Verletzter Alpha

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Mehrere Läden klapperten wir ab und irgendwie war es mir total unangenehm, wie viel Geld er für mich ausgab. Ich ließ es aber trotzdem über mich ergehen, weil ich keine unnötige Auseinandersetzung mit ihm anfangen wollte. Geduldig wartete er vor den Umkleidekabinen und spielte mit seinem Handy, während ich alles in Ruhe anprobierte. Beim Ausziehen der roten Bluse, wehte mir dann plötzlich Selinas Geruch tief in die Nase. Verächtlich schmiss ich sie in die Ecke und schnaubte laut, wodurch Killian auf mich aufmerksam wurde.

"Alles okay?", hörte ich ihn leise durch die Kabinentür fragen, doch ich antwortete ihm nicht. Ich war einfach nur eifersüchtig und konnte nichts gegen das bedrohliche Knurren unternehmen, das tief aus meiner Kehle kam.
"Was hat es dich zu interessieren?",
fauchte ich ihm schnippisch entgegen, und mit Schwung flog die Kabinentür plötzlich auf.

Ehe ich reagieren konnte, nahm er meine Hände und drückte sie über meinem Kopf fest gegen die Wand, während er seinen starken Körper gegen meinen presste und keine Rücksicht mehr darauf nahm, ob er mir damit weh tat. Beschämt darüber, nur im BH vor ihm zu stehen, wich ich seinem zornigen Blick aus.

So nah, wie in diesem Augenblick, waren seine Lippen den meinen noch nie gewesen, doch er machte es noch unangenehmer, als er mein Kinn nahm, um mir tief in die Augen schauen zu können. Seine waren voller Zorn, denn ich hatte den großen Alpha in ihm herausgefordert und das, ohne es wirklich zu wollen. Sein Mund war nur noch wenige Millimeter von meinem entfernt, wodurch mir ein leises Wimmern über die Lippen kam und mein Körper vor Angst zitterte. Er biss sich, ohne seinen eindringlichen Blick von mir zu nehmen, auf die Lippe und presste sich dann noch fester an mich, sodass mein Rücken langsam anfing, zu schmerzen. Mein Herz pochte angestrengt gegen meine Brust und mein Atem beschleunigte sich, und dann beobachtete ich, wie seine Augen bei meinem Anblick wieder das schöne Grün annahmen.

"Du knurrst mich an, gibst mir freche Antworten und kaum möchte ich dich dafür bestrafen, ziehst du mich wieder in deinen Bann", hauchte er mir ins Ohr und jagte mir damit einen Schauer über den Rücken, der mich leicht zusammenzucken ließ.

Er nahm seine Hand von meinem Kinn und legte sie wieder vorsichtig auf meinen Rücken, um mich erneut fest zu umschlingen. Die Wärme breitete sich erneut in mir aus, als er anfing, zärtlich meinen Hals zu küssen, um dann mit seinen Lippen langsam zu meiner Halsbeuge zu gleiten. Ich japste völlig überwältigt nach Luft, doch dann zuckte ich schlagartig zusammen und stieß ihn gewaltsam von mir weg, als ich seine scharfen Zähne auf meiner Haut spürte. Schockiert über diese Situation, fasste ich mir an die Brust und versuchte, mich zu beruhigen. Ich sah zu ihm hoch und nahm die Erregung in seinen Augen wahr. Er wollte mich wirklich gegen meinen Willen markieren, was mich fassungslos erstarren ließ.

Er strich sich nervös mit der Hand durch die schwarzen Haare, während  sein Blick Verwirrung ausstrahlte. Dachte er wirklich, ich würde mich ihm einfach so hingeben, mich einfach zu seinem Besitz machen? Das konnte er doch nicht Ernst meinen. Mein Körper wollte ihn, das war mir bewusst, aber ich nicht. Er hatte meinem Vater das Herz gebrochen, der der wichtigste Mensch in meinem Leben war.

"Wieso sträubst du dich so? Es ist der natürliche Lauf der Dinge."
Seine Stimme klang selbstsicher, denn er dachte das wirklich. Für ihn war es einfach so, dass ich seine Mate war und ihm gehören würde, ob ich das wollte oder nicht, spielte für ihn keine Rolle. Er wollte mich auch gar nicht kennenlernen, oder sich in meinen Charakter verlieben. Sein Instinkt leitete ihn und machte ihm klar, dass ich nur dazu da war, seinen Wolf zu verwöhnen, zu gehorchen und ihm Nachwuchs zu schenken. Wütend über diese Erkenntnis kniff ich die Augen zusammen und zeigte mutig mit dem Finger auf ihn.

"Du hast kein Recht, mich zu markieren, solange ich dir nicht das Okay dazu gebe! Hast du das verstanden!? Ich gehöre dir nicht und nur weil ich schüchtern bin, gibt es dir nicht das Recht, mir Befehle zu erteilen!"
Stolz über meinen Mut streckte ich ihm das Kinn entgegen und schnaubte verächtlich aus.

Er sagte nichts mehr. Kein einziges Wort kam aus seinem Mund. Er biss die Zähne zusammen, war verletzt und sauer, das konnte ich ihm ansehen, es war mir aber egal. Soll Selina ihn doch trösten, dachte ich mir und sah dann dabei zu, wie er wütend die Umkleide verließ. Ich hörte nur noch sein lautes Stampfen und die Eingangstüre zuknallen.

Er hat mich einfach stehen gelassen

Entsetzt darüber, dass er mich einfach alleine zurückgelassen hatte, zog ich mich schnell an und wollte ihm hinterher, doch ich war immer noch so wütend, dass ich mich einfach auf dem Boden niederließ und bitterlich anfing zu weinen.

Killian

Wütend über ihre Zurückweisung stieg ich in meinen schwarzen Vw. Was war nur los mit ihr? Sollte sie nicht eigentlich glücklich sein? Ich versuchte ihr doch alles rechtzumachen und ließ ihr Dinge durch gehen, wofür ich andere bestraft hätte und trotzdem spielte sie die Unnahbare. In einem Augenblick gab sie sich mir hin und im nächsten schubste sie mich wieder weg. Wie ein Ping Pong Ball, von einer zur anderen Seite geschlagen, so fühlte ich mich.

Dachte sie denn schlecht von mir? Und wenn ja, warum? Unsere Verbindung musste doch besiegelt werden, also wieso entzog sie sich mir? Es war eben der natürliche Lauf der Dinge...

Wütend umgriff ich das Lenkrad und fuhr los. Einfach weg von hier. Noch nie hatte ein Mensch mich so verletzt und am Liebsten hätte ich sie mit Handschellen fest an mich gekettet, um sie nie wieder vermissen zu müssen. Die Leere in meiner Brust wurde unerträglich, umso weiter ich mich von ihr entfernte. Solche Gefühle hatte ich noch nie empfunden und ich wusste nicht mit ihnen umzugehen. Nur sie konnte in mir diese Verletzlichkeit auslösen, die mich zu zerreißen drohte.

Sie war kein normales Mädchen, das zeigten schon ihre außergewöhnlichen Augen, denn normale Frauen hätten alles dafür gegeben, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch sie nicht.

Hatte sie denn nicht die selben Gefühle wie ich? Die Mate Verbindung zwang uns doch dazu, den anderen sofort zu begehren, doch ich wusste bei ihr nicht mehr weiter. Vielleicht sollte ich ihr einfach Zeit lassen. Es war ja schon so, dass sie wegen mir viel durchmachen musste, aber so ist das halt an der Seite eines Alphas. Daran musste sie sich gewöhnen.

Am Rudelhaus angekommen, kam Damiano mir entgegen und schaute verwirrt auf den leeren Beifahrersitz.

"Was ist passiert?", fragte er besorgt, während ich ausstieg und wortlos an ihm vorbei lief. Ich wollte nicht reden und auch nichts hören. Lieber stürtzte ich mich in Arbeit und lenkte mich so von dem Schmerz ab, der tief in mir festsaß.

Damiano folgte mir lautlos in den 2. Stock, wo sich mein Büro befand und setzte sich mit besorgtem Blick mir gegenüber an den großen Schreibtisch. Ich schaute ihm emotionslos entgegen und reichte ihm ein paar Papiere, um mir danach einige Akten anzusehen. Eigentlich sollte mich die Arbeit ablenken, doch meine Gedanken waren nur bei ihr, bei meiner wunderschönen Alicia.


The Alphas Mate - Unter dem Schutz der Rosen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt