Wir hatten die Menschen um uns herum schon längst ausgeblendet. Es gab nur noch ihn und mich. Nah tanzten wir aneinander und ich machte mir nichts draus. Hauptsache ich hatte mal wieder Spaß. Niklas legte seine Hände an meine Hüfte und zog mich näher. "Also doch ein wildes Kätzchen", raunte er mir ins Ohr. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich mich förmlich an ihm rieb. Herausfordernd sah ich ihn an und legte dann meine Arme um seinen Hals. Siegessicher lächelte er und legte dann seine Lippen auf meine. Ich lächelte ebenso in den Kuss. Wenn mich jetzt jemand sehen würde aus meiner Familie, wäre ich schneller unter der Erde als ich Hilfe rufen könnte. Seufzend löste ich mich von ihm. "Ich hab Durst", nuschelte ich an seine Brust. Sein Oberkörper vibrierte unter meinem Kopf als er lachte. "Ich denke, du solltest nichts mehr trinken." Immer noch lachend zog er mich zurück in Richtung Bar. Doch wir setzten uns nicht an die Bar, er bestellte nur ein Wasser und schob mich dann vor sich her zu einem ruhigeren Bereich.
Hier standen mehrere weiße Sofas aneinander, davor kleine, runde Tische. Nur wenige Leute waren hier. Es war also ziemlich ruhig, nur leise ertönte die Musik noch im Hintergrund. Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, dass es sowas im Harmony gab. Ich hatte bis jetzt nur die Bar, unzählige Drinks und die Tanzfläche erkundet. Niklas drückte mir das Wasser in die Hand und befahl mir es zu trinken. "Ich möchte aber kein Wasser", schmollte ich. "Oh doch, das möchtest du", sagte er lachend und schob das Glas zu meinem Mund. Ich verzog das Gesicht, als ich die kalte Flüssigkeit heruntergeschluckt hatte. Ein Lachen ertönte neben mir und ich funkelte Niklas böse an.
"Ich muss mal", nuschelte ich nach einiger Zeit und hob den Kopf von Niklas' warmer Brust. "Geh mir aber nicht verloren." Er zwinkerte mir zu und ich lief - nun ja schwankte - zu den Toiletten. Betrunkene und Angetrunkene kamen mir entgegen und stolperten auch vor mir her. Endlich angekommen stieß ich die Tür auf und sah die Kabinen an: Alle verschlossen. Wartend lehnte ich mich an die Waschbeckenreihe. Hier sah alles ziemlich nobel aus. Drei Waschbecken hingen nebeneinander, darüber ein breiter Spiegel. Alles war in Schwarz gehalten. Eine Kabinentür ging auf und erst stolperte eine Brünette hinaus, welche ihren Rock nach unten zog und hinter ihr ein Mann, welcher seinen Hosenstall schloss. Angewidert sah ich weg, vermied Blickkontakt. Ich wollte keinen falls in diese Kabine. Sobald ich mich umdrehte, eilte ein Mädchen in die Kabine, hockte sich hin und übergab sich direkt. Von dem Anblick wurde mir direkt auch schlecht. Seufzend drehte ich mich zum Spiegel um und wusch mir das Gesicht mit kalten Wasser um mich abzulenken und munter zu werden. Sobald hinter mir eine Kabine frei wurde, drehte ich mich um und benutzte diese.
Zurück bei den Sitzecken lehnte ich mich wieder an Niklas. Sofort legte er einen Arm um mich. Müde gähnte ich. "Du solltest nach Hause." Es war spät - oder eher ziemlich früh - und das war gar nicht gut. Natürlich hatte er recht, das wusste ich, aber ich wollte nicht nach Hause. Nicht, weil ich feiern wollte, sondern, weil ich einfach vermeiden wollte in dieses Haus zu treten und auf meine Familie zu treffen. Ich schüttelte den Kopf. "Ich möchte nicht." "Du kannst ja auch mit zu mir kommen", lachte er. Vermutlich meinte er es ernst, wusste aber, dass ich nicht zusagen würde. Gar nicht nach Hause kommen war wahrscheinlich noch schlimmer als zu spät heim zu kommen. So oft musste ich erleben, was es hieß, nicht zu hören. "Komm ich bringe dich heim", sagte er und stand auf. Seufzend stand ich auf. "Aber ernst trinkst du dein Wasser aus." Ich sah ihn kurz genervt an, doch meine Lippen verzogen sich trotzdem zu einem Lächeln. Er kam näher, nahm unauffällig das Wasserglas und küsste mich. Lächelnd schmiegte ich mich an ihn doch, er löste sich plötzlich und drückte mir das Wasserglas in die Hand. "Trink!", befahl er sanft und wartete bis ich das Glas leer hatte. Kopf schüttelnd stellte ich das leere Glas ab und ließ mich zur Tür führen.
Die Musik wurde lauter so näher wir der Tanzfläche kamen. Sobald wir an der Bar waren, blieb ich stehen, schnappte mir einen Shot von der Theke und trank ihn schnell. "Kat!", ermahnte mich Niklas, doch er verkniff sich sichtlich ein Lachen, als er den Blick des entsetzten Mädchens sah. "Sorry", murmelte ich belustigt und lief weiter. Taumelnd lief ich auf die Tür zu und fiel beinahe, doch jemand fing mich auch.
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Kidnapped - gefährliche Leidenschaft
Mystery / ThrillerKatarina möchte, wie so oft auch, einfach ihr Umfeld und ihre Probleme in Alkohol tränken, um alles zu verdrängen. Schon in der Schlange vor dem Eingang des Clubs, fühlte sie sich beobachtet, fand aber nichts Auffälliges in ihrer Umgebung. Eigentlic...