Anderes Klima

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Kaum richtig wach, fühlte ich mich sofort schwach und ausgelaugt. Ich hatte das Gefühl, mein ganzer Körper wäre um Jahre gealtert und hätte zusätzlich an Kraft verloren. Mein Arm pochte, mein Kopf dröhnte und ich bereute es mittlerweile, nur Schlafmittel verlangt zu haben. Ein dummer Fehler.

Als ich dann langsam richtig wach wurde, nahm ich eine wohlige Wärme an meinem Rücken wahr und einen Arm, der mich fest umschlossen um die Taille hielt. Natürlich war er es, dass erkannte ich sofort am Geruch, der in der Luft lag. Sein Atem kitzelte in meinem Haar und verpasste meinem Nacken eine angenehme Gänsehaut, die ich aber sofort abschüttelte, um mich neugierig umzusehen.

Das Erste, was ich im Zimmer erkennen konnte, waren meine Koffer, die in der Ecke neben dem Bett standen. Es stimmte mich traurig, sie zu sehen und ich wollte den Blick schnell auf etwas anderes richten, um nicht wieder diese Traurigkeit zu empfinden. Vorsichtig drehte ich mich  auf den Rücken und versuchte, ihn dabei nicht zu wecken. Durch das Mondlicht, welches durchs Fenster schien, das sich genau gegenüber des Bettes befand, konnte ich alles in meiner Umgebung gut erkennen.

Das Zimmer kam mir riesig vor. Es war viel größer als mein altes und alles war modisch und passend zueinander eingerichtet. 

In der Ecke neben der weißen Tür stand ein Standspiegel, der eine dunkelbraune Umrahmung hatte und fast bis zur Decke reichte. Genau daneben befand sich eine wuchtige Kommode mit mehreren Schubladen, auf der eine schöne Tischlampe in bunten Pastellfarben ihren Platz fand. Die restliche Einrichtung waren neben Pflanzen und dem Bett auch noch ein kleines Bücherregal, das meine Aufmerksamkeit neugierig auf sich zog. Interessiert hob ich die Nase in Richtung der Bücher und  zog die Luft tief ein und zu meiner Begeisterung rochen sie sehr alt, was mich zum lächeln brachte. Ich liebte diesen vertrauten Geruch.

Doch mit dem Geruch der Bücher kam auch sein Geruch tiefer in mein  Bewusstsein. Die Sicherheit, die dieser Duft für mich ausstrahlte, brachte mein Herz zum Springen und sofort durchflutete unerträgliche Hitze meine Adern, wodurch mir so heiß wurde, dass ich mich aufsetzen und nach Luft schnappen musste.

"Alles okay?", fragte mich Killian besorgt, der sich ebenfalls aufsetzte und sanft über meinen Rücken streichelte. Ich drehte meinen Kopf leicht zu ihm und schaute ihm tief in seine Augen, die mir zwar mit großer Sorge entgegen blickten, aber ich sah in ihnen auch eine Kälte, die mir Angst machte.

"Es ist nichts, alles okay", flüsterte ich so leise, dass mir nicht klar war, ob er mich überhaupt gehört hatte und schnell wich ich seinem Blick wieder aus.

Plötzlich umfasste er aber ohne Vorwarnung meine Taille, hob mich vorsichtig hoch und setzte mich anschließend seitlich auf seinen Schoß, wo ich ihn verwirrt und überrumpelt musterte, während seine Hand mein Kinn nahm und er mich damit erneut zwang, ihn anzusehen. 

"Es tut mir leid, dass mit Brando. So etwas wird nie wieder passieren. Du bist jetzt mein und keiner hat mehr das Recht, dich anzufassen!"

Angst überkam mich, als seine Augen schlagartig wieder schwarz wurden.   Anscheinend brachte ihn der Gedanke, dass mir jemand weh tun würde, zur Weißglut. Aber wieso hatte er mir dann weh getan und mich meinem Vater entrissen? Ich fragte mich, was wohl stärker in ihm war. Seine verständnisvolle, liebevolle, umsorgende Seite, oder aber seine aggressive, besitzergreifende Seite. Ich hoffte auf ersteres, denn sonst würde mein Leben an seiner Seite alles andere als schön werden.

"Soll ich lieber gehen?", fragte er in die aufkommende Stille zwischen uns und zog meine Aufmerksamkeit damit wieder auf sich. Anscheinend spürte er meine Angst und meine Zerrissenheit, deswegen wusste er auch nicht, was er tun sollte.

The Alphas Mate - Unter dem Schutz der Rosen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt