Thirty Five

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"Du hast Post." kündigte Marlene an, als sie zur Haustür hereinkam und sowohl Zeitung als auch Briefe in der Hand hielt. Gleich am nächsten Tag, als ich herkam hatten wir mich umgemeldet, sodass ich nun hier wohnte und alle Briefe zu dieser Adresse geschickt wurden.

Es waren ungefähr zwei Wochen vergangen, seitdem ich hier eingezogen war und ich fühlte mich unwohl. Nicht, weil ich hier wohnte, nein, ich war Marlene mehr als dankbar, dass sie mich aufnahm. Mir war unwohl, weil ich Damian zunehmend vermisste. Ich wurde hier durch nichts abgelenkt, sondern war meinen Gedanken stets und ständig ausgesetzt. Hieß es nicht, dass man sich nach einiger Zeit an den Schmerz gewöhnen würde, weil es zur Normalität werden würde? Jedenfalls fühlte es sich nicht danach an. Ich wollte in Damians Armen liegen, neben ihm aufwachen und einschlafen. Einfach nur Zeit mit ihm verbringen. Ich würde ihm auch einfach nur zuschauen beim Kochen oder Trainieren, ganz egal. Hauptsache in seiner Nähe sein.

"Von wem?", fragte ich und lief auf sie zu. "Sieht aus wie vom Gericht. Es könnten die Gerichtstermine sein - zumindest einer davon", gab sie zurück und ich schluckte. Ich weigerte mich den Brief zu nehmen. Ich konnte es schlichtweg nicht. Schnell verschwand ich im Bad, um dieser Situation auszuweichen, Marlene seufzte. Um nicht unnötig ins Badezimmer gelaufen zu sein, ging ich dem Drang nach auf Toilette zu müssen und verließ dann das Badezimmer. Marlene stand nicht mehr im Flur, also lief ich ins Wohnzimmer.

"Warst du heute nicht schon um die 10 Mal auf dem Klo?", fragte sie verwundert und ich zuckte nur mit den Schultern. Bemerkt hatte ich das auch schon, aber wahrscheinlich fing ich mir nur eine Erkältung ein.

Marlene zog ihre Beine an und griff nach der Fernbedienung. "Mach den Brief auf, sobald du dich bereit fühlst, er liegt dort vorne auf der Schrankwand." Sie hielt die Fernbedienung in die Richtung und ich drehte mich um, um den Brief zu erblicken. Ich nickte und setzte mich neben sie. "Du bist heute so ruhig, ist alles in Ordnung?", fragte Marlene und sah zu mir. Nein, natürlich war nicht alles in Ordnung. Ich fühlte mich als hätte ich nichts mehr in meinem Leben, als wäre es schlichtweg nicht mehr lebenswert. Das Gefühl, dass ich alles verloren hatte, ruhte stets und ständig in meiner Brust und machte mich irre. "Ich bin immer ruhig", gab ich zurück und sah sie an.

"Ja ich weiß, aber heute ist es besonders komisch. Ist es wegen des Briefes?" Ich zuckte mit den Schultern. "Schon möglich. Ich weiß nicht."

Marlene legte ihren Arm um mich und zog mich zu sich, sodass mein Kopf auf ihrer Schulter lag. "Wollen wir den Brief zusammen öffnen? Ich weiß du möchtest es nicht, aber es ist wichtig", kam es leise von ihr, nachdem wir einige Minuten schweigend hier saßen und auf den Fernseher sahen. "Ich weiß nicht", flüsterte ich. Ich wollte ihn nicht öffnen. Ich wusste es würde mich zerreißen und ich würde mit Sicherheit realisieren, dass das alles wirklich passierte. Ich hatte Angst.

Ohne etwas zu sagen, stand Marlene auf und lief auf die Schrankwand zu, bückte sich und nahm den Brief in die Hand. Dann setzte sie sich wieder neben mich und hielt mir den Brief hin.

"Ladung

Sehr geehrte Frau Davis,

in der Strafsache

gegen Reece

Werden Sie auf Anordnung des Gerichts als Zeugin zur Hauptversammlung geladen.

Ihr persönliches Erscheinen ist angeordnet.

Der Termin findet statt am

Freitag, 22.09.2017 um 08:40 Uhr,

1. Etage, Gerichtssaal B, Wilhelmstraße 8

Sie werden gebeten zu dem vorbezeichneten Termin rechtzeitig zu erscheinen.

Dies gilt auch, wenn Sie in dieser Sache bereits bei der Polizei bzw. vor einem Richter oder einem Staatsanwalt eine Aussage zu Protokoll gegeben haben oder in einer früheren Hauptverhandlung ausgesagt haben.

Kidnapped - gefährliche LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt