Dem Tod so nah

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Caleb machte es sich falsch grinsend am Tisch gemütlich und gab mir und Linda ein Signal, dass wir ebenfalls Platz nehmen sollten. Ich konnte meine Augen trotz meiner aussichtslosen Lage nicht von ihr lassen. Sie sah genau wie Killian aus. Lange, schwarze Haare und warme, grüne Augen ließen sie wunderschön aussehen. Der einzige Unterschied war ihre kleine Erscheinung. Sie sah zerbrechlich aus und wirkte allgemein sehr zierlich in ihrem langen, blauen Kleid. Ich wandt mich nach dem Mustern wieder Caleb zu und ließ mich ihm gegenüber an dem runden Glastisch nieder. Er wirkte überhaupt nicht angespannt, eher sogar belustigt, was mir wieder mal zeigte, was für ein Psycho in ihm steckte.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in diese Situation komme. Aber du hast mir keine andere Wahl gelassen. Anstatt einfach zu verschwinden, machst du es dir hier gemütlich, um fröhliches Weibchen zu spielen", sprach er ruhig und schaute mir tief in die Augen, als wolle er meine Seele zerschmettern. Ich wich seinem Blick aus und schaute wieder nervös auf meine Hände.

Mir wurde schlecht bei dem Gedanken daran, dass alles schiefgelaufen war. Mir gegenüber saß ein Oberalpha. Wahrscheinlich der Schlimmste, den es jemals gab und Brando, der hinter mir stand und mir ein Loch in den Rücken starrte, machte diese ganze Situation noch unangenehmer.

"Lass sie gehen, Caleb! Das ist eine Sache zwischen uns beiden", knurrte Linda ihn plötzlich an und ich schaute überrascht zu ihr herüber, wie sie da saß und ihn genau ins Visier nahm. Sie hatte anscheinend mehr Mut als ich und das brachte mich dazu, mich völlig nutzlos zu fühlen. Langsam kam mir der Gedanke, dass ich einfach hätte gehen sollen. Dann wäre vielen Menschen viel Leid erspart geblieben.

Als mein Blick jetzt von Linda zu Caleb herüberschweifte, fiel mir erschrocken auf, dass er jetzt nicht mehr am Tisch saß, sondern stand. Er knurrte ihr wütend entgegen, nur war sein Knurren um einiges bedrohlicher als ihres.

"Sie ist genau so ein Bastard wie du. Dass ihr euch überhaupt das Recht herausnehmt zu existieren! Ihr verdirbt unsere Rasse und macht uns schwach! Ich werde das nicht akzeptieren! Meine Scham ist groß genug, dass mein Sohn von einer Mischlingshure abstammt!"
Er holte nach dem Satz aus und schlug ihr mitten ins Gesicht. Der Schock ließ mich aufstehen und ich wollte ihm am liebsten an die Kehle springen, doch machte wie in Trance langsame Schritte nach hinten, um dann direkt in Brandos Armen zu landen. Er führte mich wieder zum Stuhl, damit ich erneut vor Caleb Platz nehmen konnte, der mittlerweile auch wieder auf seinem Stuhl saß. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, saßen wir drei uns wieder gegenüber und wieder war es Caleb, der nach einiger Zeit die Stille unterbrach. Ich konnte ihm aber kaum zuhören und sah immer wieder besorgt zu Linda, die aber nach dem Schlag noch mutiger wirkte als davor.

"Weisst ihr, was das Lustigste ist? Euer geliebter Killian ist jetzt sicher bei Noah, um die Wahrheit über dich aus ihm herauszuprügeln", lächelte er und schaute in meine Richtung.

Mir wurde eiskalt und schwindelig. Ich musste mir dieses Szenario bildlich vorstellen und fasste mir dabei ans Herz, denn ich dachte, es würde jeden Augenblick aufhören zu schlagen, da es das alles nicht mehr verkraften würde. Schockiert sah ich erneut herüber zu Linda und atmete schwer. Sie sah aus, als würde sie ihn gleich in der Luft zerfetzen. Ihre Hände krallten sich in ihre Beine, ihre Augen fixierten sein amüsiertes Gesicht und sie fletschte ihre Zähne, doch ehe sie aufstehen konnte, stand er wieder auf.

"Halte deine Gefühle zurück und hör auf mich anzuschauen, als wäre ich der Bastard hier. Du kommst mit mir mit, woanders hin, damit wir endlich normal weiterleben können und Brando, du kümmerst dich um Alicia."

Er lief um den Tisch und schnappte sich Lindas Arm, um sie mit Gewalt zum Aufstehen zu bringen. Ich wandt mich ab von den Beiden und schaute hinüber zum Fenster, um mich an mein altes Leben zu erinnern. Ich dachte an meinen Dad, an Melina, an Killi und Resul und das alles, während ich hörte, wie Linda sich schreiend wehrte, bis die Tür hinter mir ins Schloss fiel, was mich zum Zucken brachte.

The Alphas Mate - Unter dem Schutz der Rosen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt