Damian und ich hatten zusammen zu Abend gegessen. Es war ungewohnt und ich hatte mich unwohl gefühlt, aber ich hatte mir vorgenommen, dass ich mich dran gewöhnen werde. Die Hoffnung hier rauszukommen hatte ich schon längst aufgegeben. Ich war hier bestimmt schon seit einer Woche und niemand suchte mich.
Ein leises Piepsen war zu hören, deshalb sah ich auf die kleine Digitaluhr auf dem Couchtisch. 23:00 Uhr zeigte sie an. Nach dem Essen war ich nach unten gegangen, saß für einige Zeit auf der Matratze und dachte darüber nach, wie mein Leben jetzt laufen würde. Ich wusste nicht, ob ich jetzt lieber Zuhause wäre oder froh sein sollte hier zu sein. Bis jetzt hatte ich darauf keine Antwort aber zu wissen, dass meine Eltern Zuhause saßen und wahrscheinlich die Zeit ihres Lebens hatten, weil ich nicht da war, schmerzte. Sofort zog ich meine Beine näher an meinen Oberkörper und lehnte meinen Kopf an das Fenster. Ich hatte mich nach oben geschlichen als ich das Gewitter hörte, hatte überprüft, ob die Kellertür auf war und bin nach diesem Erfolg ins Wohnzimmer gegangen. Sofort hatte ich mich aufs Fensterbrett gesetzt und beobachtete nun das Spektakel draußen. Es entspannte mich wie der Regen gegen die Fensterscheibe prasselte.
Gegen 1 Uhr sah ich erneut auf die Uhr, rieb mir müde die Augen. Auch wenn ich müde war, wollte ich nicht aus diesem entspannten Moment ausbrechen. Ich fühlte mich wohl, entspannt und ausgeglichen. Ein Blitz erhellte den Nachthimmel und den Wald. Als ich kleiner war hatte ich panische Angst vor Gewitter, war immer weinend zu meinen Eltern gelaufen und wollte umarmt werden. Doch leider musste ich schnell lernen, wie ich damit alleine umging, da es meine Eltern nicht interessierte. So kam es irgendwann, dass ich keine Angst mehr vor Gewittern hatte. Ich konnte mich erinnern, wie ich damals zittern und weinend, zusammengekauert in der Ecke saß und mir die Ohren zuhielt, um das Gewitter zu verstummen. Irgendwann saß ich dann fasziniert am Fenster und beobachtete das Gewitter, mit dem Wunsch draußen im Regen zu stehen.
Genau wie jetzt. Jetzt hätte ich auch gerne im Regen gestanden doch das war nicht möglich. Ich blickte auf die Regentropfen an der Scheibe und blendete alles dahinter aus. Zwei Tropfen auf gleicher Höhe drohten nach unten zu gleiten. Schnell entschied ich mich für den Rechten und beobachtete wie beide an der Scheibe herunterglitten. Mal war der Linke schneller mal der Rechte. Am Ende gewann jedoch der linke Tropfen, er zog schnell an dem anderen Tropfen vorbei und berührte als erster den Fensterrahmen.
Plötzlich hörte ich ein Knacken und sah zum Türbogen. Darunter stand eine schwarze Silhouette, welche niemand anders als Damian sein konnte. "Was machst du?", fragte er verschlafen, trat in den Raum hinein und wurde durch einen weiteren Blitz am Himmel erhellt. Er stand oberkörperfrei und in Boxershorts in seinem Wohnzimmer und sah mich an. Mein Blick schwenkte ich wieder nach draußen. "Ich geh wieder nach unten, wenn ich nicht hier sein darf", sagte ich etwas eingeschüchtert und leise. "Nein, nein, schon okay. Wie lange bist du schon hier?" "Ein paar Stunden vielleicht." Ich sah wieder zu ihm, nur um in Damians geschocktes Gesicht zu sehen. Er wiederholte meine Antwort als ungläubige Frage und ich nickte. "Bist du nicht müde?" Er kam näher und stellte sich neben mich. "Doch", sagte ich leise, ehrlich.
Wir beide sahen schweigend aus dem Fenster, beobachteten das tobende Wetter draußen. "Du willst nach Hause stimmt's?", kam es plötzlich aus Damian Mund. Ich überlegte eine Weile. Diese Frage hatte ich nicht erwartet und war überrumpelt. Nach einiger Zeit schüttelte ich den Kopf. Sein Kopf schoss in meine Richtung. "Nicht?", fragte er ungläubig und ich schüttelte erneut den Kopf und studierte die Regentropfen an der Scheibe.
"Du bist ein Mysterium Katarina", sagte er und ließ mich schmunzeln. "Das hast du schonmal gesagt." "Ich weiß", gab er nun auch lächelnd zurück. Belustigt schüttelte ich den Kopf.
Ein Auto hielt vor der Einfahrt. Die Lichter erhellten die Straße und ein Stück der Einfahrt vor Damians Haus. Eine dunkel gekleidete Person stieg aus und Damian spannte sich sichtlich neben mir an. Der Unbekannte lief zu seinem Kofferraum, öffnete diesen und suchte anscheinend irgendetwas. Ich legte meinen Kopf wieder an die Fensterscheibe und beobachtete wie der Wind an der Kleidung des Autofahrers zerrte und der Regen seine Kleidung durchnässte. Sobald er gefunden hatte, was er suchte, setzte er sich wieder in sein Auto und fuhr kaum später weg. Als sich Damian entspannte, schmunzelte ich leicht. Er hatte wahrscheinlich gedacht, dass ich an die Scheibe trommeln und losschreien würde.
"Geh schlafen", sagte er als sich das Wetter beruhigt hatte und die Uhr schon fast Vier zeigte. Im Augenwinkel sah ich, wie er mich ansah und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung, blickte ihm in die Augen. Ich schob mich von der Fensterbank nach unten und schauderte als meine Zehen den Boden berührten. Damian ließ mir den Vortritt. Auf dem Weg zurück in den Keller hielt er mich zurück, sagte mir, ich könne auch in seinem Bett schlafen. Ich schüttelte hastig den Kopf. Ich hatte schlechte Erinnerungen vom letzten Mal als ich mit ihm zusammen in einem Raum mit einem Bett war. Stufe für Stufe lief ich die Treppe hinunter, hörte ihn noch seufzen und ein: "Gute Nacht Katarina." sagen bevor ich unten ankam. Durch die offene Kellertür begab ich mich in den dunklen Raum und setzte mich am Ende des Raumes auf meine Matratze.
Schon wieder war Damian wie ausgewechselt. Er war sanft zu mir, fast fürsorglich. Ich erinnerte mich an seine Worte.
"Ich möchte, dass es dir gut geht."
"Ich möchte, dass du dich wohlfühlst."Meinte er das ernst? Er schien ehrlich zu sein, aber seine Taten sprachen das Gegenteil. Wenn Damian so handelte, als würde ich ihn interessieren hatte ich immer ein komisches Gefühl, welches ich nicht beschreiben konnte. Ich seufzte nachdenklich und legte die dünne Decke über meine Beine, sank auf die Matratze. Wieder drehte ich mich zur Wand und zog die Decke unter mein Kinn. Auch wenn diese kaum wärmte, fühlte ich mich wohl.
Meine Gedanken schweiften wieder ab, diesmal aber nicht zu Damian, sondern zu meinen Eltern. Was dachten sie wohl als ich an dem Abend nicht nach Hause kam oder besser gesagt, gemerkt hatten, dass ich nicht da war? Ich hatte mich schließlich rausgeschlichen. Waren sie froh oder hatten sie sich doch Sorgen gemacht? Eigentlich hoffte ich doch ein wenig, dass sie die Polizei verständigt hatten und diese nach mir suchten. Denn den Fakt, dass mich Damian entführt hatte, konnte ich nicht ignorieren. Egal wie beschissen es bei mir Zuhause lief oder was für Probleme ich hatte, hatte er nicht das Recht mich einfach zu entführen. Ich lachte auf. Als ob ich etwas hätte ändern können. Natürlich hätte ich einfach Zuhause bleiben können und dann würde ich mit Sicherheit nicht hier sitzen, aber ich bin nicht schuld, er hatte mich schließlich beobachtet und entführt. Er hatte sogar Niklas, meiner einzigen Bekanntschaft an dem Abend und eventuell auch meine Rettung, angelogen und mich ausgenutzt, da ich nicht bei klarem Sinne war. Was fiel ihm ein zu sagen, dass wir uns kannten? Ich nahm es Niklas nicht übel, dass er gesagt hatte, dass ich mit Damian mitgehen soll. Immerhin meinte dieser ja, dass ich ihn kannte.
Meine Wut stieg in mir. Damian war so ein Arschloch. Er glaubte wirklich er konnte mich jetzt um den Finger wickeln mit seiner Zärtlichkeit, obwohl er mich entführt hatte. Wieso war ich so nett zu ihm? Ich müsste ihn hassen. Ich meine, tat ich das nicht schon? Die Frage konnte ich mir nicht beantworten. Vielleicht sollte ich meinen Plan doch verwerfen und einfach irgendwie abhauen. Doch wahrscheinlich wäre das wieder hoffnungslos. Ich seufzte und rutschte näher an die Wand, schob meinen Arm unter meinen Kopf um ihn etwas höher zu betten. Alles Negative schob ich beiseite und schloss meine Augen.
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Hellooo kleine A/n am Rande...Ich habe bisher alle zwei Tage ein Kapitel hochgeladen und komme jetzt ein wenig in Verzug, ich habe keine Kapitel mehr und bin ziemlich unmotiviert momentan.
Daher bin ich zu der Entscheidung gekommen, dass ich die Upload-Zeiten verschiebe. Je nachdem wie ich Kapitel habe, werde ich sie hochladen.
Ich lasse euch aber nicht zu lange warten!
Ich hoffe, ihr versteht das.☺️
Byeee👋
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Kidnapped - gefährliche Leidenschaft
Mystery / ThrillerKatarina möchte, wie so oft auch, einfach ihr Umfeld und ihre Probleme in Alkohol tränken, um alles zu verdrängen. Schon in der Schlange vor dem Eingang des Clubs, fühlte sie sich beobachtet, fand aber nichts Auffälliges in ihrer Umgebung. Eigentlic...