Kapitel 24

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Erleichtert seufzte ich auf und schaute in den Spiegel. Nach Stunden hatte ich endlich meine farbigen Kontaktlinsen heraus nehmen können. Ich sah wieder normal. Meine Augen hatten leider immer noch eine dunkelrote Färbung. Diese würde wahrscheinlich niemals mehr verschwinden. 

Ich wand mich um und ging in das angrenzende Hotelzimmer zurück, wo ich schon drei Augenpaaren erwartet wurde. Lissa und Christian saßen  nebeneinander auf dem Bett, während Dimitri in der Nähe des Fensters an der Wand lehnte. Ich setzte mich auf den freien, bequemen Sessel. 

Keiner sagte ein Wort. Also blieb es an mir hängen. "Ich war die letzten Monate in Russland, Rumänien und kurz in der Ukraine. Ich bin ein paar Hinweisen gefolgt."

Ich überlegte, ob ich ihnen meinen wahren Reisegrund sagen sollte, doch ich entschied mich dagegen. Warum sollte ich ihnen Hoffnungen machen, wenn ich kurz davor war meine eigene aufzugeben? Außerdem würden sie darauf bestehen, dass sie mitkommen. Und das wollte ich wirklich nicht. Es war alleine gefährlich, doch es war leichter sich selbst zu verteidigen, als eine Gruppe mit zwei Moroi. Besonders bei allem, was gerade los war. "Abe hat mich geschickt ein paar Informationen zu holen. Bis unten nach Rumänien sind immer mehr Personen verschwunden. Es sind auch viel mehr Strigoigruppen unterwegs."

Erst blieb es kurz still. Doch dann ergriff Dimitri das Wort. "Auch du solltest dann nicht alleine herum reisen. Du bist zwar stark, aber mit Gruppen hast auch du Probleme." Das stimmte nur zum Teil. Natürlich war es schwerer gegen mehrere zu kämpfen, doch ich war stärker als fast alle. "Ich bin Gruppenkämpfen ziemlich aus dem Weg gegangen. Ich habe mich eher auf einzelne Strigoi konzentriert. Selbst viele von ihnen wissen nicht, was los ist. Es gab mehr als einen der ziemlich aggressiv deshalb war. Es sollen viel mehr Wächter unterwegs sein."

"Was denkst du geht da vor?",fragte Christian und legte ein Arm um Lissa. Sie fühlte sich bei dem allen nicht wohl. Die Männer wirkten eher kühl und strategisch. "Ich denke da hat jemand eine riesen Menge an Strigoi erweckt. Keine Ahnung wofür. Das alles wirkt gut geplant."

Mir lief ein leichter Schauer über den Rücken. Es waren zu viele verschwunden. Ich wollte nichts genaueres vor Lissa sagen, aber selbst mir machte diese Anzahl Angst. 

Langsam merkte ich, wie sich in Lissa Wut sammelte. Aber zu meiner Überraschung war diese gegen mich gerichtet. Ich schaute sie an und sie starrte mich kühl zurück an. Es gab keine Spur eines Lächelns. "Und warum musst du dann plötzlich nachts aufbrechen? Und kannst uns nicht mal kontaktieren?"

Verdammt. Ich hatte gehofft, dass meine Ausreden gereicht hätten. Doch für sie leider nicht. Ich fuhr mit meiner Hand durch mein Haar und verursachte wahrscheinlich ein Chaos. "Ich wollte einfach nicht streiten. Ihr hättet mich nicht gehen lassen. Und hätte es Diskussionen gegeben. So war es leichter. Auch das kein Kontakt war. Ich musste mich konzentrieren."

Und ein Anruf lenkt dich ab. Lissas Gedanken klang fast wie ein Schrei in meinem Kopf und ich zuckte leicht zusammen. Lissa hielt sich meistens zurück und war immer liebevoll. Doch gerade hatte sie keine Geduld mehr dafür. Ich merkte, dass sie wieder mehr Geist genutzt hatte. Ich schaute etwas durch ihre Gedanken und bemerkte die schwarze Wolke, die sich zu verstecken schien. Sie war nicht so groß, doch sie reichte um einen Ausbruch zu verursachen. Vorsichtshalber zog ich sie in mich. Ich schloss meine Augen und atmete kurz durch.

"Rose, ich bin sauer. Das ist nicht nur die Magie", sagte sie und klang etwas ruhiger. Doch selbst das war mir gerade zu viel. Das letzte Mal, als ich das Negative von ihr genommen hatte, hatte ich ein Massaker im Wald angerichtet. Jetzt war es weniger, doch es setzte mir trotzdem zu. Fluchend stand ich auf und fing an im Zimmer auf und ab zu gehen. Ich musste mich beruhigen. Meine Highheels machten bei jedem Schritt Geräusche, doch es war die Mühe nicht wert sie auszuziehen.

VA Biss-Spuren (Neu Version von Blutschwur)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt