Thirty Six

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Die Zeit verging schleichend, alles zog sich elendig in die Länge. Es fühlte sich an als verging jeder Tag in Zeitlupe, da ich nicht wusste, was ich tun sollte. Langeweile plagte mich und stimmte mich genervt. Zusätzlich fühlte ich mich gesundheitlich ebenfalls nicht gut. In den letzten zwei Wochen war zwar nicht viel passiert, aber ich hatte mich gezwungen rauszugehen und etwas zu unternehmen, anstatt nur in meinem Zimmer zu sitzen - was Marlene natürlich mehr als Recht war.

Das Treffen im Café lief besser als gedacht. Niklas konnte mich auf andere Gedanken bringen und ich genoss es den Kopf freizuhaben. Ich hatte mich wohlgefühlt - mehr als das - mir ging es eigentlich sehr gut danach. Niklas bestand darauf, nachdem er sich höchstwahrscheinlich mit Marlene abgesprochen hatte, mich mehrfach die Woche zu zwingen nach draußen zu gehen. So kam es, dass wir alle zwei Tage einfach spazieren gingen und uns über Gott und die Welt unterhielten. Zusätzlich bestand Marlene darauf, dass wir auch etwas zu dritt unternahmen und deshalb waren wir vor drei Tagen zusammen in einem Restaurant essen. Ich konnte nicht abstreiten, dass es ein spaßiger Abend war. Mit den Beiden zusammen fühlte ich mich unglaublich wohl und ich konnte ihnen ansehen, wie glücklich sie waren, mich lachen zu sehen.

Gestern wollten sie erneut mit mir nach draußen gehen. Letztendlich blieben wir dann aber alle hier, da es mir nicht gut ging. Wir saßen zusammen auf der Couch und wollten einen Film schauen. Dabei stritten sich Niklas und Marlene wahrscheinlich eine halbe Stunde darüber, was wir schauen würden, während ich den beiden nur belustigt zusah. Ich wünschte ich hätte ein Foto gemacht, als mich beide entsetzt angesehen hatten, weil ich ihnen die Fernbedienung entrissen hatte. Wie Kleinkinder waren sie plötzlich auf einer Seite und meckerten mich an.

Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf aufgrund dieser Erinnerung und seufzte. Die Beiden machten wirklich alles, um mich wieder auf die Beine zu bekommen und mich möglichst nicht, wie Marlene es sagen würde, in meinem Zimmer verrotten zu lassen. Meinen Kopf lehnte ich an Wand hinter meinem Bett, zog meine Decke näher an meinen Körper und gähnte. In den letzten paar Tagen war ich unglaublich müde und Kopfschmerzen plagten mich den gesamten Tag. Gefühlt schmiss ich mir eine Tablette nach der anderen ein, doch keine schien in irgendeiner Weise zu helfen.

Es klopfte. Ich drehte meinen Kopf zu Tür und bevor ich etwas sagen konnte, streckte Marlene ihren Kopf in mein Zimmer. "Brauchst du irgendwas? Du siehst immer noch so blass aus. Ist dir noch schlecht oder geht es mittlerweile?" Sie ließ ihre Augen kurz über mich fliegen und sah sich dann im Raum um. Es sah furchtbar hier drin aus, aber ich war zu geschafft und müde um auch nur einen Handschlag hier zu tätigen.

Ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht. Schlecht war mir nur heute Morgen, das geht schon wieder." Meine Stimme entwich mir kraftloser als gewollt und stellte Marlene keinesfalls zufrieden. "Okay, ich mache einen Vorschlag. Ich koche dir jetzt einen Tee und du ruhst dich noch ein bisschen aus. Wenn es dir in ein paar Stunden nicht besser geht, gehen wir zum Arzt", sprach sie bestimmend und sah mich durchdringend an. Ich quengelte auf, doch bevor ich widersprechen konnte, war Marlene schon wieder aus meinem Zimmer verschwunden. Ich hatte mich in den letzten Tagen schon geweigert, aber nur aus dem einfachen Grund, dass es wahrscheinlich nur meine Periode war, die sich etwas verspätete und mir zu schaffen machte.

Kurze Zeit später schreckte ich auf als Marlene plötzlich neben mir stand und meinen Tee auf den Nachttisch stellte. Ich hatte weder mitbekommen, dass mehrere Minuten vergangen waren noch, dass sie den Raum betrat. War ich eingeschlafen? Ich rieb mir die Schläfen und schloss die Augen. Marlene setzte sich zu mir aufs Bett und legte ihre Hand auf mein Bein, welches noch immer von der Decke bedeckt war. "Wir sollten wirklich zum Arzt gehen. Dir geht es jetzt schon seit ein paar Tagen schlecht", sanft strich sie über mein Bein und sah mich besorgt an. "Ich möchte nicht zum Arzt", protestierte ich leise quengelnd. "Lass mich einfach meinen Tee trinken und dann geht es mir wieder besser."

Kidnapped - gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt