Chapter 21

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Ein wenig später saßen Alec und ich auf der Fahrt nach Hause im Auto, er auf der Fahrerseite und ich auf dem Beifahrersitz. Es herrschte Stille, nicht mal das Radio dudelte wie gewohnt vor sich hin und ich starrte wie betäubt aus dem Fenster.

„Hast du mit Candy geschlafen?" Wir waren nur noch ein paar Minuten von unserer Wohnung entfernt. Warum ich genau jetzt mit dieser Frage herausplatzte, wusste ich nicht. Wahrscheinlich, weil ich bereits an einem Tiefpunkt angelangt war und nicht noch weiter fallen konnte. Während ich auf eine Antwort wartete, blickte ich meinen Freund nicht an, sondern schaute weiterhin auf die vorbeiziehenden Autos und Straßen.

„Joshi, ich -", begann er und ich konnte das schlechte Gewissen in seiner Stimme hören. Also unterbrach ich ihn, indem ich meine Hand hochhielt. Ich hatte mich geirrt – ich konnte definitiv noch tiefer fallen.

Ich schwänzte

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Ich schwänzte. Zum ersten Mal in meinem Unileben schwänzte ich meine Seminare. Nicht, dass mich das in irgendeiner Weise tangieren würde – es war Freitag und in zwei Tagen wäre sowieso Winterbreak. Der Rest des Novembers war an mir vorbeigezogen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Nicht mal Brittainy, die mich gestern besucht hatte, hatte ich gefragt, wer der geheimnisvolle Typ war, auf den Eva scheinbar stand. Aber nicht nur Britt kam, um nach mir zu sehen, auch all meine anderen Freunde schneiten abwechselnd in mein Zimmer. Sie versuchten, mich aufzumuntern, erzählten mir, was sie den lieben langen Tag über gemacht hatten und probierten, für mich da zu sein. Und auch wenn ein kleiner Teil tief in mir dafür dankbar war, so konnte ich es ihnen nicht zeigen, da der Großteil von mir einfach nur allein sein wollte.

Vor allem Alec gab sich große Mühe. Allerdings merkte ich ihm an, dass er sich manchmal nur schwer davon abhalten konnte, mir eine Standpauke zu halten. Zum Beispiel als ich nach dem vierten Tag meines freiwilligen Uniabbruchs langsam angefangen hatte zu riechen. Oder als ich mich an einem Abend geweigert hatte, etwas zu essen. Oder als ich einen Topf mit Milch auf dem Herd vergessen hatte, der letztendlich überkochte. Oder genau in diesem Moment.

„Es wird Erics und Finjas letzter Tag sein, Josh! Wenn sie erstmal nach Minneapolis umgezogen sind, werden sie Stunden entfernt wohnen und wir werden kaum noch eine Gelegenheit bekommen, sie zu sehen. Du wirst dir jetzt also verdammt nochmal etwas anderes als Jogginghosen anziehen und den anderen und mir bei den Vorbereitungen helfen!" Er stieß laut die Luft aus und fuhr sich durchs Haar. Ich starrte ihn an. Er hatte ja recht. Ich war in letzter Zeit kein guter Freund gewesen. Weder für ihn noch für unsere Clique. Und jetzt die Verabschiedung zur Feier des Umzuges von zwei guten Freunden zu verpassen, würde mich nur zu einem noch beschisseneren Freund machen.

Aber ich fühlte mich einfach so ... leer. Schon morgens aufzustehen und mich zu waschen, kam einem Kraftakt enormer Größe gleich.

„Bitte, Joshi", flehte Alec jetzt und legte doch tatsächlich die Handflächen in einer bettelnden Geste aneinander.

„Ja ... ja, okay, ich komme gleich. Gib mir nur noch ein paar Minuten, um mich umzuziehen", gab ich also nach und bemühte mich um ein verzerrtes Lächeln. Das Strahlen, das ich von meinem Freund erntete, war so breit und erleichtert, dass es mich beinahe blendete. Dieses Lachen war es, das vor ein paar Wochen noch mein ganzes Inneres hatte erwärmen können und meinen Bauch hatte kribbeln lassen. Jetzt aber musste ich mich wegdrehen, um die Tränen, die in meinen Augen aufstiegen, vor Alec verstecken zu können.

The World Against UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt