Nur ein Verdacht

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Winter:

„Ich fasse es nicht, wir sind wieder ganz am Anfang.", fluchte ich, während ich Madison ihr Wasser reichte. Ich hatte ihr eben von meiner Unterhaltung mit Liam berichtet, wenn man die paar Worte denn so nennen konnte. Der dumpfe Schmerz pochte noch immer in meiner Wange und ließ selbst nach Stunden nicht nach.

Und nun ärgerte ich mich darüber, dass Liam uns keinen Schritt weiter gebracht sondern eher einen nach hinter geschubst hatte.

„Es ist nicht unsere Aufgabe, zu ermitteln.", sagte Madison, ihre hellen Haare schimmerten in dem gedämpften Licht der Bar.

„Das will ich ja auch gar nicht.", erwiderte ich, „Ich will nur die Wahrheit herausfinden."
„Die Wahrheit ist, dass sie sie umgebracht haben. Nika ist tot und dass nun schon seit über zwei Monaten. Es bringt ihr nichts mehr, wenn du alles aufdeckst."

„Aber die Morde stehen in Verbindung mit ihr." Madison zögerte bevor sie antwortete:
„Ja, wahrscheinlich. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht machst du dich nur wegen einer Sache verrückt, die gar nicht existiert."

Ich schluckte schwer und bediente einen anderen Kunden. Als ich zu ihr zurückkehrte, lächelte sie wieder und ich lächelte zurück. In zwei Tagen hatten wir unser Date und die Zeit verging gleichzeitig viel zu schnell und unerträglich langsam.

"Vielleicht", fing Madison nun erneut an, "sollten wir einfach mal normale Teenager sein. Das alles, die Morde, Nika und unsere Sorgen, hinter uns lassen. Bei MC Donalds alle Gerichte durchprobieren, über unsere Lehrer lästern ... uns verlieben."

„Ich muss nicht normal sein, um mich in dich zu verlieben.", sagte ich, doch Madison erwiderte nichts und blieb still.

Ich versuchte wieder den einen Fleck auf den Tresen zu lösen, während ich über ihre Wort nachdachte.

„Vielleicht hast du recht.", meinte ich nach einer Weile zögernd, „Und so etwas ist nichts für normale Teenager. Aber ich bin nicht normal und du bist es auch nicht und Nika war es auch nicht. Und ich kann nichts daran ändern und das will ich auch gar nicht. Ich will nur, dass diese Morde aufhören. Wenn sie die Hemingway-High schließen ... ich weiß nicht, was ich dann machen soll."

Madison sagte nichts, denn es gab auch nichts zu sagen. Sie griff nur nach meiner Hand und drückte sie sanft.

„Fällt dir denn niemand ein, der Nika nahegestanden hat?", fragte ich Madison, selbst wenn ich die Antwort kannte. Nika hatte nur eine Freundin und ihre Familie.

„Meinst du Nika Ramirez?", fragte plötzlich DK. Er lehnte hinter uns am Kühlschrank und angelte gerade eine Zigarette aus seiner Hosentasche. Er hatte die nervige Angewohnheit Gespräche an der Bar zu belauschen.

„Ja." Misstrauisch beobachtete ich, wie DK sich die Zigarette zwischen die Lippen steckte und schließlich versuchte, sie anzuzünden. Hin und wieder, wenn die Sucht an seinen Nerven zerrte und er keine Lust hatte nach draußen zu gehen, rauchte er seine Lucky Strikes in der Bar.

„Ein chooles Mädhen.", nuschelte er durch seine Zigarette hindurch, dann nahm er einen tiefen Zug, schloss genießerisch die Augen, um mir anschließend den Rauch ins Gesicht zu pusten. Ich wollte mich gerade wieder genervt zu Madison drehen, als er sagte:
„Sie war mit deinem Bruder zusammen." Ich stockte.

„Was?", fragten Madison und ich wie aus einem Mund.

„Sie waren Hals über Kopf ineinander verliebt. Richtig ekelig.", wiederholte DK und nahm einen weiteren Zug von seiner Zigarette.

„Hast du das gewusst?", fragte ich Madison, doch diese schüttelte den Kopf.

„Ich wusste, dass sie sich gut verstanden haben und sie haben ständig diese Witze gemacht, später zusammen zu wohnen und zu heiraten und so, aber ...", sie seufzte und verbarg ihr Gesicht in den Händen, „wenn ich jetzt darüber nachdenke, kann es gut sein."

All girls, except one, grow upWo Geschichten leben. Entdecke jetzt