus Vorfreude auf den Burger, den ich bald in meinen Händen halten werde und ganau so läuft mir auch schon der Speichel im Mund zusammen.

Im Inneren des kleinen, aber gemütlichen Diners sieht es genauso aus, wie es in älteren Filmen immer dargestellt wird. Knallrote Lederbänke, karrierte Fliesen am Boden, eine große Jukebox und mehrere Bilder von Personen, sowie alte Schallplatten an der Wand.
Ein Radio bildet ein leises Hintergrundgeräusch, der auf der Theke steht, an der ich gerade vorbeigehe. Gelbe Barhocker stehen davor und laden ein,gleich an der Theke zu Essen.
Aber wir gehen weiter auf eine freie Sitzgruppe zu, auf der wir alle sechs Platz haben werden.

Hazel setzt sich mir gegenüber hin und um die Zeit, bis die anderen auch hinzukommen zu vertreiben, nehme ich mir eine Speißekarte und überfliege die Gerichte, obwohl ich schon weiß, was ich nehmen werde.

"Uuuund? Wie gehts mit dem Plan 'Violet verführen' voran?", stellt meine Schwester aus dem nichts eine Frage. Und wackelt dabei auch noch verstörend mit ihren Augenbrauen.
Ich verdrehe nur die Augen, kann aber nicht verhindern, dass sich eine leichte Röte auf meine Wangen stiehlt, was sie natürlich sofort bemerken muss und daraufhin noch breiter grinst und ihre Augenbrauen eine Geschwindigkeit erreichen, die erstaunlich ist.

"Uh uh. Du bist ja wirklich verschossen, wenn du schon rot wirst, nur wenn man ihren Namen in deiner Gegenwart erwähnt. Ich will wirklich nicht wissen, welches Kopfkino du dir schon alles ausgemalt hast.", spricht meine Schwester weiter mit einem nun wirklich unheimlichen Grinsen auf den Lippen.

Ich will gerade Antworten und verneinen, dass das nicht so ist, als plötzlich etwas schweres halb auf mir landet. Verwirrt drehe ich meinen Kopf nach rechts und erblicke eine durcheinander geratene Violet, die sich gerade wieder aufrichtet. Sie war es also, die auf mich gefallen ist.
Ich blicke weiter und erkenne einen breit grinsenden James, der noch vor der Bank steht und mir nun kurz zuzwinkert. Was ist denn jetzt los?

"Was soll das, James.", schimpft sie und wendet sich dann mir zu. "Ich habe dir doch nicht weh getan, als ich auf dich gefallen bin, oder? Aber leider habe ich eben einen blöden Cousin, der unerklärliche Dinge tut, ein Verrückter eben." Danach sieht sie mich mit einem unschuldigen Blick an, bei dem ich fast wegen Atemnot zu hecheln beginne.
Aber ich muss noch antworten und darf mich nicht von ihren wunderschönen großen Augen ablenken lassen, die mit diesen geschwungenen Wimpern umrahmt werden. Man kann sogar leichte Sommersprossen erkennen, da sie heute nur Mascara, oder so auf dem Gesicht hat. Und- ach ich muss ja noch antworten. Was war noch mal die Frage?

"Keine Sorge, du wiegst nicht einmal so viel wie eine Fliege.", beschwichtige ich sie. Daraufhin schlägt sie leicht mit ihrer kleinen Hand gegen meinen Oberarm. Sofort durchfährt mich Gänsehaut und am liebsten würde ich nun nach ihrer Hand greifen, die auf ihrem Schoß liegt und sie mit meiner verschränken.

Bald, denke ich. Ich muss es langsam angehen, ich darf sie nicht mit meinen Gefühlen überfordern. Wer weiß, ob sie überhaupt auch so fühlt, wie ich es seit unserer ersten Begegnung tue.

Nach wenigen Minuten kommt eine Bedienung und nimmt unsere Bestellung auf. Ich habe mir eine große Cola und einen Burger mit Speck bestellt, auf den ich mich schon wahnsinnig freue.

Während der Wartezeit unterhalten wir uns über alles mögliche. Violet passt wirklich perfekt in unsere Gruppe. Sie hat den gleichen Humor, wie wir alle und wir verstehen uns super.

Irgendwann fragt Hazel dann, was wir heute noch machen sollen, da ja das Wochenende vor der Tür steht.
Natürlich lässt es sich James nicht nehmen und erzählt jedem gleich von unserem Plan eine Party zu besuchen.

Sofort ist Hazel Feuer und Flamme und greift gleich nach ihrem Handy, um etwas passendes ausfindig zu machen. So ist meine kleine Schwester, voreilig und immer überzeugt von einem Plan, der irgendetwas im entferntesten mit einer Party zu tun hat. Aber genau das macht sie aus.

Weil du es bist.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt