Mach mich zu der Deinen

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Irgendetwas weckte mich aus dem Schlaf, doch ich war so müde, dass ich nur Killians Nähe suchte und weiter schlafen wollte. Verwirrt musste ich dann feststellen, dass von seiner Wärme nichts mehr übrig war und statt seinem Körper nur noch ein weißes Kissen in meinen Armen lag.

Erschrocken darüber setzte ich mich auf und suchte den Raum nach ihm ab, doch nur sein Geruch hing noch in der Luft und gab mir ein wenig Ruhe zurück. Das Handtuch fest um mich gebunden suchte ich mir Klamotten zusammen und zog mir ein T-Shirt von Killian und eine meiner neuen Schlafhosen über. So langsam brach Panik in mir aus, denn ich wusste ja nicht, wieso er weg war oder wohin er verschwunden war.

Leise schlich ich mich aus der Tür und hörte im Flur, wie unten laut gestritten wurde. Auf Zehenspitzen stellte ich mich an die Treppe und versuchte mit angehaltenem Atem zu lauschen. Ich erkannte Calebs wütende Stimme, die Killian befahl wegzufahren, um mich würde er sich kümmern, beendete er seinen Satz und sofort riss ich meine Augen auf und hielt mir fassungslos die Hände vor den Mund, um aus Angst keinen Schrei los zu lassen. Mein Atem stockte, während mein Herz sich überschlug und meine Knie zitterten. Ich würde keine Sekunde alleine mit ihm bleiben und wollte Killian alles beichten, doch ich konnte es nicht, denn Caleb würde ihm dann sicher auch etwas antun und das wäre für mich nicht zu ertragen.

Als ich die Haustür hörte und begriff, dass die anderen gegangen waren, sammelte ich mich kurz und atmete tief durch, um anschließend die Stufen herunterzulaufen und seinen Blick zu suchen. Er stand mit dem Rücken zu mir und raufte sich die Haare, während er nervös hin und her lief und mich vor lauter Aufregung gar nicht bemerkte.

"Killian?", flüsterte ich leise und lief langsam auf ihn zu, bereit ihn zu fragen, was Caleb mit ihm besprochen hatte. Er drehte sich um und hatte Tränen in den Augen, was ihn total zerbrechlich erscheinen ließ. Ihn so zu sehen, tat mir unendlich weh und meine Hand suchte seine, um sie fürsorglich in meine zu nehmen. Er wischte sich mit der anderen Hand die Tränen weg und ich sah ihm an, dass er weitere Tränen versuchte zu unterdrücken.

"Alicia, ich muss weg. Es tut mir so unfassbar leid, dich alleine lassen zu müssen. Ich würde alles dafür geben, um bei dir bleiben zu können, doch ich kann es nicht ändern."
Er schaute mir in die Augen und kam mir völlig aufgelöst vor und ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte, um ihm Trost zu spenden.

Ich konnte ihm nichts von Caleb erzählen, dafür hatte ich zu viel Angst vor den Konsequenzen und fragen, ob ich ihn begleiten dürfte, würde auch nichts bringen, denn Caleb würde das schon zu verhindern wissen.

Ich malte mir gedanklich aus, wie er mich beseitigen würde. Wahrscheinlich würde er es wie einen Unfall aussehen lassen und das wäre bei meiner Tollpatschigkeit sogar noch glaubhaft. Mit meinem Tod würde er in Kauf nehmen, dass sein Sohn daran zerbrechen würde, vielleicht sogar sterben würde, durch die fehlende Verbindung. All die Geschichten, die man über Caleb hörte, entsprachen der Wahrheit. Er war ein grauenvoller Wolf und hatte kein Gewissen. Ich schüttelte die Gedanken an ihn ab und blickte meinem Mate wieder in die von Trauer eingenommenen Augen.

Als ich ihn so ansah, wurde mir langsam schmerzhaft bewusst, dass es das letzte Mal sein könnte, ihn zu sehen, ihn zu riechen und ihn zu berühren. Ich legte ihm vorsichtig meine Hand auf die Wange, doch er zog sein Gesicht weg und wich meinem Blick aus, denn er wollte mir seine Schwäche nicht zeigen. Diesmal nahm ich sanft sein Kinn und drehte sein Gesicht zu meinem, um ihm tief in die Augen sehen zu können. Ich wollte ihn so nicht gehen lassen, denn ich wollte, dass er der starke Alpha war, der mich beschützt hatte im Wald, beschützt hatte vor Brando und beschützt hatte vor der Turnhalle und ich war die Einzige, die ihm einen Teil seiner Stärke wiedergeben könnte.

Entschlossen wich ich ein paar Schritte zurück von ihm und kehrte ihm den Rücken zu, während ich mich mit den Armen auf der Küchentheke abstützte.

"Markiere mich", forderte ich ihn bestimmend auf und nahm wahr, wie sein Atem kurz stockte.
"Willst du das wirklich, Alicia?", fragte er mit zitternder Stimme, als könnte er nicht glauben, was ich da zu ihm gesagt hatte.
"Nichts würde ich lieber wollen", sagte ich und es stimmte, ich wollte wirklich nichts lieber, als zu ihm zu gehören und ein Teil von ihm zu werden.

Da ich mit dem Rücken zu ihm stand, konnte ich nicht sehen wie er darauf reagierte, doch ich hörte seine schweren Schritte auf mich zukommen und zuckte kurz zusammen, als sich seine Hände um meine Taille legten. Ich atmete tief durch und dachte daran, dass diese Markierung ihm einen Teil seiner Stärke wiedergeben würde. Er müsste sich keine Gedanken darum machen, dass andere Männer mich anmachen würden oder aber, ob ich mich ihm irgenwann hingeben würde. Mit diesem Schritt würde ihm klar werden, dass ich in Sehnsucht auf ihn warten würde und er hätte den Kopf frei, um seine Aufgaben zu erledigen.

Sanft schob er meine Haare beiseite und hielt mit einer Hand meine Schulter fest, während er die andere an meiner Taille liegen ließ. Mein Atem beschleunigte sich, als er anfing meinen Nacken zu küssen und es sich einfach nur so gut anfühlte, dass ich für kurze Zeit das ganze Drama um uns herum vergaß. Er glitt langsam zu meiner Halsbeuge, wodurch mein ganzer Körper anfing zu zittern und als ich dann die Spitzen seiner Reiszähne auf meiner Haut spürte, erstarrte ich und zog die Luft tief in meine Lungen. Ich schloss meine Augen und spürte kurz einen fürchterlichen Schmerz, der meinen Kopf zum Dröhnen und meine Haut zum Schwitzen brachte. Eine unglaubliche Hitze durchflutete mich und ich versuchte ihn wegzustoßen, doch er hielt mich fest umschlungen und knurrte mir leise entgegen, während er mit der Zunge sanft über meine Wunde leckte. Ab diesem Moment gehörte ich mit Haut und Haar zu ihm und ich würde darum kämpfen, mein Leben mit ihm verbringen zu dürfen.

Mein Geruch veränderte sich und vermischte sich mit seinem, während der Schmerz langsam verschwand und nur noch gute Empfindungen zurückließ. Killian stand nah an meinem bebenden Rücken und zitterte vor Erregung, doch ich wandte mich in seinen Armen herum und schaute ihm dann dankbar in die Augen. Ich gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange, der seine Augen erfreut aufblitzen ließ. Voller Freude zog er mich fest in seine Arme und drückte mich so stark, dass mir kurz die Luft weg blieb.

"Wir sehen uns in einer Woche, mein Herz", hauchte er mir ins Ohr und legte anschließend seine Lippen auf meine, um mir einen Kuss voller Begierde und Hingabe zu geben.
Als sich unsere Lippen trennten, klopfte es an der Tür und Killian schenkte mir ein  atemberaubendes Lächeln.
"Bis bald", kniff er mir liebevoll in die Wange und lief zur Tür, um mir an ihr einen letzten verliebten Blick zuzuwerfen, dann verließ er das Haus und ließ mich alleine zurück.

Er vertraute mich seinem Vater an. Woher sollte er auch wissen, was sein Vater für einen Plan hatte und was für ein grauenvoller Mann er war. Ich lief aufgeregt zum Fenster und schaute dem schwarzen Geländewagen hinterher, der langsam immer weiter im Regen verschwand.

The Alphas Mate - Unter dem Schutz der Rosen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt