Wie viel kann ein Mensch ertragen

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Panisch kauerte ich in der Duschkabine und bekam eine unangenehme Gänsehaut von den kalten Fliesen an meinem Rücken. Zu gerne hätte ich gewusst, was in unserem Wohnzimmer vor sich ging, aber ich war wie betäubt und konnte mich auf nichts mehr konzentrieren. Die Angst hielt mich hier gefangen und ließ nicht zu, dass ich einen klaren Gedanken fassen konnte. Ich hatte zwar auch Angst vor dem Alpha, aber mehr Angst davor, meinen Vater im Stich zu lassen und ihm entrissen zu werden.

Schnelle Schritte vor der Tür ließen mein Herz erneut rasend schlagen. Die Worte, welche der Alpha mir schließlich durch die Türe knurrte, kamen mir vor, als wäre ich unter Wasser, so dumpf nahm ich sie nur noch wahr.

"Mach die Tür sofort auf! Ich habe keine Lust auf Spielchen und umso früher du verstehst, dass wir ab jetzt zusammen gehören, umso besser wird es dir ergehen."

Die mich erdrückende Angst um meinen Vater brachte mich mutig wieder auf die Beine, doch ein ungeschickter Schritt aus der Kabine reichte und ich verlor plötzlich die gesamte Kontrolle über mein Gleichgewicht.

Erschrocken und voller Panik knallte ich mit meinem Arm direkt gegen das Waschbecken und fiel anschließend keuchend auf den harten Boden. Das musste alles ein verdammter Alptraum sein, anders konnte ich mir mein Unglück nicht erklären.

Was habe ich dir getan Mondgott ?!

Der pochende Schmerz zog hoch bis zu meiner Schulter und bereitete mir eine unangenehme Übelkeit, die mich fast dazu brachte, mich noch mal zu übergeben. Ich atmete jedoch tief durch, riss mich einfach zusammen und zog mich mit großer Anstrengung wieder am Waschbecken hoch, um sofort kaltes Wasser aufzudrehen. Die Kälte konnte den Schmerz auf meinem Arm wenigstens ein bisschen betäuben, was mir aber nur ein kleiner Trost war, angesichtsdessen, was hier alles um mich herum passierte.

Ein trauriger Blick in den Spiegel, ein tiefes Durchatmen und doch konnte ich mich nicht im Geringsten beruhigen. Meine zitternde Hand immer noch am Wasserhahn, drehte ich ihn zögerlich wieder zu, um mich dann nah an die Tür heran zu stellen.

Zu meiner Verwunderung drang kein einziges Geräusch in das kleine Badezimmer und ich war mir kurz unsicher, ob sich überhaupt noch jemand außer mir in dieser Wohnung befand. Die Stille wirkte auf mich beängstigend und brachte mich panisch dazu, die Tür hektisch aufzuschließen, aus Sorge um meinen Vater. Meine Bewegungen kamen mir langsamer vor als sonst, denn eine unangenehme Zeitlupe entstand, die mich nichts mehr normal wahrnehmen ließ.

Da stand ich nun, mitten auf dem Flur meines kleinen Zuhauses und ein wehmütiger Blick in mein Zimmer verriet mir, dass der Alpha schon dabei war, meine Sachen zu durchwühlen. Zwei Koffer standen fertig gepackt an der Tür und ich verstand sofort, dass ich überhaupt kein Mitspracherecht mehr hatte. Er ließ mir ja nicht mal die Chance, irgendetwas selbst auszusuchen. Das hätte mich eigentlich unheimlich wütend gemacht, doch ich war wie erstarrt und konnte nur zusehen, wie alles von ihm durcheinander geschmissen wurde.

Gedämpfte Töne... kaum erkennbare Laute, rissen mich aus meiner Starre heraus und brachten mich dazu, mich umzudrehen und ins Wohnzimmer zu schauen. Die Luft anhaltend sah ich den zwei großen Männern mit dunklen Haaren entgegen, die um meinen Vater herumstanden, während mir von ihren Anblick mein Herz beinahe stehenblieb.

Mit fiel trotz meiner Panik auf, dass die Lippen meines Vaters sich bewegten und er schien wohl mit mir zu reden, doch kein einziges Wort kam klar bei mir an. Weder meine Ohren, noch meine Augen oder mein Verstand funktionierten in diesem vor Verzweiflung eingenommenen Moment. Ich fühlte mich wie ein Taucher unter Wasser, umgeben von Haien und es war mir unmöglich, an die Wasseroberfläche zu gelangen.

The Alphas Mate - Unter dem Schutz der Rosen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt