Kapitel 12

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"Warum hier? Warum jetzt?",fragte ich mich, während ich rannte. Ich rannte weg von ihnen. Gerade hatte ich mich mit dem Gedanken abgefunden sie nur noch aus der Ferne zu sehen. Und genau dann haben sie mich gefunden.

Ich musste mich jetzt verstecken. Schon wieder. Ausgerechnet in der Stadt, die meinen neues Zuhause war. Aber könnte ich mich jetzt überhaupt noch verstecken? Nachdem sie mich gesehen haben und nun wissen, was ich bin? Ich wollte über das alles nicht mehr nachdenken. Ich wollte nur einmal ohne Angst leben.

Plötzlich knackte in meiner Nähe ein Zweig, doch ich erschrack nicht. In dem Wald, in dem ich war, liefen ständig Tiere herum. Alles um mich herum schien alles zu leben. Ich war nur froh, dass sich keine Menschen in so einen abgelegten Wald verirrten. So konnte ich in Ruhe meine Runden ziehen und nur ein paar Tiere aufscheuchen.

Wie viel Zeit vergangen war, wusste ich nicht. Die Tage waren einfach vergangen, ohne das ich es merkte. Wo ich war, konnte ich mittlerweile auch nicht mehr einschätzen. Woran hätte ich mich auch in diesem Wald orientieren sollen? Ich war zu weit und zu verschlungene Linien gelaufen.

Wieder drängten sich Lissas Gedanken in meinen Kopf. Egal wie sehr ich mich bemühte und mich konzentrierte, ich konnte die Barriere zwischen unseren Gedanken nicht aufrecht halten. Sie hatte Träume von mir und wachte schreiend auf. Jedes Mal rief sie meinen Namen, wenn Christian sie wach schüttelte. Früher hat sie den Namen ihres Bruders geschriehen, wenn ich sie geweckt hatte.  Beide Träume waren voller Blut.

Jedesmal konnte ich Dimitri in einer dunklen Ecke entdecken. Anscheinend ließ er Lissa nicht mehr aus den Augen. Es schien immer als läge ein Schatten über seinem Gesicht. Das machte seinen Ausdruck noch härter.

Ich tat das Einzige, dass mich von diesen Bildern lösen konnte. Ich schrie. Plötzlich schien der Wald um mich herum zu explodieren. Die Geräusche, Gerüche und Bewegungen zwangen meine Sinne sich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Ich lies mich erschöpft zu Boden sinken. Während ich versuchte ruhig zu atmen und mich zu entspannen, beobachtete ich alles um mich herum.

Zum ersten Mal seit langen holte ich mein Handy hervor und schaltete es an. Ich hatte viele Anrufe in Abwesenheit von John und Abe. Als hätte er es gewusst, rief mich Abe gerade jetzt an. Ich wusste, dass ich mich nicht weiter hier verstecken konnte, wenn ich diesen Anruf an nahm. Aber ich konnte nicht mehr hier bleiben. Ich brauchte Blut. Mit einem Tastendruck War meine Entscheidung gefallen.

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"Wo warst du?", fragte Abe, als ich gerade den Club betrat. Der Raum war leer und er stand mit verschränkten Armen an der Bar. Ich hörte, dass die anderen oben waren. Anscheinend hatte Abe niemand Bescheid gesagt. Zum Glück.

Ich war mit Dreck bedeckt und trug immer noch die gleiche Kleidung wie am Abend des Balles. "Ich bin im Wald herum geirrt." Mit einer Handbewegung signalisierte Abe mir weiter zu sprechen. " Auf dem Ball waren Personen, die ich mal kannte und sie haben mich gesehen."

Dies schien ihn nur noch mehr zu verwirren. "Deshalb bist du für Tage verschwunden?"

Ich nickte. Mit meinem Versuch so wenig wie möglich Preis zu geben, schien ich ihn wütend zu machen. Mit einem tiefen Atemzug rüstete ich mich. "Es waren meine beste Freundin Vaselissa Dragomir und ihr Freund Christian Ozear. Ich weiß nicht wofür sie hier sind, aber sie kamen nur mit einem Wächter. Dimitri Belikov."

Für eine Sekunde schien Abe geschockt, doch dann fasste er sich wieder. Auch hier war Dimitri eine Legende. Er hatte sich als ein besonders guter Wächter behauptet. Jeder wusste von seinen Erfolgen. Doch uns beiden war bewusst, wie diese entstanden waren. Er war ein präziser, taktischer und gnadenloser Killer. Er schien geboren zu sein, um Strigoi zu töten. Und damit auch mich.

"Du solltest dich eine Zeit lang bedeckt halten. Zumindest bis sie die Stadt verlassen haben", stellte er kühl fest und schien dabei im Kopf irgendwas zu planen.
Das war auch mein erster Gedanke, aber etwas aus meiner Vergangenheit schlich sich in mein Bewusstsein.  "Das wird nicht passieren. Er wird hier bleiben und mich jagen. Wenn nicht er, dann würde es keiner schaffen. Und er weiß nicht, dass ich nicht so bin wie die anderen Strigoi. Er hat mir einmal geschworen mich zu töten, wenn ich verwandelt werde. Wir beide wollten lieber sterben, als so zu sein."

Ich hatte zu viel gesagt. Für eine Sekunde stieg Panik in mir auf, dich ich verdrängte sie. Ich drehte mich um und ließ Abe alleine. Leise hörte ich ihn hinter mir fluchen. Langsam schienen alle um mich herum zu fluchen. Doch jetzt hatte ich erstmal meine eigenen Probleme. Ich brauchte Blut. Und zwar so schnell es ging.

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Es vergingen Wochen, ohne das ich es bemerkte. Seit dem Vorfall auf dem Ball schien sich die Welt um mich herum viel zu schnell zu bewegen und ich stehe regungslos mitten drin. Ich versuchte mein bestes nicht an irgendwas zu denken und trainierte mit den Jungs, ging weiterhin auf die Strigoijagd und lernte weiter Russisch. Je mehr ich diese Sprache lernte, um so mehr schätze ich dieses Land. 

Immer wieder gab es Tage, an denen mich Abe aus der Stadt schickte oder mich in mein Zimmer verbannte. Ich wusste, dass das seine Art war mir zu helfen. Er hielt in der ganzen Stadt seine Augen und Ohren offen. Und seit langen fühlte ich mich nicht alleine. Obwohl Abe sich immer so abweisend gab, musste er mich in irgendeiner Weise mögen. Sonst würde er sich nicht die Mühe machen. Nicht für jemanden wie mich.

John, Rob, Dante und Kelly halfen mir auch. Sie wussten zwar nicht darüber Bescheid, woran es gelegen hat, aber sie hatten die Veränderung an mir und meinem Verhalten gemerkt. Zum größten Teil fragten sie auch nicht nach, außer John hatte mal wieder eine Phase von Neugierde. 

Seit kurzem nahm ich Rob und John regelmäßig auf Strigoijagd mit. Langsam reichte das Training aus, damit sie mit mir mithalten können. Das erleichterte meine Arbeit um einiges. An manchen Abenden mussten sie auch mal alleine auf den Club und die Stadt acht geben.

Während die Männer im Lager trainierten, saßen Kelly und ich zusammen in einer Ecke. Dante durfte wieder Sport machen. Seine Verletzungen schienen gänzlich geheilt zu sein. Doch ließ mich stutzig werden. Er hatte so lange gebraucht. 

"Kelly darf ich dich etwas fragen?", sagte ich leise, sodass nur sie mich verstehen konnte. Sie riss sich von dem Anblick ihres Geliebten los und schenkte mir ihre Aufmerksamkeit. "Weißt du, dass du heilen kannst?"

Erst schien sie überrascht, doch ihr Gesicht verhärtete. Sie schaute auf ihre dünnen Finger und bewegte sie spielerisch. "Ja, ein wenig. Aber Dante lässt sich nicht helfen. Er sagt, dass es ihm dann schlechter geht. Als wäre er betäubt."

Ich wusste, was sie meinte. Dies war ein Nachteil des Bandes. Die Nutzung von ihren Kräften ließ die Nutzer langsam wahnsinnig werden. Doch durch die Verbindung waren Dante und ich es, die mit diesen Gefühlen umgehen mussten.

"Das stimmt zwar, aber ich denke es hat andere Gründe, weshalb er es nicht wollte.", stellte ich fest und ließ meinen Blick zu den Männer streifen. Als hätten sie meinen Blick bemerkt, bemühten sich alle drei ein wenig mehr.

Mit einem triumphierenden Lächeln wandte ich mich wieder Kelly zu. "Denkt er etwa, dass ich das nicht schaffe?", fragte sie traurig und verschränkte ihre Finger.

Mir entfuhr ein entrüstetes Schnauben. Als sie mich ängstlich anschaute,  legte ich ihr eine Hand auf die Schulter und fing an zu erklären: "Er wird immer mehr an dich glauben, als alle anderen. Er weiß was in deinem Inneren ist. Ich denke er wollte dich nicht gefährden. Er kann ja nicht sicher sagen, ob er die Folgen davon auf sich ziehen kann."

Sie schien nachzudenken, aber wirkte bei weitem nicht so traurig wie vorher. Ich lächelte sie an und schluckte hart. Genau dies war immer meine Angst gewesen. Ich habe nie, dass Lissa mich heilt, denn ich wusste nie ob ich danach ihr helfen konnte.

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 Es tut mir leid, dass dieses Kapitel so kurz ist. Mit dem Handy zu tippen wurde mir zu anstrengend und dann habe ich mir vorgenommen das nächste Kapitel noch länger zu machen. Ich hoffe trotzdem, dass ihr schreibt, was ihr von diesem Teil halten :)
Viel Spaß

VA Biss-Spuren (Neu Version von Blutschwur)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt