Die Panik traf mich so hart wie ein Lastwagen mit Höchstgeschwindigkeit. Die Leichtigkeit, die mir der Alkohol beschert hatte, war verschwunden, stattdessen fühlte ich mich in die Ecke gedrängt. Ich war mir der Blicke bewusst, die auf meinem Kumpel und mir lagen, doch ich hatte nur Augen für ihn.
„Alec, ich ... ich kann doch nicht ... ich kann dich doch nicht küssen! Du bist mein bester Freund und beste Freunde küssen sich nicht! Das ist einfach nur ... das, ich ... Und -" Mein nervöses Gestotter wurde von Alecs warmer Hand gestoppt, die beschwichtigend nach der meinen griff.
„Hol tief Luft", versuchte er mich zu beruhigen. Ich tat wie mir befohlen und atmete tief durch die Nase ein und dann wieder aus.
Ein, aus.
Ein, aus.
Allmählich spürte ich, wie die Hysterie nachließ. Alec löste seine Finger erst wieder von meinen, sowie er sich sicher war, dass ich nicht gleich wieder zu blubbern anfangen würde. Seine Miene war ernst, das konnte ich durch das spärliche Licht, welches den kleinen Raum erhellte, erkennen.
„Deine Hand ist verschwitzt", meinte ich und wischte mir demonstrativ die Handfläche an der Jeans ab. Das war zugegebenermaßen eine Lüge – Alecs Hand war wunderbar warm, rau und ein bisschen trocken –, allerdings konnte ich jetzt beobachten, wie die Ernsthaftigkeit der Belustigung wich. Das sah schon eher nach meinem besten Freund aus.
„Alter, jetzt krieg dich mal wieder ein. Ist ja nicht so, als müsstest du deinen Kumpel vor uns allen vögeln", sagte der Typ, der vorhin so wild mit dem Mädchen neben sich geknutscht hatte. Unwillkürlich trieb mir die Vorstellungen dessen, was er soeben gesagt hatte, die Röte ins Gesicht.
„Das sagt der Richtige", murmelte Alec so leise, dass nur ich es hören konnte. „Wer hat vorhin denn beinahe seine Tussi vor den Augen aller flachgelegt?"
Ein Prusten entkam mir.
„Was machen wir jetzt?" fragte ich ihn dann, da nun auch die anderen Mitspieler zu nörgeln begannen. Alec musterte mich einen Moment lang, bevor er einen Entschluss zu fassen schien. Seine Schultern strafften sich und er lehnte sich zu mir, um mein Gesicht mit seinen Händen zu umfangen.
„Du hast recht. Wir sind beste Freunde. Das wird auch kein blödes Spiel ändern. Die wollen, dass wir uns küssen? Meinetwegen." Er zuckte mit den Schultern. „Nur ein Kuss. Es wird nichts bedeuten."
Ich schluckte.
Es wird nichts bedeuten, es wird nichts bedeuten, es wird nichts bedeuten ...
Ein Kuss würde nichts an unserer Freundschaft ändern; er würde nichts bedeuten, so wie Alec es gesagt hatte. Genau das war es, was ich wollte. Trotzdem störte mich irgendetwas an seinen Worten ... Sie hörten sich falsch an. Dennoch nickte ich, mein Gesicht immer noch in Alecs Handflächen geborgen.
„Okay. Es wird nichts bedeuten."
Mit einem zittrigen Atemzug schloss ich die Augen und wartete bis ich den Atem meines besten Freundes auf den Lippen spürte. Sowie sein Mund zart wie Schmetterlingsflügel über meinen strich, entkam mir ein leises Keuchen. Die Berührung war kaum zu spüren, nichtsdestotrotz durchfuhr ein Stromschlag meinen ganzen Körper, ausgehend von der Stelle, an der sich unsere Lippen berührten.
Im Hintergrund hörte ich, wie Brownie mit ihrem Countdown begann.
„Alles ist gut, Joshi. Bin nur ich", flüsterte Alec, der meine Nervosität spürte. Ich fühlte seinen warmen Atem auf meiner Haut. Seine rechte Hand fuhr in meine Haare und umfasste meinen Hinterkopf, um mich näher an ihn zu ziehen. Jetzt lagen unsere Lippen sanft aufeinander gepresst, jedoch machte er keine Anstalten mich richtig zu küssen. Und ich begriff: Er überließ mir den nächsten Schritt.
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The World Against Us
RomansaWATTYS GEWINNER 21 »Ich wusste nicht, wann es passiert war. Ich wusste nur, dass es passiert war. Ich, Joshua Collins, war in meinen besten Freund Alec verliebt.« Joshua und Alec - Freunde seit Kindestagen. Nichts und niemand kann sie auseinander br...