Kapitel 21

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Als ich meine Tür öffnete, horchte ich nach dem leisen Atem von Dimitri. Leider schlief er nicht mehr. Ich kam herein und er schaute mich lächelnd an. Er saß noch auf der Bettkante und schien noch nicht lange wach zu sein. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht. Ich überwand den Abstand zwischen uns und beugte mich zu ihm herunter für einen flüchtigen Kuss.

"Wo warst du? Du kannst ziemlich leise verschwinden", scherzte Dimitri und zog mich an sich. Unser letztes Gespräch hatte viel verändert. Ich verbrachte viel Zeit mit ihm und langsam verschwand das Gefühl, dass ich weg rennen wollte.

Ich löste seine Umarmung widerwillig und ging zu meinem Schrank. "Ich muss leider weg. Abe hat Berichte von Geschäftspartner, dass die Strigoiangriffe bei ihnen in den Städten auch mehr werden. Abes Club ist einer der wenigen, die noch als sicher gelten."

Dimitri stand auf und kam zu mir. Diesmal war er nicht mein Freund oder Liebhaber oder wie wir es auch nennen wollten. Er war der Wächter, als den ich ihn kennen gelernt hatte.

"Wie sieht es denn in den anderen Städten aus?", fragte er und schien rein strategisch zu denken. Ich gab kurz Abes Zahlen wieder. Es gab eindeutig mehr Angriffe. "Das beunruhigende ist aber, dass sich immer mehr Gruppen zusammen schließen."

Früher war es eher üblich Strigoi alleine auf der Jagd anzutreffen, doch langsam sah man mindestens immer zwei zusammen. Und viele Moroi beunruhigte es. Moroi ohne Wächter oder die mit nur einem wurden leichte Ziele. 

"Du gehst alleine", stellte er fest und ihm schien der Gedanke nicht wirklich zu gefallen. Ich nickte und war froh, dass er keine Diskussion anfing, dass er mit wollte. Wir beide kannten die Lage. Ich würde es alleine schaffen und er würde bei Lissa bleiben. 

"Ich werde in einer Woche zurück sein. Vielleicht zwei", sagte ich und packte ein paar Sachen in eine Reisetasche. Ich beugte mich herunter und griff eine eher versteckte Tasche im Schrank. Dimitris Blick folgte mir, als ich ein paar Waffen aus der Tasche holte.

Ein paar Messer, Pflöcke und selbst eine Pistole. Dimitri nahm die Waffe in die Hand und sah sie etwas grimmig an. Wächter nutzen ungern Schusswaffen. Man konnte damit Strigois nicht töten, aber es war eine Ablenkung und würde sie zumindest im Notfall betäuben. Wortlos gab er sie zurück und ich steckte sie in das Halfter an meiner Hose. 

Ich hatte früher nur widerwillig von Abes Bodyguards gelernt zu schießen, aber jetzt war ich darüber etwas froh. Ich bevorzugte zwar immer noch den Kampf Mann gegen Mann, aber es war eine Sicherheit. 

"Mach dir keine Sorgen", sagte ich zu Dimitri, als ich fertig war. Ich legte meine Hand auf seine Wange und versuchte ihm ein beruhigendes Lächeln zu schenken. Er erwiderte das Lächeln nicht direkt, aber er wirkte etwas weniger angespannt. "Ich muss aufhören, dich immer schützen zu wollen. Du bist weit stärker als ich wahrscheinlich denke. Pass auf dich auf." 

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Die Bäume flogen nur so an mir vorbei. Ich merkte kaum, dass ich viel zu schnell fuhr. Ich war schon in zwei Städten und in allen sah es ähnlich aus, wie in St. Petersburg. Leider waren nicht alle so gut vorbereitet wie wir. In jeder Stadt waren ungewöhnlich viele Menschen, Moroi und Dhampire getötet worden und viele wurden noch vermisst. 

Es war eher selten, dass Strigoi ihre Opfer lebend mitnahmen. Meist bedeutete das nichts Gutes. Wenn nur annähernd so viele Personen zu Strigoi gemacht wurden, wie vermisst wurden, dann würde es nur schlimmer werden. Die Angriffe würden immer gefährlicher werden.

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"Ich weiß nichts!!", knurrte der Mann, während ich meine Finger härter in seinen Nacken grub. Meine Nägel bohrten sich in seine Haut und es floss schon Blut. Der Strigoi fluchte und hörte auf sich zu winden. Mein Griff ließ etwas nach, doch nicht genug, damit er verschwinden konnte.

VA Biss-Spuren (Neu Version von Blutschwur)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt