Kapitel 5

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Eine Brise kam auf und brachte mir die ganzen Düfte einer Stadt. Ich holte einmal tief Luft. Ich stand auf dem Hochhaus, in dem der Club war, und schaute mir den Sonnenaufgang an.

Eigentlich war ich nur hier hoch gekommen, um John und Rob im Augen zu behalten. Oder eher um sie hören und riechen zu können. Wie Abe gesagt hatte, fing ich gerade an sie zu trainieren. Ich habe beide laufen geschickt für ihre Ausdauer.

Sie waren etwas außer Form. Obwohl beide bis vor kurzem noch aktive Wächter waren, hatten sie ihr Training vernachlässigt. Nicht jeder Moroi wurde ständig angegriffen.

Als die Sonne anfing unangenehm in meinen Augen zu werden, wand ich mich von dem schönen Anblick ab und setzte mich in den Schatten hinter dem Treppenaufgang.

Ich schlug wieder den Roman auf, der mich die letzte Stunde beschäftigt hatte. Langsam fand ich richtig gefallen am Lesen und auch an Westernromanen. Obwohl ich immer noch nicht allzu lang sitzen bleiben konnte.

Plötzlich ließ mich Johns fröhliches Lachen aufhorchen. Verwirrt schaute ich auf mein Handy für die Uhrzeit und konzentrierte mich noch mehr auf ihre Stimmen. Sie waren nur drei oder vier Strassen weiter und das machte mich stutzig. Selbst über diese Entfernung hörte ich ihren Herzschlag, wenn ich mich konzentrierte. Und dieser hörte sich ganz und gar nicht nach sportlicher Betätigung an.

Ich hatte ihnen eine Strecke und ein Zeitlimit gegeben. Sie dürften noch gar nicht so weit sein, außer sie hätten eine Abkürzung genommen.

Wütend schlug ich mein Buch zu und folgte weiter konzentriert ihrem Gespräch.

„Rob, ich wette sie wird gleich verwundert gucken, wenn wir viel zu früh auftauchen.“, John’s Stimme wurde von einem verzückten Kichern begleitet. Ich konnte mir sein fast schon kindlichen Gesichtsausdruck vorstellen.

„Nur weil sie so ein Monster ist, tut sie so, als ob sie uns herum kommandieren kann, aber sie wird es schon sehen. Ich wette sie wurde direkt nach der Akademie verwandelt und nur weil irgendwas schief gelaufen ist, kann sie ihren Durst kontrollieren. “; Rob war genervt. Ich musste kein Strigoi sein um es in seiner Stimme zu hören.

Eine Zeit lang sagte keiner der beiden etwas. Ich hörte nur das Stimmengewirr um sie herum. Sie gingen in meine Richtung. Als erstes sagte John etwas: „Ich weiß auch nicht genau, was sie ist, aber wenn sie ein Monster wäre, dann wären wir nicht hier. Sie will uns trainieren, auch wenn ich nicht verstehe warum. Auf der Akademie habe ich alles wichtige gelernt und die Lehrer waren nie so streng.“

„Hast du je in deinem Leben mit einem Strigoi gekämpft?“, fragte Rob und es folgte Stille. Er sprach weiter: „Nein? Das dachte ich mir. Sie ist einer von denen, aber man sieht es ihr nicht an. Ich dachte sie wär ein Moroi. Der Anblick eines echten Strigoi lässt die meisten erstarren und das ist erbärmlich. Kein Training kann einen darauf vorbereiten. Auch ihres nicht.“

Robs Stimme wurde rauer, trauriger. Irgendwas steckte hinter dieser Geschichte, aber er würde sie wahrscheinlich nicht so schnell erzählen. Dafür wirkte er viel zu gebrochen.

„Sie muss sich beweisen“, stellte Rob fest: „Sie muss zeigen, dass sie kein Strigoi ist wie die anderen und dass sie nicht nur ein kleines Dhampir Mädchen von der Akademie mit verdammt viel Glück ist. Sie hat uns zwar geschlagen, aber das liegt daran, dass sie sich anders verhält als wir von einem Strigoi gewohnt sind. Strigoi aus Wächtern vergessen eigentlich immer ihr Kampftraining und kämpfen aus den Instinkten heraus. Aber sie ist anders. Und wir müssen gucken ob es gut oder schlecht ist.“

Die beiden Männer schwiegen, als die langsam immer näher kamen. Ich zog mich immer weiter in den Schatten zurück

Ich wartete geduldig in einem Fabrikgebäude auf meine Kollegen. Der enthauptete Strigoi zu meinen Füßen nervte mich, aber mein Putzkommando war noch nicht da und ich konnte nicht riskieren, dass die Leiche zufällig von jemanden gefunden wurde. Er war mir vor dem Klub entwischt, als seine Freundin plötzlich aufgetaucht war. Die Frau hatte sich versteckt, während ich mit dem Mann gekämpft hatte. Ich wusste zwar das sie da war, aber sie griff nur in letzter Sekunde in den Kampf ein.

VA Biss-Spuren (Neu Version von Blutschwur)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt